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- 08. Juni 2006 2 Min.
Stuttgart/Berlin (queer.de) - Bundespräsident Horst Köhler hat bei einer Veranstaltung der "Stuttgarter Nachrichten" das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz kritisiert, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Es komme "nicht zum richtigen Zeitpunkt" und bringe mehr Bürokratie mit sich. Die Koalition müsse sich jetzt auf das Wesentliche konzentrieren, so der Präsident. Diese Äußerungen führten zu heftiger Kritik aus den Reihen der SPD: "Ein Gesetz, das die Rechte von Behinderten und Homosexuellen schützt, sollte ein Bundespräsident nicht kritisieren", so Sebastian Edathy, Chef des Bundestagsinnenausschusses, zur "taz". Edathy sagte weiter, er habe die Stimme Köhlers beim Thema Rechtsextremismus in den letzten Wochen vermisst. Daher wundere er sich, dass Köhler sich nun "gegen ein Projekt zur Stärkung von Menschenrechten ausspricht".
Struck gegen Änderungen
SPD-Fraktionschef Peter Struck schloss derweil im ZDF Änderungen beim AGG aus: "Wir werden das Gesetz so beschließen, wie es ist", so Struck.
RP: Koalition bereitet Änderungen vor
Nach Informationen der "Rheinischen Post" ist trotz Strucks Äußerung das letzte Wort beim AGG noch nicht gesprochen. Unions-Fraktionschef Volker Kauder und die SPD-Justizministerin Brigitte Zypries hätten Möglichkeiten für Änderungen sondiert, berichtet das Düsseldorfer Blatt. Es gebe insbesondere beim Klagerecht der Betriebsräte noch Verhandlungsspielraum.
CDU-Politiker für Änderungen
Aus den Reihen der Union reißen die Änderungswünsche derweil nicht ab. Volker Hoff (CDU), hessischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, verlangte im "Tagesspiegel", dass das Klagerecht der Betriebsräte und die Regelungen zum Mietrecht geändert werden müssten. Auch Michael Fuchs, Chef des Parlamentskreises Mittestand in der Unionsfraktion, fürchtet Probleme bei der derzeitigen Version des AGG. Er kritisierte insbesondere den Schutz beim Merkmal Weltanschauung: "Es könnten etwa Anhänger der Scientology-Kirche oder Mitglieder der NPD wegen Diskriminierung klagen", so Fuchs zu "Spiegel Online". (dk)
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» Horst Köhler: 'Familie ist, wo Kinder sind' (queer.de vom 19.1.06)









