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Saarbrücken

Kritik an Auftritt von queer­feindlicher Band

Die russische Death-Metal-Gruppe Slaughter To Prevail tourt in den nächsten Wochen durch mehrere deutsche Städte. Die Distanzierung von einer rechtsradikalen Haltung sei nicht glaubwürdig, kritisiert die Linksjugend.


Slaugther to Prevail bei einem Konzert im Jahr 2015, Frontmann Aleksandr Shikolai trägt noch Schwarze Sonne und Odal-Rune (Bild: Andrej Swidrigajlow / wikipedia)

  • 3. Juni 2024, 14:48h 5 Min.

Die Linksjugend Saar fordert eine Absage eines für diesen Sonntag geplanten Konzerts der Band Slaugther to Prevail in der Veranstaltungshalle Garage in Saarbrücken. Die aus Russland stammende Gruppe arbeite mit rechtsradikaler Symbolik, während Sänger Aleksandr Shikolai durch queerfeindliche Äußerungen auffalle.

In der Garage findet am Vorabend noch die queere Party "Warme Nächte" statt, wie bereits am vergangenen Samstag zum CSD. "Wir denken nicht, dass die Garage das Spektrum an Gästen bei sich haben will, die solche Bands anziehen. Die Veranstalter sollten hier klar Position beziehen und zeigen, dass sie keinen rechtsoffenen Bands im Herzen Saarbrückens eine Bühne bieten", so Linksjugend-Landessprecherin Katrin Christoffel. Gegenüber der "Saarbrücker Zeitung" oder in ihren eigenen Internet-Auftritten ging die Halle nicht auf die Kritik ein. Am 22. Mai hatte die Garage noch bei Facebook von der Übergabe eines Spendenchecks an den Landesverband des LSVD berichtet, in Höhe von 2.000 Euro zur Durchführung des CSD: "Seit Jahren liegt uns die LGBTQIA+ Community sehr am Herzen."

Saarbrücken ist dabei nicht der einzige deutsche Ort bei der aktuellen Europa-Tour der Band. So folgen am 18. Juni Obertraubling bei Regensburg (Airport), am 19 und 20. Juni Würzburg (Posthalle), am 22. Juni Hannover (Capitol) und am 25. Juni Stuttgart (LKA). Zuvor stehen unter anderem noch Innsbruck und Zürich auf dem Programm. Im Januar war die Band bereits in Oberhausen, München, Leipzig und Berlin. Das Münchner Backstage, wie die Garage nicht selbst Veranstalter des Konzerts, hatte dazu eine längere Stellungnahme (PDF) verfasst.

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Schwarze Sonne und "traditionelle Familienwerte"

"Slaugther to Prevail" war 2014 in Jekaterinburg gegründet worden. Ein Jahr später wurde eine Europa-Tournee aufgrund umfangreicher Kritik am Sänger abgesagt: Er zeigte sich mit rechtsextremen Tätowierungen und Modelabels, soll Verbindungen zu rechtsextremen Gruppierungen gehabt haben. Die Band veröffentlichte ein internationales Statement, in der eine rechtsextreme Haltung abgestritten wurde – und ein kurzzeitiges Statement auf Russisch, dass man weiter zu seinen Werten stehen werde und die andere Botschaft nur aufgrund des internationalen Drucks verfasst habe. Die Tattoos des Sängers mit der Schwarzen Sonne und Odal-Rune wurden inzwischen durch andere ersetzt, zugleich verteibt er noch heute Band-Merchandising wie Gesichtsmasken mit in Deutschland teilweise verbotenen Runen.

Die Band machte weiter Karriere. 2021 schaffte es das Werk "Kostolom" für eine Woche in die deutschen Alben-Charts. Wenige Monate nach Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine zog die Band 2022 nach Florida um, kritisierte auch den Krieg. "Wir spielen Deathcore und Death Metal. Wir zeigen Waffen und Panzer in unseren Videos und so weiter. Trotz dieser Tatsache sind wir gegen den Krieg. Wir sind gegen jeden Krieg. Es tut uns weh, zu sehen, was gerade in der Ukraine passiert. Wir waren schon viele Male in der Ukraine, um Konzerte zu geben, und unsere letzte Tournee endete in der Ukraine." Zum aktuellen Merch gehören allerdings auch Shirts mit dem Aufdruck "Made in Russia".


Die Band bei einem Konzert im letzten Jahr, Quelle: Youtube

Im letzten Herbst sorgte Shikolai für zusätzliche Empörung, als er ein Video "Vier Regeln für echte Männer" aufnahm: Der wahre Mann "isst Frauen-Pussy", esse mit seinen eigenen Händen, treibe Sport und vor allem Kampfsport und höre Metal. Auf erste Kritik, homophob und frauenfeindlich zu sein, antwortete er: "Ihr seid verrückt! Wenn es euch nicht gefällt, dass ich ein heterosexueller Mann bin und traditionelle Familienwerte habe, entfolgt mir bitte! Es ist mir scheißegal, wer du bist und ob du Schwänze, Eier, Ärsche oder Muschis lutschst, ist nicht meine Sache, ich will das nicht wissen. Das ist deine verfickte persönliche Angelegenheit." Auch hasse er "Propaganda in jeder Form", vor allem eine "Gehirnwäsche von Kindern": "Ich halte es für ein Verbrechen, Kinder saugen alles auf wie Schwämme".

Er lehne jede Art von Propaganda ab, "LGBT-Propaganda oder Kriegspropaganda", äußerte der Sänger in einem weiteren Video. Die vier Regeln seien ein Scherz gewesen. Man sage ihm, er müsse "für alle Fans da sein und es sei egal, ob diese LGBT-Gruppe oder religiöser Kult" seien, so der auch als Alex Terrible bekannte Sänger in einem weiteren Post. Aber er werde Menschen nicht allein für ihre Existenz respektieren: "Ich respektiere nur starke Menschen und es ist mir scheißegal, welche Hautfarbe du hast, welche Orientierung und welche Werte du hast (…) Wenn du eine starke Person bist und etwas für dich, deine Familie und die Menschen um dich herum tust und nicht im Chaos lebst, bist du meinen Respekt und meine Aufmerksamkeit wert. Ich möchte in einer solchen Gesellschaft leben. Nicht in einer Gesellschaft mit Weicheiern und sensiblen Schlampen." Für Kritik sorgte auch, dass er in einigen Videos in Kampfszenen mit einem in Gefangenschaft gehaltenen Bären zu sehen ist.

Linksjugend: Kein Umdenken der Band

Die Linksjugend zeigte sich "geschockt" von dem geplanten Auftritt in Saarbrücken: "Frontsänger Alexander Shikolai fiel in der Vergangenheit bereits mit Neonazi-Tattoos, dem Tragen von Neonazikleidung und besten Kontakten in die internationale Neonaziszene, insbesondere russischen Nazihooligans, auf", so Sprecherin Katrin Christoffel. Nach Konzertabsagen habe sich die Band zwar von einer rechtsradikalen Haltung distanziert, das habe sich in ihrem Verhalten "allerdings kaum widergespiegelt": "Die Aussagen und das Auftreten der Band bleiben aber politisch weiterhin klar".

Man halte die Distanzierung nicht für glaubwürdig: "Die Band nutzt weiterhin Nazisymbolik wie die in Deutschland verbotene Odal-Runde, der Frontsänger postet auf Social Media immer wieder sexistische, homo- und transfeindliche Propaganda, posiert mit einer Wehrmachtsmütze und supportet offen faschistische Bands wie YOU MUST MURDER. Wir sehen da ehrlich gesagt kein wirkliches Umdenken bei der Band, eher Anpassungen um eben nochmal durchzugehen." (cw)

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