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Kommentar

Die Tragikomödie der Pride-Kritiker*­innen

Es ist fast bewundernswert, wie viel kreative Energie manche Menschen aufbringen, um sich über etwas so Positives wie den CSD so wahnsinnig aufzuregen. Eine Ode an die Verbitterung und Intoleranz.


Menschen beim CSD Hannover 2024 (Bild: IMAGO / Bernhard Herrmann)
  • Von Herbert Cartus
    2. Juni 2024, 05:17h 4 Min.

Ach, wie wunderbar ist es doch, die tiefgründigen Kommentare zu den CSD-Prides zu durchstöbern!

Die Zeit ist gekommen, in der viele Städte in einem farbenfrohen Rausch aus Veranstaltungen, Demos, Paraden und politischen Diskussionen versinken. Doch wie faszinierend ist es, zu beobachten, wie sich einige Zeitgenoss*innen in ihrer tiefen Hingabe und Energie darauf konzentrieren, Tiraden gegen ein Fest zu verfassen, das nichts weiter tut, als Liebe und Vielfalt zu feiern.

Man könnte beinahe glauben, dass die wahren Bedrohungen unserer Zeit nicht der Klimawandel, die wirtschaftliche Ungerechtigkeit oder politische Instabilität sind, sondern vielmehr Menschen, die es wagen, ihre Identität und Liebe offen zu zeigen. Ja, vergessen Sie die Umweltzerstörung oder die soziale Ungleichheit – die wahre Gefahr geht offensichtlich von fröhlichen Menschen aus, die ihre Individualität feiern möchten.

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Warum zählen sie nicht besser Regentropfen?


Gastautor Herbert Cartus (Bild: privat)

Es ist schon erstaunlich, wie einige Individuen ihre kostbare Zeit und Energie darauf verwenden, sich über einen Anlass aufzuregen, der im Grunde genommen nichts weiter als eine groß angelegte Liebeserklärung an die Vielfalt ist. Vielleicht sollten sie sich eine neue Beschäftigung suchen, vielleicht etwas Produktiveres wie das Zählen von Regentropfen oder das Beobachten von Gras beim Wachsen. Aber nein, stattdessen entscheiden sie sich dafür, sich über Menschen aufzuregen, die einfach nur sie selbst sein wollen. Man könnte fast meinen, sie hätten ein persönliches Interesse daran, jede Form von Freude und Selbstakzeptanz zu unterdrücken.

Es ist geradezu tragikomisch, wie sehr einige Leute ihre Energien darauf verschwenden, das Leben anderer zu kontrollieren und zu kritisieren, anstatt ihr eigenes zu verbessern. Vielleicht sollten sie einfach mal eine bunte Fahne schwenken und sehen, wie viel Freude es bringen kann, ein wenig Liebe und Toleranz in die Welt zu bringen.

Ach, wie amüsant, wie sich plötzlich eine Armee von Hobby-Demograf*­innen und selbsternannten Bewahrer*­innen der "natürlichen Ordnung" um die Fortpflanzungsrate sorgt, als ob die Menschheit kurz vor dem Aussterben stünde. Man könnte fast meinen, sie hätten den Fortpflanzungswettbewerb persönlich inspiziert und festgestellt, dass die Menschheit dringend Nachhilfe im Paarungsverhalten benötigt, während sie gleichzeitig auf ihren Sofas sitzen und Chips mampfen.

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Die teuren Regenbogenfahnen an den Rathäusern

Und da sind sie wieder, die überaus scharfsinnigen Finanzexperten, die uns mitteilen, dass Städte zwar bereit sind, für den CSD Geld auszugeben, aber für alles andere auf stumm schalten. Bravo für ihre erschütternden Enthüllungen! Offenbar haben sie das große Geheimnis gelüftet, dass Regenbogenfahnen tatsächlich Geld kosten. Vielleicht sollten sie eine Preisverleihung für ihre "investigativen" Fähigkeiten ins Leben rufen – eine glänzende Trophäe für diejenigen, die herausgefunden haben, dass bunte Flaggen nicht aus dem Himmel fallen, sondern tatsächlich bezahlt werden müssen.

Dann gibt es natürlich die moralischen Leuchttürme, die uns daran erinnern, dass es angeblich nur zwei Geschlechter gibt und dass alles andere nichts als "dumme Propaganda" sei.. Es ist wirklich bemerkenswert, wie diese Leute sich zu Experten in Genetik und Archäologie ernannt haben, um uns zu belehren, dass nur das biologische Geschlecht zählt. Ich frage mich, woher diese Weisheit kommt – wahrscheinlich aus der gleichen Quelle wie ihre aufopferungsvolle Sorge um die geistige Gesundheit der Nation.

Dragqueens und Lederkerle als Kinderschreck

Besonders rührend sind die Kommentare über den angeblich schädlichen Einfluss des CSD auf Kinder. Man könnte fast glauben, dass diese Leute in einer Welt leben, in der Kinder vollkommen von der Realität abgeschirmt und nur durch den Anblick eines Pride-Festes in ihrer Unschuld gefährdet werden. Ja, die wahren Held*innen sind diese Kommentator*innen, die die Welt vor bunten Paraden und fröhlichen Menschen retten wollen. Diese Sorge um die Kinder, die angeblich verstört werden könnten – die gleichen Kinder, die in Videospielen Köpfe abschlagen und in Horrorgames Zombies jagen. Ja, das wahre Übel ist natürlich eine bunte Parade mit fröhlichen Menschen.

Es ist fast bewundernswert, wie viel kreative Energie manche aufbringen, um sich über etwas so Positives so wahnsinnig aufzuregen. Es ist fast bewundernswert, wie diese Menschen es schaffen, sich selbst in ihrer Verbitterung und Intoleranz so überzeugend als Opfer zu inszenieren.

Vielleicht sollte [beliebige Stadt] wirklich darüber nachdenken, ein Denkmal für diese tapferen Kämpfer*innen gegen die Vielfalt zu errichten. Denn ohne ihre unermüdlichen Bemühungen könnten wir alle vielleicht vergessen, wie wichtig es ist, engstirnig und voller Hass zu bleiben. Chapeau!

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