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Verfolgerstaat Dubai als Hort der Toleranz
Bushido: "Mir doch egal, wenn du als Typ mit anderen Typen vögelst"
Bushido hat Deutschland Richtung Dubai verlassen – also einen Ort, an dem Homosexuellen die Todesstrafe droht. Für sein Leben habe der neue Wohnort das nur Vorteile, denn dort werde Toleranz großgeschrieben, so der Rapper.

Bushido 2017 bei einem Konzert in Berlin (Bild: IMAGO / POP-EYE)
- 15. Februar 2024, 13:21h 3 Min.
Der wegen homosexuellenfeindlicher Äußerungen immer wieder kritisierte Rapper Bushido hat die Vorteile seines neuen Wohnortes Dubai – das als intolerante Diktatur gilt – gegenüber Deutschland betont. Auf die Frage, was in Dubai besser laufe als in Deutschland, antwortete Bushido dem Berliner "Tagesspiegel" (Bezahlartikel): "Sicherheit, Service, Steuern." Zwar schätze er Berlin weiterhin, aber in Dubai werde "ein sehr höflicher Umgang" gepflegt. "In Deutschland hingegen habe ich immer das Gefühl, dass Wohlhabende von anderen schief angeguckt werden."
Konflikte zwischen Religionen gebe es kaum: "Hier feiert man Weihnachten ebenso wie den Ramadan oder buddhistische Feste. Juden zeigen sich offen als Juden. Mit Kippa, Bart, Locken. Denen wird nicht hinterher geguckt, die werden nicht angepöbelt." Überhaupt sei Toleranz das Wichtigste, betonte der Rapper: "Wir sollten lernen, miteinander zu leben. Unabhängig davon, was wir glauben, wie wir aussehen und mit wem wir in die Kiste steigen. Mir doch egal, wenn du als Typ mit anderen Typen vögelst, im Swingerclub herumhängst oder im Berghain-Lab die Toiletten ausleckst."
Menschenrechtsorganisationen kritisieren in Dubai unter anderem die Ausbeutung ausländischer Arbeiter*innen, die Unterdrückung von Frauen und queeren Menschen. Homosexualität ist illegal und könnte laut dem Gesetz sogar mit der Todesstrafe geahndet werden.
"Wer sich an die Regeln hält, ist gern gesehen"
Bushido, der mit Musik ein Vermögen verdiente und ab März wieder in Deutschland einige Konzerte gibt, sagte in dem "Tagesspiegel"-Interview weiter: "In Dubai werden Ausländer nicht wie Ausländer behandelt, das finde ich sehr angenehm. Da bist du nicht die deutsche Kartoffel, das französische Baguette oder das indische Curry. Jede Nationalität und Religion ist willkommen. Wer sich an die Regeln hält, ist gern gesehen."
Negative Themen wie der Ukraine-Krieg und der Gaza-Krieg seien in den Medien und in der Schule seiner Kinder nicht so präsent wie in Deutschland. "Wenn du nicht willst, kriegst du davon nichts mit. Natürlich sind die Probleme nicht weg. Trotzdem hast du hier die Möglichkeit, dich dem nicht komplett hingeben zu müssen", sagte Bushido. "Auf der Schule meiner Kinder gibt es das Bestreben, diese Konflikte außen vorzulassen. Ich finde das sehr entspannend." Zugleich müssten die Kinder in der Schule Arabisch lernen und hätten Islamunterricht.
Bushido will bei seinem Deutschlandbesuch nicht auf alte Songs mit Beschimpfungen der Polizei oder homophoben Texten nicht verzichten. "Wir haben einen guten Weg gefunden, miteinander umzugehen. Ich zensiere keine Textzeilen", sagte er auf die Frage, warum er sein Lied "Stress ohne Grund" mit der Zeile "Ich fick' die Polizei, LKA, BKA" weiter singe. In dem Song von 2013 wird in Anspielung auf den früheren offen schwulen Bürgermeister der Bundeshauptstadt außerdem gerappt: "Du wirst in Berlin in deinen Arsch gefickt wie Wowereit", auch der Satz "Du Schwuchtel wirst gefoltert" ist enthalten. Bereits letzten Monat hatte Bushido in einem Interview erklärt, er wolle sich für derartige gegen sexuelle Minderheiten gerichtete Texte nicht entschuldigen (queer.de berichtete).
Nicht nur in Texten zeigte sich die Homophobie des Rappers, sondern auch im realen Leben: 2007 streckte er LGBTI-Aktivist*innen, die gegen ihn demonstrierten, etwa den Mittelfinger entgegen – und das ausgerechnet bei einem Anti-Gewalt-Konzert. Dazu sagte er: "Die Wichser können demonstrieren, sich aufhängen – ich scheiß drauf" (queer.de berichtete). Wenige Jahre später pöbelte er CSD-Teilnehmende in Kreuzberg an. Die "taz" zitierte ihn unter anderen mit dem Spruch: "Ihr seid Lesben? Ihr wurdet einfach nicht ordentlich durchgefickt" (queer.de berichtete). (dpa/cw)














