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Staatshomophobie

Ghana: Beide Präsident­schafts­kandidaten äußern sich queer­feindlich

Die westafrikanische Vorzeigedemokratie Ghana könnte härter gegen queere Menschen vorgehen. Jetzt haben beide Präsidentschaftskandidaten klargestellt, dass von ihnen keine Liberalisierung zu erwarten ist.


Vizepräsident Mahamudu Bawumia (vorne) stellt klar, dass er Homo­sexuelle missachtet und weiter für ihre sexuelle Orientierung bestrafen will (Bild: UNCTAD / flickr)

  • 15. April 2024, 09:21h 3 Min.

Die Präsident­schafts­kandidaten der zwei großen ghanaischen Parteien – Mahamudu Bawumia von der konservativen NPP und John Mahama vom sozialdemokratischen NDC – haben sich gegen LGBTI-Rechte ausgesprochen. Bawumia sagte am Donnerstag bei einer Veranstaltung anlässlich des Endes des Ramadan-Monats, dass er die "Praxis der Homosexualität" ablehne. Mahama hatte bereits im Februar erklärt, dass gleich­geschlechtliche Ehen und Trans-Identität seinem christlichen Glauben widersprächen. Die Wahlen in Ghana finden im Dezember statt.

Hintergrund ist, dass Präsident Nana Akufo-Addo, der sich wegen einer Amtszeitbegrenzung nicht erneut für das Präsidentenamt bewerben darf, derzeit unter Druck steht, ein im Februar vom Parlament beschlossenes queer­feindliches Gesetz zu unterzeichnen (queer.de berichtete).

Zwar steht bereits jetzt auf Homosexualität eine Haftstrafe von drei Jahren. Das neue Gesetz würde Förderung, Finanzierung oder Unterstützung von queeren Aktivitäten zusätzlich mit fünf Jahren Haft ahnden. Viele insbesondere westliche Staaten haben den Noch-Präsidenten aufgefordert, das Gesetz nicht zu unterzeichnen. Das Finanzministerium warnte kürzlich davor, dass eine Unterzeichnung des Gesetzes erhebliche finanzielle Auswirkungen auf Ghana haben könnte. So wären dann 3,8 Milliarden US-Dollar Förderung durch die Weltbank sowie ein Kredit in Höhe von 3,0 Milliarden vom Internationalen Währungsfonds in Gefahr.

Religion als Ursache für Queerfeindlichkeit

Konkret sagte Bawumia, der seit 2017 Vizepräsident von Ghana ist: "Es ist wichtig festzustellen, dass unsere kulturellen und gesellschaftlichen Normen und Werte als Ghanaer die Praxis der Homosexualität missbilligen". Der 60-Jährige weiter: "Alle großen religiösen Traditionen in Ghana sind gegen diese Praxis, so wie ich auch. Ich werde das auch als Präsident ablehnen."

Mahama, der bereits von 2012 bis 2017 Präsident Ghanas war, hatte auch mit Blick auf die Ablehnung queerer Menschen durch Kirchen erklärt: "Mein Glauben erlaubt mir nicht zu akzeptieren, wenn ein Mann einen Mann oder eine Frau eine Frau heiratet." Ferner meinte er: "Ich glaube nicht, dass irgendjemand sagen kann: 'Ich fühle mich heute wie ein Mann, auch wenn ich als Frau geboren wurde."

Beide Kandidaten begründen damit ihre Ablehnung mit ihrem Glauben. In Ghana gehören zirka 70 Prozent dem Christentum an, 20 Prozent dem Islam. Während Bawumia muslimischen Glaubens ist, ist Mahama ein Anhänger der extrem queerfeindlichen amerikanischen Pfingstgemeinde Assemblies of God.

Der westafrikanische Küstenstaat Ghana hat gut 34 Millionen Einwohner*innen und ist eine der stabilsten Demokratien des Kontinents. In vielen afrikanischen Staaten wird die Anerkennung der Rechte von queeren Menschen als schädlicher Import aus dem Westen angesehen. Dabei geht die Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen oftmals auf Gesetze aus der Kolonialzeit zurück, so auch in Ghana: Das Land ist seit 1957 unabhängig von Großbritannien, übernahm aber das britische Gesetz gegen Homosexualität. Nach Angaben von Human Rights Watch liegen 33 der 69 Länder, die Homosexualität verbieten, in Afrika. (dk)

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