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Griechenland
Thessaloniki: Tausende demonstrieren nach transfeindlicher Mob-Attacke
In der zweitgrößten griechischen Stadt kam es am Samstag und Sonntag zu queerfeindlichen Ausschreitungen. Dagegen protestierten dann tausende Menschen.

Zur Protestaktion kamen am Sonntagabend tausende in die Innenstadt von Thessaloniki (Bild: X / Teacher Dude)
- 12. März 2024, 13:50h 2 Min.
Nach einer transfeindlichen Attacke haben am Sonntagabend 3.000 bis 4.000 Menschen in Thessaloniki gegen Homo- und Transphobie protestiert. Die Demonstration war binnen weniger als 24 Stunden von LGBTI- und Frauen-Organisationen, antifaschistischen Gruppen und Studierendenvereinigungen organisiert worden.
Anlass war ein Übergriff am Samstagabend, als ein Mob von rund 200 schwarzgekleideten jungen Personen – laut Berichten – zwei jeweils 21-jährige trans Menschen wegen deren Geschlechtsidentität in der vielbesuchten Innenstadt zunächst verbal attackierte und verfolgte. Das Duo konnte sich schließlich in einem Restaurant verschanzen, bis die Polizei eintraf. 21 Verdächtige sind bislang verhaftet worden. Neun der Verhafteten hätten die griechische Staatsbürgerschaft, die anderen stammten aus Albanien und Georgien. Zwölf der Verhafteten, allesamt Jugendliche, wurden am Sonntag wieder freigelassen, die anderen befinden sich noch hinter Gittern.
/ Sacco_69 | Video des Übergriffs am Samstag#antireport
V e l o c i t y (@Sacco_69) March 10, 2024
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# pic.twitter.com/E3EP6FKN1o
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Derzeit findet in Thessaloniki ein Doku-Filmfestival statt, das sich dieses Jahr queere Themen als Schwerpunkt gesetzt hat. Am Rande dieses Events wurden mehrere weitere queerfeindliche Attacken gemeldet. Am Sonntag wurde etwa Stefanos Kasselakis, der offen schwule Chef der linkspopulistischen Partei Syriza, von einem Mob verbal attackiert, als er mit anderen Abgeordneten gerade in ein Kino ging. Dabei fielen auch homosexuellenfeindliche Schimpfwörter.
Der oberste Gerichtshof Griechenlands ordnete am Montag eine Untersuchung der Vorfälle an. Kritik an den Übergriffen kam von allen demokratischen Parteien. Regierungssprecher Pavlos Marinakis erklärte etwa, dass "Leute mit Baseballschlägern und Hoodies keinen Platz in unserer Republik haben".
"Der Angriff zeigt, wohin ein Klima der Ausgrenzung und Gewalt führt"
Auch in Deutschland zeigten sich queere Menschen entsetzt über die Attacke. Der offen schwule Bundestagsabgeordnete Kai Gehring (Grüne) tweetete etwa: "Queerfeindliche Hetze bleibt nicht folgenlos: Der Angriff zeigt wiederholt, wohin ein Klima der Ausgrenzung & Gewalt führt. Queerfeindlichkeit ist Menschenfeindlichkeit!"
/ KaiGehringEine große Menschenmenge hat in #Thessaloniki zwei trans* Personen angegriffen. Queerfeindliche Hetze bleibt nicht folgenlos: Der Angriff zeigt wiederholt, wohin ein Klima der Ausgrenzung & Gewalt führt.#Queerfeindlichkeit ist Menschenfeindlichkeit! https://t.co/qwYcJuAbpl
Kai Gehring (@KaiGehring) March 11, 2024
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Erst vergangenen Monat hatte das griechische Parlament das Ehe-Verbot für Schwule und Lesben abgeschafft (queer.de berichtete). Das führte zu einer Zunahme von queerfeindlicher Rhetorik, insbesondere aus der christlichen Welt: Die griechisch-orthodoxe Kirche, der 90 Prozent der Bevölkerung angehören, schloss etwa mehrere Abgeordnete aus, weil sie mit "Ja" gestimmt hatten. Zudem drohten Geistliche der Regierung mit einer "Revolution", um das Ehe-Verbot für Nichtheterosexuelle wiederherzustellen (queer.de berichtete). (dk)















