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Niedersachsen
Mehrere queerfeindliche Übergriffe beim CSD in Hannover
Nach Polizeiangaben kam es rund um Demo und Straßenfest am Wochenende zu mehreren Gewalttaten, Beleidigungen und sexuellen Belästigungen.

Die CSD-Demo wurde u.a. von Vize-Ministerpräsidentin Julia Hamburg und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (beide Grüne) angeführt (Bild: IMAGO / Bernhard Herrmann)
- 20. Mai 2024, 19:28h 4 Min.
Beim Christopher Street Day (CSD) in Hannover hat es am Wochenende nach Angaben der Polizei "mehrere Störungen und Anfeindungen" gegeben. "Diese Vorfälle sind inakzeptabel und zeigen, dass es noch Herausforderungen bei der Förderung von Akzeptanz und Respekt gibt", sagte die Einsatzleiterin der Polizei, Rebecca Kükelhahn, laut einer Mitteilung vom Montag.
Die Erkenntnisse würden in die künftige Einsatzplanung einfließen. Die Beamten registrierten demnach Straftaten wie handfeste Auseinandersetzungen und sexuelle Belästigungen. Ein Großteil der Menschen habe aber einen friedlichen Christopher Street Day genießen können, so die Einsatzleiterin.
Bei der Demonstration am Samstag hatten nach Polizeischätzung rund 12.000 Menschen in der Landeshauptstadt für mehr Toleranz und die Rechte von queeren Menschen geworben. Am Opernplatz folgte am Samstagnachmittag und Sonntag das CSD-Straßenfest. Der Pride stand in diesem Jahr unter dem Motto "Auf dich kommt's an! Gemeinsam für Demokratie und Menschenrechte".
Kieselsteine, Beleidigungen und Belästigungen
Die Meldungen aus dem Polizeibericht im Einzelnen:
- Während der Demo sei es gegen 15:25 Uhr am Leibnizufer in Höhe der Martin-Neuffer-Brücke zu einer Auseinandersetzung zwischen einem Fahrzeugführer und einer Gruppe von Versammlungsteilnehmenden gekommen. Diese hätten angeblich einen Sticker an seinem Auto anbringen wollen, woraufhin er mit seinem Gehstock in Richtung des Kopfes eines Teilnehmenden geschlagen habe, der den Streit habe schlichten wollte. Die Polizei nahm die Personalien auf und leitete ein Strafverfahren wegen Körperverletzung ein.
- Kurz darauf wurde eine an der Demo teilnehmende Person von zwei 13-jährigen Jungen mit Kieselsteinen beworfen und beleidigt. Die Polizei führte vor Ort eine Identitätsfeststellung durch und erteilte den Jungen einen Platzverweis, die anschließend den Erziehungsberechtigten übergeben wurden. Zwischenzeitlich sei ihnen Handfesseln angelegt worden.
- Gegen 21:40 Uhr sei den Einsatzkräfte ein Fall von sexueller Belästigung gemeldet worden. Eine Fahndung nach dem mutmaßlichen Täter im Nahbereich sei erfolglos geblieben.
- Am Sonntag habe ein 18 Jahre alter CSD-Teilnehmer der Polizei mitgeteilt, dass er am Vortag im Bereich der Rolltreppe zur U-Bahn-Station Kröpcke von vier Jugendlichen diskriminierend beleidigt worden sei.
- Am Sonntag gegen 17:05 Uhr stellten die Einsatzkräfte auf dem Opernplatz "eine körperliche Auseinandersetzung zwischen einer Person mit Regenbogenfahne und einer Gruppe Jugendlicher" fest, "die sich gegenseitig schubsten und traten". Außerdem hätten die Jugendlichen die Person mit Regenbogenfahne bedroht und beleidigt. Beim Eingreifen der Polizei seien die Jugendlichen geflüchtet, hätten aber wenig später gestellt werden können. Die Einsatzkräfte fertigten Strafanzeigen und sprachen Platzverweise gegen die Gruppe aus.
- Gegen 18:45 Uhr habe ein 43 Jahre alter Veranstaltungsteilnehmer auf dem Opernplatz eine Gruppe von Veranstaltungsteilnehmerinnen bedrängt und eine von ihnen sexuell belästigt. Bei der Kontrolle durch die Einsatzkräfte habe der Mann einem Beamten gegen das Bein getreten. Der Mann wurde festgenommen und in Polizeigewahrsam gebracht, auf richterliche Anordnung wurde eine Blutentnahme durchgeführt.
- Gegen 19:45 Uhr habe ein Unbekannter eine 24 Jahre alte CSD-Teilnehmerin am Kröpcke beim Verlassen der Veranstaltung im Bereich der Nikki-de Saint-Promenade körperlich bedrängt und diskriminierend beleidigt. Danach sei er geflohen. Die Polizei hat ein Strafverfahren eingeleitet.
- Gegen 22:10 Uhr habe es "verbale Streitigkeiten zwischen zwei Veranstaltungsteilnehmern und einer fünfköpfigen Personengruppe" gegeben. Die Polizei kontrollierte diese Personen und erteilte ihnen Platzverweise. Die Meldung enthält keine Angabe, ob dieser Vorfall einen queerfeindlichen Hintergrund hatte.
Pfefferspray gegen CSD-Teilnehmende
Der Polizeibericht erwähnt noch einige weitere Einsätze vom Wochenende, darunter zu einem Streit zwischen "zwei stark alkoholisierten" CSD-Teilnehmenden oder zu einem "geistig verwirrten und alkoholisierten 30-jährigen Mann", der versucht habe, in der U-Bahn-Station auf die Gleise zu springen und Frauen zu belästigen.
Bereits zuvor hatte die Polizei von einem Einsatz am Samstag berichtet, als Teilnehemde des CSD sich mit einer Hausbesetzung an der Demostrecke solidarisierten. Laut Polizei habe diese Pfefferspray eingesetzt, als weitere Personen in das Haus eindringen wollten und Beamte angegriffen hätten. In sozialen Netzwerken ist hingegen von unverhältnismäßiger Gewalt durch die Polizei die Rede, die von ihr ausgegangen sei und auch Unbeteiligte getroffen habe (queer.de berichtete). (cw/pm/dpa)













