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Esslingen

Mehr Homophobie-Vorwürfe gegen CVJM

Der CVJM in Esslingen bei Stuttgart gibt sich gerne in der Öffentlichkeit weltoffen und tolerant. Laut früheren Mitgliedern diskriminiert die Jugendorganisation aber seit Jahren Homosexuelle.


Queere Jugendliche sind beim CVJM in Esslingen offenbar nicht gerne gesehen – oder sollen "geheilt" werden (Bild: Arvid Rudling / flickr)
  • 17. Mai 2024, 14:10h 2 Min.

Neue Homophobie-Vorwürfe gegen den Christlichen Verein junger Menschen (CVJM) in Esslingen am Neckar: So kritisieren inzwischen mehrere Ex-Mitglieder in einem am Donnerstag in der "Eßlinger Zeitung" (Bezahlartikel) erschienen Artikel die größte Jugendorganisation der 95.000 Einwohner*­innen zählenden Großen Kreisstadt.

Hintergrund ist, dass letzten Monat der offen schwule frühere Ehrenamtler Benjamin Schiemer dem CVJM Homo­sexuellenfeindlichkeit vorgeworfen hatte (queer.de berichtete). So habe ein Hauptamtler Homosexualität in die Nähe von Mord, Ehebruch und Pädophilie gerückt oder es sei für die "Heilung" von Schwulen und Lesben geworben worden. Der Verband wies daraufhin "den Vorwurf der Homophobie [...] in aller Entschiedenheit" zurück und warf dem Whistleblower vor, dass seine Darstellungen "verkürzt" und "falsch" gewesen seien.

Kein schwuler Koch im Zeltlager

In der "Eßlinger Zeitung" bestätigen aber jetzt mehrere Ex-Mitglieder genau jene abwertende Haltung der CVJM-Führung: Die frühere Mitarbeiterin Julia Bender erinnerte etwa an einem Vorfall aus dem Jahr 2010, als ein schwuler Koch, der auf ein Zeltlager mitkommen sollte, wegen seiner sexuellen Orientierung "auf "vehementen Widerstand im CVJM" gestoßen sei. Auch Abspaltungen von Pfadfinderinnen und Pfadfindern im Jahr 2021 seien wegen der Homosexuellenfeindlichkeit des CVJM erfolgt. So war der Verein laut drei Ex-Pfadfinder*innen aus dem evangelischen Verband christlicher Pfadfinder*innen (VCP) ausgetreten, weil dieser offenbar zu queerfreundlich gewesen sei. Dies habe dazu geführt, dass 50 der 200 bis 250 Pfadfinder*innen dem CVJM den Rücken gekehrt hätten.

Homophobie-Vorwürfe gegen den Esslinger CVJM: Frühere Pfadfinder bestätigen die Darstellung des betroffenen Benjamin...

Posted by Eßlinger Zeitung on Wednesday, May 15, 2024
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Die Führungsriege vertrete bis heute religiös-konservative Positionen, erklärte ein Ex-Pfadfinder: "Die meisten auch heute noch Verantwortlichen im CVJM Esslingen gehören dieser Richtung an. Und diese Leute sitzen immer am Ende von Diskussionen und Entscheidungen."

Die Esslinger CVJM-Leitung wies erneut die Vorwürfe zurück: "Wir diskriminieren niemanden aufgrund seiner Meinung oder theologischen Überzeugung." Außerdem betreibe man Schulungen gegen Diskriminierung, die stetig weiterentwickelt werden würden. Die Führung behauptete auch, dass der VCP-Austritt nichts mit dem Thema Homosexualität zu tun gehabt habe.

Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) zeigte sich über die Homophobie entsetzt: "Es macht mich nachdenklich, traurig und sprachlos, dass sich Menschen, die homosexuell sind, offensichtlich auch heute noch erklären oder sogar rechtfertigen müssen." Er empfehle Kirchen, Organisationen oder Vereinen, die Schwule und Lesben diskriminierten, die Lektüre des Grundgesetzes. In Artikel 1 heiße es schließlich: "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Klopfer weiter: "Das Grundgesetz steht über Kirchenrecht oder persönlicher Meinung." (dk)

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