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Kinostart

Queere Sommerliebelei unter düsteren Vorzeichen

"Liuben" ist der erste bulgarische Spielfilm, in dem schwule Beziehungen im Zentrum stehen. Er zeigt aber auch schonungslos die sozialen und wirtschaftlichen Realitäten im Land – nicht gerade ideale Bedingungen für die Liebe.


Schwule Sommerromanze in den Bergen: "Liuben" ist der erste offizielle LGBTI-Film aus Bulgarien (Bild: Cinemien)

Liuben ist ein junger Roma, der als Waise aufgewachsen ist und sich irgendwo im ländlichen Bulgarien mit Gelegenheitsarbeiten durchschlägt. Zudem wird er demnächst Vater, seine Freundin im Waisenhaus ist hochschwanger. Doch Jobs sind rar, und Roma haben einen schlechten Ruf.

Davon scheint sich Liuben (Bojidar Iankov Asenov) jedoch nicht unterkriegen zu lassen. Gut gelaunt steht er mit einer Ladung Melonen am Straßenrand, als Victor und sein Vater auf einem Traktor vorbeituckern. Sie kommen gerade von der Beerdigung des Großvaters – nur wegen dieser ist Victor (Dimitar Nikolov) überhaupt aus Madrid zurück in seinen Geburtsort gekommen, zum ersten Mal seit zwölf Jahren. Seine Mutter, eine Spanierin, war damals mit ihm dorthin ausgewandert. Und schon bald erfahren wir auch, dass Victor in Madrid Architektur studiert und einen Freund hat.

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Flirt gegen Geld – oder ist da mehr?


Poster zum Film: "Liuben" startet am 28. März 2024 im Kino

Ihm fällt der junge, attraktive Melonenverkäufer sofort ins Auge, und er schlägt seinem Vater vor, ein paar Früchte zu kaufen. Liuben zieht sofort alle Register, umwirbt die beiden und scheint fast ein wenig zu flirten.

In den kommenden Tagen laufen sich Liuben und Victor immer wieder über den Weg, das Dorf ist klein, jede*r kennt jede*n. Liuben erzählt von seinem Traum, Frisör in Deutschland zu werden, und dass er seinem Sohn ein guter Vater sein möchte, ihm jene Art Familie bieten will, die er selbst nie hatte. Victor erzählt, dass er zwar in Madrid in einer festen Beziehung ist, sich aber dennoch immer wieder mal mit anderen Männern trifft.

Liuben flirtet immer offener mit Victor, aber ob er ehrlich interessiert ist oder sich dadurch Vorteile oder schlicht Geld erhofft, bleibt lange offen. Seine schwangere Freundin fordert ihn sogar auf, dem "Ausländer" mehr Geld zu entlocken. Wie genau, sei ganz ihm überlassen, meint sie vielsagend. Okay sei das aber nur, weil es ein anderer Mann sei, andernfalls würde er Ärger mit ihr kriegen.

Reichlich Raum für eigene Interpretationen

Nach und nach stellt sich raus, dass Victors Schwulsein im Dorf kein Geheimnis ist. Auch sein Vater weiß von seiner Beziehung in Madrid und scheint keinerlei Vorbehalte zu haben – der Film deutet sogar an, dass auch er schwul sein könnte. Jedenfalls ist er nur von Männern umgeben und wird von einem auch regelmäßig bekocht.

Während die Liebelei zwischen Victor und Liuben sich langsam intensiviert, will Liubens Freundin mit einer Gruppe weiterer junger schwangerer Roma nach Griechenland. Liuben ist entsetzt und versucht erfolglos, sie davon abzuhalten. Als sie nach der Geburt ohne Kind zurückkehrt, hat dies dramatische Folgen.

"Liuben" ist mehr Sozialdrama als queere Romanze und lässt dem Publikum reichlich Raum für eigene Interpretationen. Der Film erzählt berührend und eindrücklich die Geschichte zweier junger Männer, die beide mit Problemen ringen, auf ihre Weise fremd sind in ihrer Umgebung – und miteinander und ineinander für kurze Zeit eine Zuflucht finden.

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Queers haben es nicht leicht in Bulgarien

Für Bulgarien ist die Produktion doppelt bemerkenswert: Sie ist der erste offizielle queere Film des Landes, und viele Darsteller*innen sind Roma, was äußerst selten ist. Beide Minderheiten sind in dem Balkanland mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert, es kommt auch immer wieder zu Hassverbrechen. Dass der Film kein Happy End hat, scheint somit also durchaus realistisch. Auch wenn es ein wenig an die Zeit erinnert, als schwule Liebesgeschichten in Kino und Fernsehen prinzipiell nur tragisch enden konnten.

Aber inmitten all der queeren Romanzen aus Hollywood, Westeuropa und Südostasien, mit denen wir in den letzten Jahren geflutet wurden, erinnert "Liuben" daran, dass das Leben für viele Menschen, ob queer oder nicht, in weiten Teilen der Welt einiges weniger rosig aussieht. Dass es diesen Film überhaupt gibt, illustriert zudem gewisse Fortschritte bei der Akzeptanz für queere Menschen in Bulgarien. Und mit der Zeit wird sich das – wie bei uns – auch auf die Geschichten auswirken, die im Land erzählt werden.

Infos zum Film

Liuben. Drama. Bulgarien, Deutschland 2023. Regie: Venci Kostov. Cast: Antonia San Juan, Bojidar Iankov Asenov, David de Gea, Dimitar Banenkin, Dimitar Nikolov, Ramón Esquinas, Stefan Denolyubov, Stoyan Radev. Laufzeit: 109 Minuten. Sprache: bulgarische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. FSK 12. Verleih: Cinemien. Kinostart: 28. März 2024
Galerie:
Liuben
12 Bilder
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