https://queer.de/?48398
Unna
Queerer Schüler kann nicht an Klassenfahrt teilnehmen
Wie sehr Mobbing noch immer queeren Schüler*innen das Leben zur Hölle machen kann, zeigt ein Fall über einen 16-Jährigen aus dem nordrhein-westfälischen Unna.

Dario im Bericht der "Lokalzeit aus Dortmund" (Bild: Screenshot WDR-Fernsehen)
- 7. Februar 2024, 10:20h 2 Min.
Der 16-jährige Schüler Dario Cortes Delgado Salazar kann mit seiner Schulklasse des Ernst-Barlach-Gymnasiums Unna nicht auf eine gemeinsame Klassenfahrt nach Wien mitfahren, weil er offen schwul ist. Über den Fall berichtete am Dienstag die WDR-Regionalsendung "Lokalzeit aus Dortmund" (siehe ARD-Mediathek).
"Ich habe vor der Klassenfahrt Sachen mitgekriegt, zum Beispiel: 'Nein ich will nicht mit Dario in ein Zimmer'. Dann haben sich die Leute gestritten darüber, wer mich 'kriegen' muss", berichtete Dario. Der WDR beschrieb den Schüler so: "Dario ist schwul, er fühlt sich aber auch sehr weiblich", was er etwa mit dem Tragen von traditionell Frauen zugeordneter Kleidung oder seiner Liebe zu Puppen oder Farbe Pink ausdrücke. Er selbst erklärte, dass er noch jung sei und erst einmal schauen müsste, "wo ich mich einordnen will und ob ich mich überhaupt einordnen will". Für sein Erscheinungsbild werde er oft gemobbt und etwa als "Missgeburt" beschimpft.
Schule sieht schwulen Schüler als Gefahr für Schülerinnen
Nach schlechten Erfahrungen bei früheren Klassenfahrten bat Dario darum, mit Freundinnen in einem Zimmer übernachten zu dürfen. Die Eltern von mit Dario befreundeten Mädchen stimmten dem zu, aber die Schule sprach ein Verbot aus, angeblich weil es keine gesetzliche Regelung zur Unterbringung gebe. Die verantwortliche Bezirksregierung unterstützte das Verbot – und mutmaßte über ominöse Gefahren, wenn ein Schwuler mit Mädchen Zeit im selben Zimmer verbringt: "Die möglichen Konsequenzen einer gemeinsamen Übernachtung sind so wenig abschätzbar, dass in der Verantwortung gegenüber allen Beteiligten eine andere Entscheidung nicht sinnvoll ist."

(Bild: Screenshot WDR-Fernsehen)
Darios Vater Antonio Cortes Delgado konnte diese Gefahr, die angeblich von seinem Sohn ausgeht, nicht verstehen: "Bei Dario mache ich mir keine Gedanken, dass da irgendetwas passieren könnte. Eher umgekehrt schon, wenn er ins Jungenzimmer geht. Aber so etwas sehen sie nicht."
Die Schule habe ein Einzelzimmer für möglich gehalten, aber Dario lehnte ab, da er sich sonst noch weiter von seinen Mitschüler*innen abkapseln müsste. Nach Wien reisen wolle er irgendwann privat – mit Menschen, die weniger engstirnig sind. (cw)













