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Holocaust-Gedenktag
Saarland: Landtag gedenkt erstmals homosexuellen Opfern des Nazi-Regimes
Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert der saarländiche Landtag an die homosexuellen Opfer. Angesichts des erstarkenden Rechtsextremismus wird vor einer Rekriminalisierung von Homosexualität gewarnt.

Im Foyer des Saarbrückener Landtages wurde eine Ausstellung des Schwulen Museums Berlin gezeigt (Bild: LSU Saar)
- 29. Januar 2024, 13:00h 2 Min.
Zum 79. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz hat der saarländische Landtag erstmals die Verfolgung von Homosexuellen in der NS-Zeit zum Themenschwerpunkt seiner Gedenkveranstaltung gemacht. Landtagspräsidentin Heike Winzent (SPD) hatte dazu für Sonntag zahlreiche Vertreter*innen der queeren Community im Saarland ins Landesparlament eingeladen.
Der Landtag des Saarlandes hat in seiner Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus das Schicksal verfolgter...
Posted by Landtag des Saarlandes on Sunday, January 28, 2024
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Historiker Frédéric Stroh von der Universität Straßburg, erklärte auf der Veranstaltung bei einem Vortrag, dass es im Saarland zwischen 5.000 und 15.000 "Rosawinkelhäftlinge" gegeben habe. Sie wurden ihrer Liebe wegen verhaftet, bloßgestellt, ihre Existenz wurde vernichtet. Historikerin Kristin Plötz ergänzte, dass lesbische Frauen zwar nicht direkt über den Paragrafen 175 verfolgt worden seien. Dennoch seien Frauen wegen "Perversion" verurteilt und teilweise zwangssterilisiert worden.
Warnung vor möglicher Rekriminalisierung von Homosexualität
"Ein bewusstes Gedenken an die Verfolgung sexueller Minderheiten in der NS-Zeit, wie es letztes Jahr im Bundestag und nun auch erstmals im saarländischen Landtag stattfand, war eine längst überfällige Antwort auf ein viel zu langes Schweigen und ist ein Anfang vom Ende einer im Erinnern bis heute antastbar gebliebenen Würde der betroffenen Menschen", erklärte Thomas W. Schmitt, langjähriger Landesvorsitzender der Lesben und Schwulen in der Union im Saarland (LSU Saar). "In Zeiten, in denen in einer stärker werdenden, weitgehend rechtsextremen Partei wie der AfD bereits von der Deportation und Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte die Rede ist, ist auch eine Rekriminalisierung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt vielleicht nur ein weiterer Schritt. Beides muss mit allen Kräften verhindert werden." Der Paragraf 175, der Homosexualität seit der Kaiserzeit illegal machte, wurde erst 1994 gänzlich abgeschafft.
Auch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) warnte angesichts des Gedenktages vor einem erneuten Erstarken rechtsextremer Kräfte: "Der 27. Januar mahnt uns an die furchtbarsten Schrecken des Nationalsozialismus. Er muss in diesen Zeiten auch bedeuten: Wehret den Anfängen!" (dk)














