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Kulturkampf
Nächstes Schuljahr: Sachsen droht bei Gendern mit Notenabzug
Der sächsische Kultusminister kündigt an, dass Schüler*innen, die geschlechtergerechte Sprache verwenden, im nächsten Schuljahr mit schlechteren Noten bestraft werden.

Kulturkampf gegen den Genderstern: Der CDU-Politiker Christian Piwarz ist seit Dezember 2017 Sächsischer Staatsminister für Kultus (Bild: Ronald Bonss)
- 1. August 2024, 10:38h 2 Min.
Die schwarz-grün-rote Landesregierung in Sachsen will künftig Schüler*innen für die Nutzung von geschlechtergerechter Sprache bestrafen: In schriftlichen Arbeiten wird die Verwendung von Genderstern, Binnen-I, Unterstrich, Doppelpunkt oder anderem nicht nur als Fehler markiert, "sondern auch in die Benotung einbezogen", erklärte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) kurz vor dem Ende der Sommerferien im Freistaat. Nach dem im Juli vom Rat für deutsche Rechtschreibung veröffentlichten neuen Regelwerk gehöre die Verwendung von Sonderzeichen zur Kennzeichnung der Geschlechtsidentität innerhalb eines Wortes "nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie".
Nach Ministeriumsangaben sind im neuen Schuljahr nach vorläufigem Stand insgesamt 536.000 Kinder und Jugendliche zu unterrichten. 2023/2024 waren es 517.711. Mit dem neuen Schuljahr wird der Unterricht in den Kernfächern Deutsch und Sachkunde in den Klassenstufen 1 und 2 um je eine Stunde erweitert, um die Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechtschreiben zu stärken, verkündete der Minister. Dabei setzt die Landesregierung offenbar darauf, schon früh die Nutzung von geschlechtergerechter Sprache zu unterdrücken.
Kritik an Gender-Verboten
Der Kampf der Landesregierung gegen das Gendern war bereits in der Vergangenheit scharf kritisiert worden. Die Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS) befürchtete bereits 2021 als Folge des Genderverbots an Schulen eine Abwanderung von Personal (queer.de berichtete). Auch Sprachwissenschaftler*innen kritisierten das sächsische Verbot (queer.de berichtete).
Bereits seit Jahren gibt es einen regelrechten Kulturkampf um geschlechtergerechte Sprache, der vor allem von der rechtsextremen AfD angefeuert wird. Neben der Union hat sich zuletzt auch vermehrt die FDP für ein Verbot ausgesprochen (queer.de berichtete).
Die Befürworter*innen des Genderns argumentieren, dass sich damit jeder Mensch – egal ob Mann oder Frau oder auch nichtbinäre Personen – angesprochen fühlen kann. LGBTI-Organisationen sprechen sich daher für eine behutsame Weiterentwicklung der deutschen Sprache aus, wie es bereits in anderen Sprachen üblich sei. Aus AfD, Union und FDP kommt dagegen die Kritik, dass früher nicht gegendert worden sei und das generische Maskulinum viel einfacher zu benutzen sei als geschlechtergerechte Sprache. (dpa/dk)
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