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Fundamentalismus

Schweiz: Schwuler Lehrer nach Beschwerden von homophoben Eltern gefeuert

Noch heute können schwule Lehrer offenbar allein wegen ihrer sexuellen Orientierung ihren Job verlieren, wie ein Fall aus der Schweiz zeigt.


In der Schweiz kann Homosexualität an Schulen offenbar noch immer zur Kündigung führen (Bild: freepik.com)

  • 22. April 2024, 11:53h 3 Min.

Die Primarschule Obermatt in der Kleinstadt Pfäffikon bei Zürich hat im Februar einen offen schwulen Lehrer nach Beschwerden von christlichen Eltern gefeuert. Wie "Züriost" berichtet, haben die Eltern den 40-Jährigen wegen seiner sexuellen Orientierung als "Gefahr für ihr Weltbild" angesehen.

Der Lehrer hatte in der Schule kein Geheimnis daraus gemacht, dass er seit 20 Jahren mit seinem Freund zusammenlebt. Er hatte Sexualkunde unterrichtet, wie es in Zürich seit sechs Jahren vorgeschrieben ist. Im November 2023 letzten Jahres kamen dann drei Mütter mit christlichem Weltbild auf den Lehrer zu und verlangten, dass ihre Kinder aus dem Unterricht genommen werden. Im hitzigen Gespräch mit der Schulleitung beschwerten sie sich dem Bericht zufolge dann darüber, dass der 40-Jährige homo­sexuell sei. Gemeinsam mit drei muslimischen Elternpaaren verfassten sie schließlich einen 13-seitigen Brief an die Schulleitung, in der sie schwere Vorwürfe gegen den Lehrer erhoben – etwa, dass er die Schüler*­innen dazu angefacht habe, zu Hause zu masturbieren. Der Lehrer wies diese Vorwürfe zurück.

Lehrer während Krankheit gefeuert

Zunächst stellte sich die Schulleitung scheinbar hinter den Lehrer, das änderte sich aber bald: Im Januar wurde dem Lehrer eröffnet, dass es weitere Beschwerden gegeben habe und er deshalb nicht mehr Sexualkunde unterrichten solle. Danach ließ sich der vom Streit psychisch angeschlagene Lehrer zwei Wochen krankschreiben.

Zwar stellten sich im Anschluss andere Lehrer*innen hinter den schwulen Lehrer und beklagten in einem Brief, dass er nur wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werde. Am 12. Februar erreicht den krankgeschriebenen Lehrer dann aber trotzdem das Kündigungsschreiben. Dabei warf die Schulleitung dem Schwulen vor, selbst für seinen Rausschmiss verantwortlich zu sein: "Wir stellen fest, dass du den Dialog mit den Eltern und auch mit uns verweigerst. Damit ist das Suchen nach einer tragfähigen Lösung für uns nicht mehr möglich."

Die Schulführung lässt einen engagierten Lehrer fallen ? nur weil er schwul ist. Das gibt für die Schulführung ein...

Posted by PINK CROSS / Swiss Gay Federation on Thursday, April 18, 2024
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Ende Februar verkündete die Schule dann in einem Elternschreiben, dass der Lehrer nicht mehr an der Schule unterrichte. Die Begründung klang allerdings ganz anders als in vorhergehenden Schreiben: "Leider müssen wir Sie darüber informieren, dass Herr [...] beschlossen hat, nicht mehr an unserer Schule zu unterrichten, und dass er die Schule per sofort verlässt. Wir bedauern diesen Entscheid, denn wir verlieren mit ihm einen sehr engagierten Lehrer." Weiter hieß es: "Er hat sich auch während seiner krankheitsbedingten Abwesenheit stets dialogbereit gezeigt. Wir entschuldigen uns bei Herrn [...] und bei Ihnen, wenn wir uns in der Vergangenheit missverständlich ausgedrückt haben und unsere Schreiben anders verstanden werden konnten."

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Schule kommentiert Rausschmiss nicht

Die Schule selbst will sich gegenüber "Züriost" zu dem Rausschmiss nicht äußern. "Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes können wir dazu keine Stellung nehmen", so Schulpräsident Hanspeter Hugentobler. Auf die Frage, ob die Schule den Lehrer ausreichend vor Angriffen der Eltern geschützt worden sei, antwortete Hugentobler ausweichend: "Wie viel ausreichend bedeutet, ist auch immer eine Ansichtssache. Es war sicherlich immer unser Bestreben."

Man arbeite derzeit an einer Neubesetzung für die Zeit nach den Sommerferien. Ob dann nur noch heterosexuelle Lehrer für den Job akzeptiert werden, sagte der Schulleiter nicht. (dk)

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