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Geburtstag

Queere Pionierin: Maren Kroymann wird 75

Die Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin Maren Kroymann feiert am heutigen Freitag ihren 75. Geburtstag. Bereits 1993 outete sie sich im Magazin "stern" als lesbisch – mit Nachwirkungen.


Maren Kroymann wurde am 19. Juli 1949 im niedersächsischen Walsrode geboren und wuchs im baden-württembergischen Tübingen auf (Bild: 9EkieraM1 / wikipedia)
  • Von Katharina Wiechers, AFP
    19. Juli 2024, 08:33h 3 Min.

Früher stand sie mit ihren Themen oft allein da: Sie war eine der ersten deutschen Schauspielerinnen, die ihre Homosexualität öffentlich machte, und kritisierte schon lange vor der #MeToo-Debatte ein sexualisiertes Frauenbild. Heute sind Frauenfeindlichkeit und Sexismus in aller Munde – und Maren Kroymann wird als Pionierin gewürdigt. Am Freitag wird die Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin 75 Jahre alt.

Geboren wurde Maren Kroymann am 19. Juli 1949 im niedersächsischen Walsrode, sie wuchs im baden-württembergischen Tübingen auf. Nach dem Abitur machte sie eine Tanzausbildung und studierte anschließend Anglistik, Amerikanistik und Romanistik.

Noch während des Studiums spielte sie an kleinen Theaterbühnen, später kamen Rollen in Fernseh- und Kinofilmen dazu – etwa in "Das Superweib" (1996), "Verfolgt" (2006), "Maria, ihm schmeckt's nicht!" (2009) oder "Enkel für Anfänger" (2019). Seit 2022 ist sie außerdem in der Netflix-Serie "How to Sell Drugs Online (Fast)" als grimmige Mafiachefin zu sehen.

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Schauspielerin und Entertainerin

Einem großen Publikum bekannt wurde Kroymann aber durch Rollen in diversen Fernsehserien. Ab 1988 spielte sie in "Oh Gott, Herr Pfarrer" die Ehefrau des Pfarrers Hermann Wiegandt alias Robert Atzorn, 1990 und 1991 die Hauptrolle in der Serie "Vera Wesskamp". Von 2001 bis 2009 war sie in der Rolle einer 68er-Mutter in der RTL-Comedyserie "Mein Leben und ich" zu sehen.

Parallel arbeitete Kroymann an ihrer Karriere als Entertainerin. 1982 startete sie mit dem Soloprogramm "Auf Du und Du mit dem Stöckelschuh", das die Welt des Schlagers aufs Korn nahm. Ab Mitte der 1980er Jahre war sie mit Gastauftritten in der Kabarettsendung "Scheibenwischer" zu sehen, ab 1993 hatte sie ihre eigene Satiresendung "Nachtschwester Kroymann" – als erste Frau im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

1993 war auch das Jahr, in dem sie dem Magazin "stern" verriet, dass sie lesbisch ist – was Nachwirkungen für Kroymann hatte. "Ich war die erste, die sich absichtsvoll geoutet hat, das hing mir lange nach", sagt sie Ende 2023 im Podcast "Link in Bio" von Deutschlandfunk Kultur. "Ich dachte, wenn ich es mache, kommen gleich die nächsten, aber das war nicht so." Allein schon aus Mangel an Alternativen sei sie dann lange die einzige Frau gewesen, die zum Thema Homosexualität in Talkshows eingeladen wurde.

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Auszeichnungen in regelmäßigen Abständen

Während sie früher teils angefeindet wurde, wird Kroymann heute in regelmäßigen Abständen mit Auszeichnungen wie dem Grimmepreis, dem Deutschen Fernsehpreis oder dem Deutschen Comedypreis gewürdigt. "Das ist eine unglaubliche Beglückung für mich", sagt sie.

Probleme sieht sie allerdings weiterhin in der Gesellschaft, Frauenverachtung ist aus ihrer Sicht immer noch ein großes Problem. Die kinderlose Kroymann ist überzeugt, dass das an der mangelnden Aufarbeitung des Frauenbilds der Nationalsozialisten liegt, wonach die Existenzberechtigung von Frauen vor allem an das Kinderkriegen geknüpft ist.

"Nicht Mutter zu sein, war in meinem Leben ein großes Thema und auch mit Stress und Verachtung verbunden", sagt sie in dem Deutschlandfunk-Kultur-Podcast. Teilweise war dies aber auch eine Art Antrieb: "Ich dachte, wenn ich schon kein Kind habe, muss ich wenigsten irgendwas anderes Großes leisten."

Kroymann und die "Abbildungskarriere"

Maren Kroymann, die in Berlin-Charlottenburg lebt, ist heute weiter präsent in der deutschen Öffentlichkeit, ist in Filmen, Serien oder ihrer eigenen Satiresendung "Kroymann" in der ARD zu sehen. Dabei kommt ihr nach eigenen Angaben womöglich etwas zugute, wogegen sie sich immer lautstark wehrte, nämlich die von ihr als "Abbildungskarriere" betitelte Reduzierung von Frauen auf ihr Aussehen.

So sagte sie dem ZDF-Interviewformat "Filmfrauen" 2022: "Ich habe mich mein Leben lang dagegen gewendet, dass Frauen nach dem Äußeren beurteilt werden, aber jetzt nehme ich wahr, dass ich vielleicht auch deswegen noch Rollen kriege, weil ich mich für mein Alter noch relativ gut physisch halte."

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