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Norwegen
Oslo: Pride-Attentäter zu Höchststrafe verurteilt
Rund zwei Jahre nach dem tödlichen Anschlag zum CSD in Oslo im Jahr 2022 ist der Täter zu 30 Jahren Haft verurteilt worden.
- 4. Juli 2024, 13:51h 2 Min.
Nach dem Schuss-Angriff auf den queeren Club "London Pub" und weitere Orte in der Innenstadt von Oslo in der Nacht vor dem CSD 2022 ist der Attentäter am Donnerstag zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht verhängte gegen den 45-jährigen Norweger iranischer Herkunft die Höchststrafe von 30 Jahren hinter Gittern für die Begehung eines "schweren Terrorakts". Bei einer anhaltenden Bedrohungsprognose kann die Strafe verlängert werden, eine Freilassung frühestens nach 20 Jahren erfolgen.
Der Angriff von Zaniar Matapour "zielte zweifellos auf homosexuelle Menschen ab", erklärte das Osloer Gericht in seinem Urteil. Ziel sei es gewesen, "so viele Homosexuelle wie möglich zu töten und LGBTQ-Personen im Allgemeinen in Angst und Schrecken zu versetzen." Der islamistisch motivierte Täter, bei dem das Gericht keine Reue erkannte, wurde zudem zu einer Zahlung von mehr als 100 Millionen Kronen (rund 8,8 Millionen Euro) Schadenersatz verurteilt.

Der öffentlich-rechtliche Sender nrk spricht von einem "historischen Urteil". Es ist längste verhängte Haftstrafe des Landes. Anders Breivik, der bei den Anschlägen 2011 77 Menschen in Oslo und auf der Insel Utøya tötete, hatte vor einer Verschärfung des Strafrechts 21 Jahre Haft erhalten
In der Nacht auf den 25. Juni 2022, an dem die Pride-Demo stattfinden sollte, hatte Matapour das Feuer vor dem queeren Club "London Pub" und in der Nähe vor einem Jazz-Club und einem Imbiss eröffnet (queer.de berichtete). Er tötete zwei Männer im Alter von 54 und 60 Jahren. Über 30 weitere Personen wurden verletzt, neun von ihnen durch Schüsse. Matapour wurde kurze Zeit später überwältigt und dann von der Polizei festgenommen. Die Demo wurde nach dem Vorfall abgesagt.
Mutmaßlichem Drahtzieher wird noch der Prozess gemacht
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Bei dem Verurteilten war eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden, die Verteidigung hatte Freispruch beantragt. Das Gericht urteilte jedoch, dass er "vor dem Angriff und währenddessen voll und ganz wusste, was er tat". Während des Prozesses beschuldigte Matapours Anwalt einen Ermittler des norwegischen Inlandsgeheimdienstes, den Anschlag provoziert zu haben, indem er seinen Mandanten ermutigt habe, der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Treue zu schwören. Der Anwalt kündigte an, seinem Mandaten zur Berufung zu raten.
Im Juni 2023 entschuldigte sich der Geheimdienst nach einem Bericht, der zu dem Schluss kam, dass der Anschlag hätte verhindert werden können. Im Mai 2024 lieferte Pakistan den mutmaßlichen Drahtzieher des Anschlags, Arfan Bhatti, an Norwegen aus. Nach Polizeiangaben wird Bhatti der "Beihilfe zu einem schweren Terrorakt" verdächtigt. Ihm drohen damit bis zu 30 Jahre Haft. Bhatti hatte Norwegen vor dem Anschlag verlassen. Der Prozess gegen ihn findet zu einem späteren Zeitpunkt satt. (afp/cw)















