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Neuer ESC-Erklärer
Thorsten Schorn tritt mit großen Füßen selbstbewusst in Fußstapfen von Peter Urban
Der offen schwule Moderator Thorsten Schorn feiert nächste Woche seinen ESC-Einstand – und geht recht locker die Sache ran.

Nach gefühlten Millennia mit Peter Urban müssen sich ESC-Fans nun auf Thorsten Schorn einstellen (Bild: NDR)
- Von Ralf Isermann, AFP
3. Mai 2024, 09:43h 3 Min.
Sein Vorgänger Peter Urban galt als Kultfigur – aber Angst zu scheitern hat Thorsten Schorn vor seinem Debüt beim Eurovision Song Contest (ESC) trotzdem nicht. Urban habe als Kommentator große Fußstapfen hinterlassen, er selbst habe aber ja immerhin Schuhgröße fünfundvierzigeinhalb, sagt der 48-Jährige augenzwinkernd vor seinem Debüt bei eurovision.de. "Ich denke, das werde ich irgendwie hinbekommen, ohne zu stolpern."
In den sozialen Netzwerken gab es viele positive Reaktionen, als der Norddeutsche Rundfunk (NDR) Schorn als Urbans Nachfolger präsentierte. Obwohl Urbans Abschied lange feststand, ließ sich die beim ESC federführende ARD-Anstalt bis auf den letzten Drücker Zeit mit der Nachfolge. Am 2. April, seinem 48. Geburtstag, bekam der 1976 geborene Kölner erst den Job, eine Woche später erfuhr die Öffentlichkeit davon (queer.de berichtete).
Urban wurde neben pointierten Sprüchen vor allem mit seiner markant-männlichen Stimme zum ESC-Markenzeichen. Auch Schorns Stimme ist unverwechselbar, bei ihm gibt es als Besonderheit einen weichen, geschmeidigen Klang. Bei seiner Zeugung sei offenbar ein Tropfen Olivenöl mit dabei gewesen, sagte Schorn dem Medienbranchendienst DWDL.
Schorn ist sowohl TV- als auch Radiomann
Der neue ESC-Kommentator ist sowohl ein Mann des Radios als auch des Fernsehens, außerdem bei öffentlich-rechtlichen Sendern genauso zu Hause wie bei privaten. Seine Medienlaufbahn begann Schorn 1997 als Volontär beim regionalen Radio Neandertal. Von dort ging er zum Hessischen Rundfunk und ab 2001 zu 1Live, dem jungen Radiosender des Westdeutschen Rundfunks (WDR).
Schon früh galt sein Moderationsstil als unverwechselbar, mit einem Mix aus Seriosität und spontanen, humorvollen Sprüchen. 2015 bekam Schorn den Deutschen Radiopreis in der Kategorie des besten Moderators. 2017 wechselte er zu WDR2, wo er bis heute zum Moderatorenteam zählt.
Parallel arbeitete Schorn auch immer schon im Fernsehen. Er machte für Günther Jauch bei "Stern TV" auf RTL die Liveschalten, war für "Zimmer frei!" im WDR der Außenreporter. Seit 2500 Folgen ist er außerdem die Hintergrundstimme der Vox-Show "Shopping Queen" und für RTL inzwischen auch Spielleiter der Show "Denn sie wissen nicht, was passiert" mit Thomas Gottschalk, Jauch und Barbara Schöneberger.
Coming-out live im Radio
Auch ESC-Erfahrung hat Schorn – beim ESC in Düsseldorf 2011 war er Außenreporter. Als sich vor gut zehn Jahren der frühere Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger nach seiner Karriere als homosexuell outete, machte Schorn das im Januar 2014 auch live im Radio. Am Ende seiner Sendung sagte er: "Ich bin Thorsten Schorn und schwul und tschüss" (queer.de berichtete).
Für seinen Job beim ESC nimmt sich Schorn vor, das Publikum an die Hand zu nehmen. "Es geht nicht darum, irgendwas nach oben zu jubeln oder zynisch schlecht zu reden", sagte er DWDL. Bei der Bewertung von Isaaks "Always on the Run" zeigt er sich diplomatisch. Das sei ein richtig toller Radiosong, aber beim ESC kämen ja auch noch andere Faktoren wie Bühnenpräsentation dazu – ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl, beim Vorentscheid war Isaaks Präsentation die große Schwachstelle.
Für Isaak wird der ESC vermutlich eine einmalige Sache bleiben – wie es bei dem neuen Kommentator weitergeht, ist noch offen. Der NDR gab ihm zunächst nur für das schwedische Malmö einen Vertrag. Es gebe "keinen Mechanismus einer automatischen Verlängerung", sagt Schorn.
Ob er trotz seiner vielen Lorbeeren als Moderator auch das Zeug zu einer ESC-Institution hat, kann Schorn in Malmö unter Beweis stellen. Danach dürfte sich erweisen, ob er mit seinen großen Füßen wirklich in die Fußstapfen von Peter Urban passt.













