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Kritik an linkem Hass
Spaulding: "Das ganze Pinkwashing-Narrativ ist unglaublich homophob"
Daniel-Ryan Spaulding kämpft gegen Antisemitismus – und wird dafür angefeindet. Jetzt beklagt er in einem Interview, dass der Hass inzwischen oft von Links komme.

Daniel-Ryan Spaulding bei einem Israel-Besuch vor gut einer Woche (Bild: Instagram / danielryanspaulding)
- 8. April 2024, 12:56h 2 Min.
Der offen schwule Comedian Daniel-Ryan Spaulding hat in einem "Welt"-Interview (Bezahlartikel) kritisiert, dass es nicht nur Hass von Rechtsaußen gebe: "Ich habe in den letzten fünf Monaten viel Homophobie von linker Seite erlebt. Ich sei ein 'Pinkwasher' und Sextourist in Israel", so der 39-Jährige, der sich in den letzten Monaten insbesondere gegen Antisemitismus engagierte. "Das ganze Pinkwashing-Narrativ ist unglaublich homophob. Es geht nur darum, die Selbstbestimmung und Erfahrung schwuler Männern zu leugnen, die nach Tel Aviv reisen, um ein freies Leben zu führen und damit gleichzeitig Israels westliche Liberalität zu diskreditieren."
Auf die Frage, warum es Gruppen wie "Queers for Palestine" gebe, antwortete Spaulding: "Viele junge Queers lieben die Opferrolle, dementsprechend auch Opfererzählungen (victimhood culture). In Bezug auf Palästina zielen sie nicht auf Frieden und ein gutes Leben für kommende Generationen ab, sondern halten vielmehr an Kriegen fest, die vor 75 Jahren stattgefunden haben." Dabei störe die Aktivist*innen nicht, "dass die Hamas sie töten würde", so der Comedian. "Im Gegenteil, es entsteht eine Verbindung durch den vermeintlichen Opferstatus."
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Spaulding appellierte an die Bevölkerung, sich gegen Antisemitismus zu positionieren – und stellte eine Verbindung zwischen Schwulenfeindlichkeit der Achtzigerjahre und dem Hass auf jüdische Menschen in der Gegenwart her: "Viele scheinen noch nicht begriffen zu haben, dass es für die ganze Gesellschaft schlecht ist, wenn eine Gruppe von Menschen entmenschlicht oder zum Sündenbock gemacht wird. Als sich in den 1980er-Jahren die Gesellschaft wegen der Aids-Epidemie gegen Schwule wandte, unseren Tod feierte und sich über uns lustig machte, war die erste Prominente, die sich für uns einsetzte, Elizabeth Taylor. Sie war Jüdin und wusste, was diese Art von Hass in einer Gesellschaft anrichten kann."
In Deutschland ist Spaulding etwa durch Gastauftritte im "ZDF Magazin Royale" bekannt. Er besitzt die kanadische und kroatische Staatsbürgerschaft, jüdisch ist er nicht. 2018 zog er nach Berlin und wurde dort zum Social-Media-Star, etwa mit viralen Youtube-Videos über das Berghain oder Erlebnisse mit der Berliner Ausländerbehörde. Im Herbst 2023 zog er nach New York und feierte mit seiner One-Man-Show "Power Gay" Erfolge. (dk)














