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HIV-Medikament
BfArM: Verfügbarkeit von PrEP/Truvada bis Ende April gesichert
Zehntausende Menschen sind von Lieferengpässen eines wichtigen HIV-Medikaments betroffen. Nun gibt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vorerst Entwarnung. Die Deutsche Aidshilfe fordert Aufarbeitung.

Mann mit PrEP-Pille: Das Bundesgesundheitsministerium hat Ende Januar offiziell bekanntgegeben, dass bei dem HIV-Medikament ein Versorgungsmangel besteht (Bild: IMAGO / Pond5 Images)
- 2. Februar 2024, 05:14h 3 Min.
Die mangelnde Verfügbarkeit des HIV-Medikaments mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovir soll sich nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereits in wenigen Tagen "deutlich stabilisieren". "Das ergibt sich aus einer engen Abstimmung zwischen dem BfArM und den Zulassungsinhabern Ratiopharm und Heumann, die nun gegenüber dem BfArM bestätigt haben, sehr kurzfristig erhebliche Warenkontingente für den Markt zur Verfügung zu stellen", sagte ein BfArM-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Anfang der Woche hatte das BfArM noch mitgeteilt, dass sich die Verfügbarkeit im Februar zunächst nur leicht stabilisieren werde. Laut den aktuellen Plänen sollten die Vorräte bis mindestens Ende April reichen und ausreichend Medikamente für die Versorgung der Nutzer*innen zur Verfügung stehen.
Gesundheitsministerium erklärt Versorgungsmangel
Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovir waren bereits im November bekannt geworden (queer.de berichtete). Die unter dem Markennamen Truvada bekannten Kombitabletten werden sowohl zur Behandlung einer HIV-Infektion gebraucht, vor allem aber werden sie zur Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) von Menschen mit hohem Ansteckungsrisiko dauerhaft eingenommen. In Deutschland betrifft dies nach RKI-Angaben rund 40.000 Personen.
Aufgrund des Engpasses mussten einige Nutzer*innen die Einnahme bereits unterbrechen oder ihre Therapie umstellen. Das Bundesgesundheitsministerium hat Ende Januar offiziell bekanntgegeben, dass bei dem HIV-Medikament ein Versorgungsmangel besteht. Eine entsprechende Mitteilung wurde am Donnerstag im Bundesanzeiger veröffentlicht.
DAH sieht "Licht am Ende des Tunnels"
"Es ist ein wichtiges Zeichen, offiziell festzustellen, was längst unübersehbar ist: ein dramatischer Versorgungsausfall bei einem wichtigen HIV-Medikament", erklärte Stefan Miller vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH). "Die Folgen sind bereits fatal: Wir müssen mit vermeidbaren Neuinfektionen rechnen, Therapieumstellungen belasten die Menschen, die mit HIV leben. Dieser Notlage gilt es mit aller Kraft entgegenzuwirken."
Dank der gemeinsamen Anstrengungen aller Beteiligten sei jetzt zumindest "Licht am Ende des Tunnels sichtbar", meinte Miller. "Wann sich die Versorgungslage wieder vollständig normalisieren wird, lässt sich zurzeit aber noch nicht sagen."
Kassen zur Kostenübernahme aufgefordert
Von den Krankenkassen forderte die Deutsche Aidshilfe forderte eine Zusicherung, die Kosten für alle verfügbaren Präparate zu übernehmen – auch für importierte Medikamente und für das deutlich teurere Original-Präparat. "Der Verband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) sollte die Kostenübernahme unverzüglich offiziell bestätigen, damit Ärzt*innen und Apotheker*innen keine Angst vor finanziellen Verlusten haben müssen", erklärte die DAH in einer Pressemitteilung. "Diese Sorge kann ein großes Hemmnis bei der Verschreibung und Aushändigung der jeweils verfügbaren Präparate sein."
Nach dem Ende der aktuellen Krise müsse es dann darum gehen, die Ursachen zu bestimmen und ähnliche Situationen in Zukunft zu vermeiden, auch angesichts von ähnlichen Lieferengpässen bei anderen Medikamenten in den letzten Jahren, so die Aidshilfe. Gesprochen werden müsse etwa über die "Konzentration auf relativ wenige Hersteller und die deutsche Preispolitik bei Generika".
"Dass ein lebenswichtiges Medikament in Deutschland plötzlich nicht mehr verfügbar ist, darf sich nicht wiederholen", sagte DAH-Vorstand Stefan Miller. "Die Bundesregierung steht in der Pflicht, das zu verhindern." (cw/dpa)














