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Fotografie

Die Männer des Charles Moriarty

Seine Bilder von Amy Winehouse machten ihn berühmt, heute hat der irische Fotograf Charles Moriarty viele Themen. Oft und gerne holt er sich Männer vor die Kamera, und er begehrt sie auch – und das spüren wir in seinen Porträts.


Smile (Bild: Charles Moriarty)

Die Geistesblüten am Walter-Benjamin-Platz in Berlin sind schon lange ein wichtiger Kulturort in Charlottenburg. Dort werden nicht nur gute Bücher verkauft, nämlich nur solche, die die Inhaber Christian Dunker und Marc Iven auch tatsächlich selbst empfehlen und lesen. Nein, ihre Leidenschaft fürs Buch geht noch ein paar Schritte weiter: Sie veranstalten Lesungen, zeigen Ausstellungen und geben regelmäßig ein dickes Magazin mit exklusiven Interviews und Texten zu Buchneuerscheinungen heraus, die ihnen am Herzen liegen. Und bei all dem ist das Thema queer stets mit dabei.

Aktuell (und noch bis Ende Mai) sind in den Geistesblüten Fotoarbeiten des Iren Charles Moriarty zu sehen. Mehr als fünfzig Fotos vermitteln unter dem Titel "Fragments – A Journey Into Light" einen Überblick über Moriartys Themen und fotografische Stile. Die sehr dichte Hängung der Fotos bildet auf diese Weise eine Art Mosaik, das in der Tat Fragmente zu einem leuchtenden Bildteppich verknüpft. Männer fotografiert Moriarty besonders gern und das mit einer, wie ich meine, bemerkenswerten Sensibilität. Man sieht den Bildern die Sympathie an, die der Fotograf den Fotografierten entgegenbringt. Die Personen scheinen dabei in sich zu ruhen und mitunter regelrecht in sich versunken zu sein.

Standfotograf für die Musikindustrie


Amy Winehouse, fotografiert von Charles Moriarty

Charles Moriarty, in Dublin geboren, zog es früh nach London. Er begann als Standfotograf für die Musikindustrie zu arbeiten. Auf diesem Wege lernte er unter anderem Amy Winehouse kennen. Beide verband nicht nur eine Freundschaft, sondern eine ebenso intensive künstlerische Beziehung. Denn Moriartys Fotos, die vor gut zwanzig Jahren entstanden, haben wesentlich zu seinem Ruhm als Fotograf beigetragen.

Seine erste Buchveröffentlichung "Before Frank", in der zahlreiche Fotos von Winehouse versammelt sind, wurde so zum Türöffner in seiner Karriere. "Aber Amy war mein Anfang, war der Anstoß, der mich auf den Weg des Fotografen brachte", bekennt Moriarty rückblickend. Kein Wunder also, dass heute das Porträt von Amy Winehouse in der Londoner National Portrait Gallery von Moriarty stammt. Als besondere Zugabe in der Ausstellung gibt es auf Wunsch eine Dia-Show mit frühen Winehouse-Aufnahmen.

Direktlink | Fotografien von Charles Moriarty
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Der Fotograf Moriarty hat mittlerweile viele Themen – darunter beispielsweise eine Vorliebe für Stillleben und immer wieder Rosen in der Farbe Pink. Eines seiner Selbstporträts ist zugleich ein Stillleben, darin enthalten der nicht zu übersehende Hinweis eines "Memento Mori". Der Tod wird hier nicht nur durch eine vergängliche Blütenpracht symbolisiert, sondern ganz direkt durch eine Sanduhr. Das alles ist auf einem Tisch arrangiert, an dem der Fotograf sitzt und in eine uns nicht sichtbare Ferne blickt.

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Zwei Personen in jedem Porträt

Er fotografiert, wie schon gesagt, oft und gerne Männer, und er begehrt sie auch – und das spüren wir in den Porträts. Weshalb er zu Recht davon spricht, dass in jedem Porträt im Grunde zwei Personen zu sehen sind, nämlich die, die gesehen wird, und die, die sieht. Was aus dieser Beziehungschemie am Ende entsteht, ist die spezifische Wirkung des Bildes. Unverkennbar gibt es darin immer auch die Suche nach Harmonie. Klar, dass dabei das Licht eine wesentliche Mittlerrolle spielt und gelegentlich auch Schatten atmosphärische Akzente setzen. Das Resultat, so unterschiedlich die Situationen und Settings auch sind, setzt stets auf Klarheit und Intimität, gleich ob die Haltung der porträtierten Person den Betrachtenden zu- oder abgewandt ist.

Direktlink | Charles Moriarty in seiner Ausstellung
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Das schließt Spektakuläres oder Surreales zuweilen nicht aus, wenn etwa ein nackter Mann mit dem Rücken zur Kamera, die Arme ausgestreckt, auf dem Kopf balanciert. Oder wenn sich übereinander geschlagene Beine in Netzstrümpfen und High Heels dominant in den Bildvordergrund drängen und der Blick weiterwandert auf einem Körper, der in Halbdrehung auf einem Stuhl platziert ist. Wir sehen einen schwarzen Slip und eine schwarze Korsage. Wenn wir danach im Spiegel das Gesicht erblicken, stellen wir unseren Irrtum fest. Denn nun schaut ein junger Mann im Spiegel zurück und noch einmal, ausschnitthaft in einem kleineren Spiegel. Ein schönes Spiel mit Erwartungen und Klischees.

Eine Reise in eine ausgesprochen bunte Welt

Fotos sind immer Fragmente, denn sie zeigen die Welt nie anders als ausschnitthaft. Und selbst wenn wir alle Fotos zusammenfügen würden, die wir besitzen, entstünde daraus kein Ganzes. In der Ausstellung allerdings wird Moriartys Reise ins Licht zu einer Reise in eine ausgesprochen bunte Welt mit einem vielfältigen Leben darin. Er selbst hat das in dem Geistesblüten-Magazin so formuliert:

"Meine Welt mäandert, folgt ihrem eigenen Weg und lässt sich nicht kategorisieren. Für mich als Beobachter gibt es keine Landkarte. Nur ein Gefühl, vielleicht einen Moment, der mitschwingt. In diesem Sinne erzähle ich meine Geschichte, stelle ich meine Arbeiten vor und meine Reise ins Licht."

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