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Wattenmeer
Schleswig-Holstein: Queerfeindliche Bootsflagge sorgt für Empörung
Ein Fischkutter zeigt eine Regenbogen- und eine EU-Flagge mit einem Stinkefinger – Politik und Fischereiverband vermeiden eine Distanzierung.

Mehrere Boote am Fährhafen Strucklahnungshörn im Jahr 2022 (Bild: IMAGO)
- 7. Juni 2024, 11:22h 2 Min.
Von einem ungewöhnlichen Fall von öffentlicher Homophobie berichten die "Husumer Nachrichten": Wie von der Zeitung veröffentlichte Bilder zeigen, hat ein Fischer zwei Flaggen an einem Seil seines Bootes angebracht. Sie zeigen eine EU- und eine Regenbogenflagge, beide jeweils mit einem gezeichneten Stinkefinger versehen.
Der Krabbenkutter liegt demnach im Hafen Strucklahnungshörn in Nordstrand, eine Gemeinde und eingedeichte Halbinsel im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Obwohl eine Anwohnerin gegenüber der Zeitung die Flaggen als "extrem diskriminierend" bezeichnete, ging die dazu angefragte örtliche Bürgermeisterin nicht auf Distanz.
In Nordstrand sorgt die Beflaggung eines Krabbenkutters bei einigen für Empörung. Der Grund: Eine EU-Flagge und eine...
Posted by Husumer Nachrichten – Nachrichten für Husum und Nordfriesland on Thursday, June 6, 2024
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Ruth Hartwig-Kruse (SPD) sprach demnach vom Schiff einer Privatperson und von "Persönlichkeitsrechten des Eigentümers", habe aber Fragen zu einer Distanzierung von der Botschaft und zu Diskriminierung gegenüber queeren Menschen unbeantwortet gelassen.
Zeitung: Fehlende Distanzierung von Homophobie "großer Fehler"
Auch der Landesfischereiverband habe selbst nach Nachfragen zu der Regenbogenflagge nur ausweichend reagiert, so die "Husumer Nachrichten". Wer sich beleidigt fühle, könne eine Anzeige bei der Polizei stellen, habe der Verband betont und ansonsten darauf verwiesen, dass "die grundgesetzlich verankerten Rahmenbedingungen wie Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Toleranz selbstverständlicher Bestandteil der Verbandsarbeit" seien, "soweit sie die satzungsgemäßen Aufgaben betreffen würden". Die veränderte EU-Flagge könne allerdings gemaß Paragraf 90c des Strafgesetzbuches als Verunglimpfung von Symbolen der EU aufgefasst werden, worüber man den Fischer als Vereinsmitglied informieren wolle.
In einem Kommentar ordnete die zum Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag gehörende Zeitung das Geschehen ein in an sich legitime Kritik von Fischern an der EU, in das Gegenspiel aus Existenzsorgen und Vorgaben zu Fangquoten und Schleppnetzen. Schwierig werde es, wenn eine "antidemokratische Haltung" erkennbar werde: "Seit Jahren versuchen Vertreter der extremen Rechten, an die Proteste der Fischer inhaltlich anzudocken." Es sei "ein großer Fehler", wenn Bürgermeisterin und Fischereiverband "keine klare Position" beziehen, so der Kommentar: "Es wäre das mindeste, unmissverständlich klarzustellen, dass die Abwertung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung inakzeptabel ist. Gleiches gilt für eine pauschale Kritik an der EU." (cw)















