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Berlin
Hakan Tas aus der Linken ausgetreten
Der Exodus bei den Linken geht weiter: Der prominente schwule Politiker Hakan Tas übte bei seinem Austritt scharfe Kritik an der Führungselite der Partei.

Hakan Tas kehrt der Linkspartei den Rücken (Bild: IMAGO / tagesspiegel)
- 11. Juni 2024, 11:57h 2 Min.
Der frühere Berliner Abgeordnete Hakan Tas hat die Linke verlassen. Als Grund nannte der offen schwule Politiker am Dienstag auf Facebook, dass seine bisherige Partei "den Draht zur Bevölkerung verloren" habe. Der 57-Jährige beklagte eine "überhebliche Kaderelite" an der Spitze der Partei. "Wer sich zum Spielball der Machtelite macht, wird gefördert. Alle anderen bekommen aufgezeigt, dass ihr Einsatz für eine bürgernahe und soziale Friedenspolitik nicht erwünscht ist", so Tas.
"Mir tut es leid um die tausendfachen Ehrenamtlichen, die sich im Glauben an die gute Sache Tag für Tag auf den Straßen und an den Ständen beschimpfen lassen, weil sich die abgehobene Parteielite im Wochentakt an neuen ideologischen Spielchen ausprobieren möchte", erklärte Tas weiter. "Anstatt die Probleme der Menschen zu lösen, die hier in den Nachbarschaften verwahrlosen, werden ständig neue weltfremde Ideen diskutiert und am Ende verwenden die selben Verantwortlichen nach jedem Rückschlag die selben Sprüche und erwarten bei der nächsten Wahl andere Ergebnisse." Die Partei sei "strukturell leider nicht mehr zu retten". Ob er bereits eine neue politische Heimat gefunden hat, sagte Tas nicht.
Zu meinem Austritt aus der LINKEN? Die EU-Wahl war eine herbe Niederlage für DIE LINKE. Gerade in Zeiten des...
Posted by Hakan Tas on Tuesday, June 11, 2024
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Die Linke hatte bei der Europawahl am Sonntag nur noch 2,7 Prozent der Stimmen erhalten – und damit im Vergleich zur Wahl 2019 ihren Stimmenanteil halbiert. Dagegen konnte die populistische und queerfeindliche Abspaltung "Bündnis Sahra Wagenknecht" mit 6,2 Prozent locker an der Linkspartei vorbeiziehen.
Tas war zehn Jahre lang Mitglied des Abgeordnetenhauses
2011 war Hakan Tas erstmals in das Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen. "Ich bin schwul, ich bin Migrant und ich bin Bürger dieser Stadt und kämpfe dafür, dass sich die Vielfalt der Berliner Bevölkerung auch in Politik und Verwaltung widerspiegelt", sagte er damals (queer.de berichtete). Er engagierte sich intensiv gegen Islamismus. 2017 wurde er deshalb von einem türkischen Islamisten angegriffen und ins Gesicht geschlagen (queer.de berichtete).
Ein Jahr später sorgte er für Schlagzeilen, weil er betrunken am Steuer erwischt wurde (queer.de berichtete). Das Abgeordnetenhaus hob daraufhin seine Immunität auf und er akzeptierte eine Geldstrafe. 2021 verfehlte Tas dann den Wiedereinzug ins Berliner Stadtparlament. (dk)











