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Verkannte queere Mehrheit

Berlin bekommt die erste geförderte Anlaufstelle zu Bi- und Pansexualität

Es gibt zwar laut Studien mehr Bi- als Homosexuelle, trotzdem fristen sie in der queeren Community ein Nischendasein. Eine neue Anlaufstelle nimmt sich nun in der Bundeshauptstadt dieser Gruppe an.


Bisexuelle beim CSD in San Francisco (Bild: Thomas Hawk / flickr)

  • 30. Juli 2024, 12:25h 3 Min.

Berlin bekommt die erste geförderte Fachstelle Bi+, die sich ausdrücklich mit bi- und pansexuellen Menschen befassen wird. Das Projekt, das im Berliner Koalitionsvertrag 2023 versprochen worden war, ist eine Maßnahme des queeren Aktionsplans der Initiative "Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt" (IGSV). Es wird von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) gefördert. Träger der Fachstelle ist der Verein BiBerlin.

"Das Projekt ist ein Riesen Meilenstein in der Versorgung von Bi- und Pan-Menschen in Deutschland. Wir freuen uns darüber, dass hier seitens der Politik endlich Versäumnisse nachgeholt und dieser längst überfällige Schritt gegangen wird", erklärte BiBerlin-Vorstandsmitglied Thilo Wetzel.

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Beratung, Empowerment, Sensibilisierung  

Die drei Säulen des Projekts sind Beratung, Empowerment und Sensibilisierung. Die Fachstelle richtet sich an drei Zielgruppen: Die erste umfasst Menschen aus der Bi+-Community und deren Angehörige. Das Beratungsangebot soll diesen Menschen ermöglichen, in einem geschützten Rahmen kompetent zu Themen wie Coming-out, Diskriminierung oder Lebens- und Familienplanung beraten zu werden. Darüber hinaus sind auch Empowerment-Angebote für diese Zielgruppe angedacht. Diese haben zum Ziel, das Selbstbewusstsein einer häufig nicht ernstgenommenen Community zu stärken.
 
Die zweite Zielgruppe des Projekts sind die Verwaltung und sonstige staatliche Stellen sowie weiteres berufliches Fachpersonal. Für diese Zielgruppe wird der Träger BiBerlin spezifische Schulungen und Workshops anbieten, um sie im Bereich Antidiskriminierung und Inklusion für bi+-spezifische Belange zu sensibilisieren.
 
Zur dritten Zielgruppe zählen Öffentlichkeit, Politik und Zivilgesellschaft, darunter weitere queere Träger. Angebote für diese Zielgruppe dienen ebenfalls der Sensibilisierung, Aufklärung sowie Vernetzung.
  
Zusätzlich dazu liegt ein besonderer Schwerpunkt der Fachstelle auf den Anliegen Bi- und Pansexueller, die nicht der weißen Mehrheit angehören. Für diesen Themenkomplex will sich BiBerlin mit weiteren queeren Trägern vernetzen, die Projekte im Bereich Mehrfachdiskriminierung anbieten.

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Eigene Räume und zwei Teilzeitstellen

Bislang fanden Veranstaltungen von BiBerlin, beispielsweise Stammtische und Treffen für die Bi+-Community, in unterschiedlichen queeren Lokalitäten statt, weil der Verein derzeit noch keine eigenen Räume hat. Für die Realisation der Fachstelle Bi+ sollen zeitnah eigene Räumlichkeiten gefunden werden. Zudem wurden für die Durchführung des Projekts zwei Teilzeitstellen geschaffen, von der eine mit der langjährigen Bi+-Aktivistin Dana Wetzel besetzt wird.

Darüber hinaus bekommt die Fachstelle Bi+ über die LADS eine eigene Internetseite mit allen relevanten Infos zum Projekt. Die Umsetzung soll in den kommenden Wochen beginnen.

Bi- und Pansexuelle stellen laut mehreren Studien die Mehrheit der queeren Community, allerdings werden sind sie oft auch in der Szene unsichtbar – und erfahren Ausgrenzung und Diskriminierung. Auch heute noch wird die bloße Existenz von Bisexualität infrage gestellt, als Modeerscheinung oder Phase abgestempelt und nicht als valide sexuelle Identität anerkannt. Internationalen Studien zufolge leiden Bisexuelle oft unter Minderheitenstress, outen sich weniger häufig als Homosexuelle und haben ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken (queer.de berichtete). (pm/cw)

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