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Eurovision Song Contest
Eurovision-Finale 2024: Alle Songs im Überblick
Wir stellen euch die Beiträge des ESC aus Malmö vor und tippen, welche Länder bei der Punktevergabe ganz vorne landen.

Eden Golan (Israel), Nemo (Schweiz) und Olly Alexander (UK). Bilder: EBU
- 11. Mai 2024, 08:29h 14 Min.
"United by music" ist das Motto des 68. Eurovision Song Contest, der nach dem erneuten Sieg der Schwedin Loreen in Liverpool im letzten Jahr nun in Malmö ausgetragen wird. 25 Länder werden im Finale am Samstagabend auftreten, elf sind in den letzten Tagen bereits in den beiden Halbfinals rausgeflogen.
Nach Veröffentlichung dieses Artikels wurde die Entscheidung der EBU bekannt, den niederländischen Sänger Joost Klein wegen Fehlverhaltens gegenüber einer Mitarbeiterin des Produktionsteams vom Finale auszuschließen (queer.de berichtete). Der folgende Text samt Startnummern wurde entsprechend angepasst – im Finale tritt nun ein Land weniger an als ursprünglich vorgesehen (erneute Anpassung: die ursprünglichen Startnummern bleiben für das Voting bestehen, die 5 wird also übersprungen).
Die Show wird ab 21 Uhr im Ersten und auf eurovision.de gezeigt, womit der neue schwule Kommentator Thorsten Schorn seinen Einstand nun auch im Hauptprogramm gibt. Vor Ort moderiert die bei Fans populäre Petra Mede ihren dritten ESC, an der Seite von Malin Åkerman. Die DACH-Sender zeigen davor (ab 20.15 Uhr) und nach dem Finale eine gemeinsame Show mit Barbara Schönberger, Michael Schulte, Remo Forrer und Arabella Kiesbauer. Die deutschen Jury-Punkte werden von Ina Müller vergeben.
Alle Finalbeiträge in der Startreihenfolge
01 – Schweden
Marcus & Martinus – "Unforgettable"
Die Gastgeber eröffnen wie so ausgelost die Show mit einem Einheizer, der auch die Möglichkeiten der ESC-Bühne aufzeigt. Die beiden identischen Zwillinge Marcus and Martinus Gunnarsen (22) sind in der Heimat Norwegen größere Stars, seitdem sie vor zwölf Jahren den Melodi Grand Prix Junior und vor zwei Jahren Masked Singer gewannen. Für den ESC-Vorentscheid setzten sie 2023 und 2024 allerdings auf den des größeren Landes Schweden, und auch ihr Beitrag ist ein wenig kalkulierend geraten: Der alles bestimmende kurze Refrain-Beat ist sehr auf Ohrwurm programmiert. Was nerven kann, weil er einen bekannt vorkommen kann, oft ohne direkt drauf zu kommen (Faithless, was Ältere an Anne Clark und die WDR-"Zak"-Melodie erinnert).
Prognose: Schlägt auch dank des frühen Startplatzes nicht so ein wie beim Melodifestivalen. Um Platz 10?
02 – Ukraine
Alyona Alyona & Jerry Heil – "Teresa & Maria"
Ach Ukraine, toller Song, große Show, völlig mühelos dargeboten (was im ersten Semi direkt nach dem bemühten Olly Alexander sehr auffiel). Der Gesang erinnert zunächst ein wenig an Go_A, dann im Refrain an etwas anderes – aber da denkt man schon weiter, denn da steht die Sängerin auf einem Berg, umgeben von einem Feuerwerk oder doch eher Beschuss, gefolgt von einem Rapperinnen-Part mit coolem, düsteren Bühnenbild. Und dann ist der Song noch lange nicht vorbei. Manchen kann freilich die katholische Anspielung auf Mutter Theresa und Jesusmutter Maria verstören, die einen hier auf schwierigem Weg begleiten und allgemeiner für Hoffnung stehen sollen – und für Menschen, die zu Heiligen werden können.
Prognose: Kann immer noch gewinnen, darf es auch.
03 – Deutschland
Isaak – "Always on the Run"
Ich bin einfach nur Durchschnitt, beklagt der deutsche Beitrag Isaak zum Einstieg seines Wehklage-Songs über den fehlenden Ausbruch aus der Lebenslage. Sehr passend zur (erneuten) Ernüchterung, die die Auswahl des Beitrags bei Eurovision-Fans auslöste: Okay fürs Radio, wenn überhaupt, aber doch nicht für die ESC-Bühne. Auch wenn der frühere Straßenmusiker durchaus singen kann und die Inszenierung nicht die schlechteste ist: Das Urteil bleibt.
Prognose: Etwas weniger Schlagen auf die eigene Brust, etwas mehr Betonung der bisweilen unverständlichen englischen Sprache – dann könnte es zumindest einige Punkte geben.
04 – Luxemburg
Tali Golergant – "Fighter"
Tali Golergant war noch lange nicht geboren, als Luxemburg 1993 das letzte Mal antrat. Die in Jerusalem als Tochter eines jüdischen Vaters aus Peru und einer israelischen Mutter geborene Sängerin wuchs in Südamerika auf, studierte in Luxemburg und lebt und arbeitet als Musikerin derzeit in den USA. "Fighter" wirkt wie eine Versatzstück-Mischung aus französischem Pop und Südeuropa-Dance, der aber eine große Menge Temperament fehlt.
Prognose: Der Finaleinzug war eine Überraschung. Alles über Platz 20 wäre es erneut. Aber willkommen zurück!
05 – Niederlande
06 – Israel
Eden Golan – "Hurricane"
Die russisch-israelische Sängerin wurde in Israel geboren und wuchs in Moskau auf, dem die Familie nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine wie bereits länger geplant den Rücken kehrte. Die heute 20-Jährige hatte da schon erste Musikerfahrungen im Gepäck (samt eines Auftritts auf der besetzten Krim) und gewann im Februar den israelischen Vorentscheid. Der ihr danach unter anderem vom Netta-Produzenten Stav Beger geschriebene Titel verarbeitet den Umgang der Israelis mit dem Schock des Hamas-Terrorangriffs vom 7. Oktober. Die EBU stellte sich gegen eine teils geschürte Welle von Ausschluss-Forderungen, setzte aber Änderungen an Inhalt und Titel des ursprünglichen "October Rain" durch (queer.de berichtete). In Malmö gab es dennoch Straßenproteste gegen die Teilnahme und in der Arena einige Buh-Rufe bei Auftritten der Sängerin, die aus Sicherheitsgründen an vielen möglichen Terminen der ESC-Wochen nicht teilnahm und in sozialen Netzwerken gezielt angefeindet wird.
Prognose: Top 5. Das Land hatte erst letztes Jahr den dritten Platz geholt, den Contest bislang vier Mal gewonnen und wird ihn auch künftig weiter bereichern.
07 – Litauen
Silvester Belt – "Luktelk"
Offen queere Künstler*innen aus Osteuropa sind bislang noch eher selten, und der bisexuelle 26-Jährige studierte zwischenzeitlich in England auch aus einer Art Flucht heraus. Dabei könnte es die Ansichten im oft noch homophoben Litauen positiv beeinflussen, wenn mehr Künstler*innen nicht Versteck spielen würden, sagte er gegenüber "Pink News". Der Song, eine interessant-modern-coole Mischung aus einem eher leger-verträumten Gesang zu einem Elektrobeat, braucht sich derweil auch nicht verstecken: Warte, warte auf mich, singt er zusammengefasst. Dann, morgen und in der Nacht, werde er einen lieben.
Prognose: Kleiner unaufdringlicher Ohrwurm, so Platz 12 rum
08 – Spanien
Nebulossa – "Zorra"
Nebulossa ist ein Electropop-Duo und Ehepaar bestehend aus Sängerin María Bas und Keyboarder Mark Dasousa und ihr im positiven Sinne leicht trashiger Beitrag ist ein queeres und feministisches Statement: Der Titel kann Füchsin bedeuten, aber auch abwertend im Sinne von "Schlampe", "Bitch" genutzt werden – während das männliche "Zorro" sowohl für Fuchs als auch als positives Adjektiv für schlau genutzt wird. Im Song eignen sich Bas – und wenn man so will auch ihre Backgroundtänzer – selbstbewusst den Begriff "Zorra" an: "That bitch, that you feared so much, became empowered", heißt es zum Abschluss. Eine andere Zeile betont: "Ich bin eine echte Frau" – und das Musikvideo erinnert an die oftmals als "Zorra" beschimpfte trans Künstlerin, Musikerin und spätere Stadträtin Manuela Trasobares. Konkret erinnert das Video an den Moment in einer Talkshow 1997 zur Frauenemanzipation, in dem sie wütend ein Glas auf den Boden warf und andere aufforderte, ihr dabei zu folgen. "Warum können sich Frauen nicht in all ihrer Lust kleiden, warum nicht über Sex reden, warum nicht? Warum müssen wir uns selbst unterdrücken?", empörte sie sich damals.
Prognose: Unterhält das Publikum auch, ohne die Backstory zu kennen, und könnte besser abschneiden als Platz 18 aktuell bei Wettbüros.
09 – Estland
5miinust x Puuluup – "(nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi"
Der bislang längste Songtitel in der ESC-Geschichte ("Über (diese) Drogen wissen wir (doch) nichts") ist eine im schlechten Sinne wilde Mischung einer Hiphop-Gruppe und eines Folk-Duos, ihrer Stile und Instrumente und vermutlich ihrer Drogen. Der Einstieg im Semi inmitten des Publikums zeigte keine sonderliche Begeisterung.
Prognose: Weit hinten.
10 – Irland
Bambie Thug – "Doomsday Blue"
An Bambie Thug (31) scheiden sich die Geister: Die sehr ungewöhnliche Hexen-Inszenierung empfinden viele als spektakulär, für andere ist es viel Lärm um Nichts. Der nicht-binäre Act setzt zugleich mit Trans-Farben auf dem Kostüm und entsprechenden Flaggen im Green Room ein wichtiges Zeichen. In der irischen Ogham-Schrift auf den Körper gemalte Wörter "Waffenstillstand" und "Freiheit für Palästina" untersagte die EBU Bambie hingegen (queer.de berichtete). "Als irische Person mit einer gemeinsamen Geschichte von Besatzung und als queere Person kann und werde ich nicht schweigen", sagte Bambie vor dem ESC zu dem Versprechen, eine "pro-palästinensische Stimme" bei dem Wettbewerb zu sein. Auch das scheidet die Geister. Bambie gehört zu den ESC-Acts, die in einem gemeinsamen Offenen Brief "Solidarität mit den Unterdrückten" und ihren Wunsch nach Waffenstillstand und Frieden, zugleich aber auch an die Freilassung der israelischen Geiseln ausdrückten und neben Islamophobie auch Antisemitismus ablehnten. Ein Gedanke, von dem in vielen offenen und versteckten Anfeindungen gegen die israelische Sängerin wenig zu spüren ist.
Prognose: Wettbüros sehen den Beitrag in den Top 5. Wenn der Hype auf die Praxis trifft, könnte das auch einige Plätze nach unten gehen.
11 – Lettland
Dons – "Hollow"
In seiner Heimat ist der 40-Jährige ein erfolgreicher Sänger, der ESC-Beitrag der erste Song auf Englisch. In ihm geht es um Selbstzweifel, während andere einem sagen wollten, was richtig sei. Thematisch nahe am deutschen Beitrag.
Progonose: Weit hinten.
12 – Griechenland
Marina Satti – "Zári"
Die 37-Jährige hat einen coolen wie sehr griechisch-orientalischen Beat, Rap und Gesang drumrum bleiben aber irgendwie flach. Zu dem Eindruck führt auch die Entscheidung, die ersten zwei Minuten als Steadycam-Oneshot zu zeigen. Irgendwie cool, nimmt hier aber mehr Dynamik, als es bringt. So wirkt alles wie ein zu langes Tiktok-Reel.
Prognose: Oberes Mittelfeld, vielleicht auch mehr
13 – Vereinigtes Königreich
Olly Alexander – "Dizzy"
Er brach im Aids-Drama "It's a Sin" vielen das Herz und sorgte mit der Band Years & Years für so einige Hits: Der schwule 33-Jährige aus der früheren ESC-Austrägerstadt Harrogate (Nicole-Jahr 1982) galt als früher Favorit. Probenbilder versprachen dann zu dem eingängigen, aber auch etwas eintönigen Popsong eine coole, schwindelerregende und sexy Inszenierung. Im TV sah das bisweilen mehr chaotisch und bemüht als dynamisch aus – dass Olly den Funkteil des Mikros verlor und dann tragen musste, mag dazu beigetragen haben. Irgendwie hätte die Lockerroom-Inszenierung auch eher zu etwas von Frankie goes to Hollywood gepasst als zu einem Lied über das Schwelgen in Küssen – was als Gefühl nicht rüberkommt.
Prognose: Etwas mehr Steigerung im Gesang und ein etwas entspannterer, flirtender Gesichtsausdruck, dann kann es mit der Top Ten noch was werden.
14 – Norwegen
Gåte – "Ulveham"
Nach den norwegischen Zwillingen für Schweden nun das Land selbst. Die Folkrock-Band Gåte, bekannt für den Gesang von Gunnhild Sundli und den Einsatz einer Geige, erzählt nach einer mittelalterlichen Ballade von einem Mädchen, das durch die böse Stiefmutter in eine Wölfin verwandelt wird. Gemäß dem EBU-Zwang zu neuen Songs mussten einige der über 1.000 Jahre alten Lyrics ersetzt werden. Die Band ist lange im Geschäft und rockt die Halle ordentlich; mit durch die Luft fliegenden Gitarren und Haaren wirkt alles aber etwas albern poserhaft. Das ist oft ein Problem bei Bands beim ESC, deren Instrumente hier nicht eingesteckt sind (die Umbauten, Grund für die Postkarten, würden noch länger dauern) und die normalerweise anders mit Kameras interagieren, als es bei einem ESC notwendig und gewohnt ist. Einige Bands hatten zuletzt aber klügere Inszenierungen hinbekommen.
Prognose: Oberes Mittelfeld.
15 – Italien
Angelina Mango – "La noia"
Der Song der 23-jährigen Sanremo-Gewinnerin schaffte es schon in die Charts mehrerer Länder und setzt neben Gesang und Rap im Refrain auf einen lateinamerikanischen Tanz (die Kumbia), ohne in allem je einen Schritt danebenzutreten. In den Lyrics geht es um die titelgebende Langeweile und den Wunsch, dem Leben mehr Sinn und Abwechslung zu geben – und auch um eine Reflektion der Erwartungshaltungen an Frauen. Und wenn wieder alles zu doof wird, tanzt sie Kumbia.
Prgnose: Italien wie immer zurecht in den Top Ten, aber eher im unteren Bereich.
16 – Serbien
Teya Dora – "Ramonda"
Die 32-Jährige konnte im letzten Jahr mit einem TV-Serien-Song einen kleinen Erfolg in Kroatien und Österreich erzielen, dank TikTok. Nach Malmö kommt sie mit einer kraftvollen wie leicht düsteren, letztlich auch leicht beliebigen Ballade.
Prognose: Ende der Platz-15-bis-20-Gegend
17 – Finnland
Windows95man – "No Rules!"
Nach dem witzigen wie coolen "Cha Cha Cha" versucht Finnland erneut, an den Jurys zu scheitern, was vielleicht etwas berechtigter wäre als im letzten Jahr. Der Witz mit der konstant versteckten Nacktheit wirkt bereits beim zweiten Sehen fad (ob der "Simpsons"-Film noch weitere ESC-Inszenierungs-Ideen beinhaltet?) und der Song ist, auch wenn er Stimmung in der Halle macht, ESC-Ballermann.
Prognose: Wettbüros sehen knappe Top-Ten-Platzierung. Hmm.
18 – Portugal
Iolanda – "Grito"
Das selbst verfasste "Grito" der 29-Jährigen beginnt als fast klassische Ballade in einem 4:3-Bild, die aber aus dem Song- und Bildformat ausbricht und dabei eine tolle Stimme mit einer eindrucksvollen Ausdruckstanz-Choreo verbindet. Ich bin eine Flamme, die noch immer brennt, betont sie immer wieder. Ein rechtes ESC-Feuer ist sie damit aber auch nicht.
Prognose: Zurecht ins Finale gewählt, aber Mittelfeld wäre eine Überraschung.
19 – Armenien
Ladaniva – "Jako"
Sängerin Jacqueline Baghdasaryan interagiert toll mit der Kamera und bisweilen auch mit dem Publikum, während der Rest der Band einfach albern und irgendwie unnötig wirkt. In dem Stück mit armenisch-weltmusikalischen Klängen geht es darum, man selbst zu sein, sich als Mädchen und Frau von Erwatungshaltungen zu befreien.
Prognose: Um Platz 20 rum.
20 – Zypern
Silia Kapsis – "Liar"
Früher gab es zu einem Songfinale eine Rückung, heute ziehen die Tänzer einfach ihre Shirts aus. Was, nach einem professionell durchcheografierten und insgesamt trotz Versatzstückelei unterhaltsamen Dancebeitrag, ein wenig uninspiriert wirkt. Die erst 17-jährige Kapsis könnte vielleicht künftig noch mehr als das liefern.
Prognose: Um Platz 15 rum
21 – Schweiz
Nemo – "The Code"
Dieser wilde Genre-Mix aus Pop, Rap, Drum 'n' Bass, Oper und Filmmusikdramatik hätte auch ein großer Flop werden können – in der Hand von Nemo (24 und nicht-binär) ist "The Code" hingegen noch immer einer der Favoriten. Nemo sorgt mit einer Dreh- und Wippscheibe für eine sehr individuelle und mitreißende Dynamik – und die Lyrics über die Erkenntnis der eigenen geschlechtlichen Identität ("irgendwo zwischen den Nullen und Einsen") lässt sich auch allgemeiner auf andere Fragestellungen und Probleme im Leben übertragen: "I went to hell and back, To find myself on track / I broke the code", heißt es im Refrain mit leichten Ohrwurm-Qualitäten.
Prognose: Gold, Silber oder Bronze mit einem großen Strauß Blumen – alles andere wäre Unrecht.
22 – Slowenien
Raiven – "Veronika"
In mehreren Beiträgen in diesem Jahr hört man, oft im Refrain, Stimmen, die nicht zu sehen sind. Das wirkt auch hier verwirrend und schadet eher dem Gesamteindruck, den die durchaus fähige Sängerin Raiven beim Räkeln und Tanzen über die Bühne mit ihren halbnackten Boys hinterlässt. Inspiration ist Veronika Deseniška, im 15. Jahrhundert in einem Hexenprozess freigesprochen und dann doch ermordet.
Prognose: Hinterer Platz.
23 – Kroatien
Baby Lasagna – "Rim Tim Tagi Dim"
Der klare Wettbüro-Favorit ist die Art Song, die man nach Finnlands ESC-Sieg der Herzen im letzten Jahr erwartet hatte: "Rim Tim Tagi Dim" strotzt vor Energie. Die schräge Inszenierung täuscht etwas über das Thema weg, über den Wegzug der Jugend aus dem Land und ihre Erfahrungen dabei.
Prognose: Kroatien war seit dem ESC-Ersteintritt 1993 nur mäßig erfolgreich, stellte aber 1999 den einzigen jugoslawischen Gewinnerbeitrag. Nach Zagreb 1990 scheint eine erneute Austragung mehr als denkbar.
24 – Georgien
Nuza Busaladse – "Fire Fighter"
Die 27-Jährige hat das Temperament, das Tali eher fehlte (Luxemburgs Startplatz vier dürfte zu dieser fortgeschrittenen Stunde schon in Vergessenheit geraten), einen angemessenen Dance Break, eine Stimme und Energie, muskelbepackte Tänzer. Gesehen und gehört hat man das alles aber schon häufig.
Prognose: Oberes Mittelfeld.
25 – Frankreich
Slimane – "Mon amour"
Eine Stimme, ein Mann und eine Steadycam, mehr braucht es nicht. Ein wenig erinnert das an Barbara Pravis "Voilà", Zweite vor drei Jahren, aber warum auch nicht? Der zweite Zweiminuten-Oneshot des Abends ist teilweise sehr intim, und dann schreisingt der 34-Jährige ganz ohne Musik in die riesige Arena hinein.
Prognose: Mit diesem späten Traum-Startplatz dürfte Top 5 abgesichert sein.
26 – Österreich
Kaleen – "We Will Rave"
Zum Abschluss serviert uns Marie-Sophie Kreissl, so der Geburtsname, noch eine Erinnerung an 90er-Jahre-Elektropop-Gestampfe, garniert mit Anklängen unter anderem von The Prodigy.
Prognose: Unteres Mittelfeld.
Punkte und Promis
Unser Tipp für die ersten zehn Plätze, in der Startreihenfolge: Schweden, Ukraine, Niederlande, Israel, Irland, Vereinigtes Königreich, Italien, Schweiz, Kroatien, Frankreich. Statt Niederlande vielleicht Griechenland.
Aus allen 37 Teilnehmerländern (auch die Niederländer dürfen trotz Ausschluss ihres Sängers abstimmen) vergeben jeweils Jurys und Televoting 1 bis 6, 8, 10 und 12 Punkte an Beiträge – die übrigen Songs gehen bei beiden Verfahren jeweils leer aus. Das geht manchmal unter durch die unterschiedliche Präsentation der Ergebnisse (erst in Länderschalten die jeweiligen Jurypunkte, dann das zusammengezählte Televoting), erklärt aber die möglichen Null-Punkte in der Televoting-Runde. Diese umfasst auch das Ergebnis der Online-Abstimmung aus dem Rest der Welt, das ebenfalls auf genau einmal 1-6, 8, 10 und 12 Punkte umgerechnet wird. Aus Deutschland kann per Anruf und SMS abgestimmt werden.
In der Show gibt es zudem (Spoiler folgen) einen Auftritt von Alcazar – die schwedische "Crying at the Discoteque"-Truppe hatte sich 2018 aufgelöst und will nur "for one night only" auf der Bühne stehen. Auf einen ABBA-Talk folgt ein Auftritt von drei ESC-Siegerinnen: Carola (1991), Charlotte Perrelli (1999) und Conchita (2014). Natürlich ist Vorjahressiegerin Loreen mit einer Darbietung dabei. Und zum Einstieg der Show gibt es Björn Skifs, nicht mit seinen ESC-Beiträgen 1978 und 1981, sondern mit der Single "Hooked on a Feeling", die er zusammen mit der Band Blue Swede aufnahm – der erste schwedische Nummer-1-Hit in den USA. (nb)














