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Türkei

Istanbul: Hunderte Menschen trotzen CSD-Verbot

Mit einer Demo an einem vorab nicht bekannt gegeben Ort tricksten die Aktivist*innen die Behörden aus. Danach kam es zu ersten Festnahmen.


Die CSD-Demo fand auf einer beliebten Einkaufsstraße im asiatischen Teil Istanbuls statt (Bild: Istanbulpride / X)
  • 30. Juni 2024, 15:09h 3 Min.

Türkische Behörden haben auch in diesem Jahr den CSD in Istanbul mit Verbot, Absperrungen und einem Großaufgebot der Polizei nicht verhindern können. Hunderte queere und sie unterstützende Menschen zogen am Sonntagnachmittag in einer kurzen Demonstration durch den asiatischen Teil der Metropole.

/ istanbulpride
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Wie in den Vorjahren hatte der von der nationalen Regierung ernannte, für Polizei, Ordnung und Sicherheit zuständige Gouverneur die CSD-Demo verbieten lassen. Mit Verweis auf Protest-Ankündigungen "illegaler Gruppen" ließ er zentrale Orte wie den Taksim-Platz auf der europäischen Seite von der Polizei weiträumig absperren.

/ juliahahntv | Dieser Tweet der DW-Korrespondentin Julia Hahn zeigt die weiträumigen Absperrungen am Taksim-Platz und an Orten früherer CSD-Demonstrationen
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Die traditionell resilienten türkischen Queers hatten Zeit und Ort des CSD in diesem Jahr nicht vorab angekündigt. Bei der Demonstration am Sonntag auf der Bagdadstraße schwenkten sie Regenbogen- und Transflaggen, verlasen die offizielle Botschaft und Pressemitteilung zum 22. "Marsch des Stolzes" und skandierten Sprüche wie "You will never walk alone" und "Morde an trans Personen sind politisch", bevor sie die Straße vor dem Eintreffen der Polizei räumten. Laut ersten Meldungen nahm die Polizei in Seitenstraßen mindestens 15 Personen fest.

/ istanbulpride | "Eure tausenden Polizisten, Hubschrauber und Verbote werden uns nicht aufhalten. Jede Straße in dieser Stadt gehört uns", heißt es in der diesjährigen CSD-Botschaft

Bereits in den letzten Jahren hatten die Aktivist*innen ein Katz- und Mausspiel mit der Polizei gespielt und in der Regel mehrere spontane kleine Demonstrationen in der Innenstadt abhalten können. Dabei kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Festnahmen und Polizeigewalt. Ob es am Sonntag noch weitere Kundgebungen und Festnahmen geben könnte, blieb zunächst offen.

Mit der Demo endet eine Woche mehrerer Veranstaltungen im Rahmen der 32. Pride-Week. Am letzte Sonntag war bereits der zehnte Trans Pride mit einem Verbot, Absperrungen und großer Polizeipräsenz unterbunden worden. Die Community reagierte darauf in diesem Jahr mit kleinen dezentralen Aktionen. Zwei weibliche Parlamentsabgeordnete der linksgrünen DEM-Partei machten Schlagzeilen, als sie eine große Transflagge von der Atatürkbrücke hängen ließen. Zwei trans Personen waren an anderen Orten festgenommen worden.

/ bianet_eng
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Repressionen ohne Ende

In den Jahren vor dem ersten Verbot des Istanbuler CSDs und dessen Niederschlagung durch die Polizei 2015 hatten noch zehntausende Menschen an den Pride-Demonstrationen der Metropole teilgenommen. Danach waren er und der Trans-Pride – wie CSDs in weiteren Städten und an Universitäten sowie auch manche Kulturveranstaltung – immer wieder untersagt worden. Gegen sich trotzdem versammelnde Menschen wurde mit Festnahmen, manchmal auch Gummigeschossen, Tränengas oder Wasserwerfer vorgegangen.

Direktlink | Aktueller Bericht der Deutschen Welle zur Lage queerer Menschen in der Türkei
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Queerfeindliche Demonstrationen wurden in der Regel hingegen erlaubt. Die Regierung um Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte queere Menschen zunehmend zum Feindbild erklärt und im letztjährigen Wahlkampf offensiv auf Queerfeindlichkeit gesetzt. So erklärte der Präsident, es sei wichtig, Familien "vor Perversionen wie LGBT zu schützen" (queer.de berichtete). (nb)

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