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Saudi-Arabien

Netflix-Produzent offenbar zu 13 Jahren Haft verurteilt

Das Regime wirft dem Produzenten der Animationsserie "Masameer County" die Förderung von Homosexualität und Terrorismus vor.


Szene aus "Masameer County"

  • 4. Juli 2024, 14:35h 2 Min.

Der saudi-arabische Fernsehproduzent Abdulaziz Almuzaini ist eigenen Angaben zufolge wegen seiner von Netflix verbreiteten Animationsserie "Masameer County" von einem Antiterrorgericht zu einer Haftstrafe und einem Reiseverbot verurteilt worden. Er dürfe nicht mehr aus Saudi-Arabien ausreisen, erklärt Almuzaini, in einem Auto sitzend, in einem in dieser Woche im Onlinedienst X veröffentlichten Video.

In einem in der vergangenen Woche veröffentlichten und mittlerweile gelöschten Video hatte der in Texas geborene und in Saudi-Arabien ansässige Produzent mehrerer Produktionen erklärt, das 2008 zur Terrorismusbekämpfung eingerichtete Sonderstrafgericht des Königreichs habe gegen ihn "eine Strafe von 13 Jahren verhängt, gefolgt von einem 13-jährigen Reiseverbot".

Almuzaini zufolge wirft ihm das Gericht vor, mit der Serie und früheren Tweets Terrorismus und Homosexualität zu fördern. Infolge des Drucks hätte er bereits sein Unternehmen Myrkott Animation Studio schließen und das Personal entlassen müssen. Almuzaini richtete auch einen direkten Appell an Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman, in dem er sich zuversichtlich zeigte, dass dieser "einiges von dem korrigieren wird, was mir widerfahren ist".

Die Serie "Masameer County", die im Jahr 2021 startete und auf zwei Staffeln und einen Film kommt, zeigt eine humoristischen Blick auf ein Saudi-Arabien im Wandel und bricht dabei gesellschaftliche Tabus. Auch Themen wie Homosexualität, die in Saudi-Arabien als schweres Verbrechen gilt, werden nicht ausgespart. In der ersten und einer späteren Folge machte sich die Reihe über die Terrororganisation "Islamischer Staat" lustig – was nun offenbar als Förderung gedeutet wurde.

Das "Wall Street Journal" berichtete am Donnerstag, dass sich die Gerichtsdokumente auch auf Online-Beiträge von Almuzaini beziehen, in denen er das "arabische Regime verspottet" oder sich für Frauenrechte ausspricht. Die Behörden reagierten am Donnerstag nicht auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AFP und auch Almuzaini selbst stand für eine Stellungnahmen nicht zur Verfügung.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren Saudi-Arabien für sein hartes Durchgreifen gegen teilweise sehr vage kritische Äußerungen im Internet. 2022 waren zwei Frauen wegen kritischer Online-Beiträge zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt worden. Vier Jahre zuvor war der Journalist Jamal Khashoggi getötet worden.

Das Land gilt als einer der wenigen Staaten der Erde, der Homosexualität nicht nur mit der Todesstrafe bedroht, sondern diese auch zumindest in einigen Fällen tatsächlich durchgeführt hat. Auch Gefängnis- und Folterstrafen sind nach dem Scharia-Recht möglich und wurden verhängt, Ausländern droht eine Ausweisung. Unter anderem mit Sportveranstaltungen versucht das Land, sein Image aufzubessern. Trotz internationaler Kritik könnte dort die Fußball-WM 2034 stattfinden (queer.de berichtete). (afp/cw)

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