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"Bunte"-Interview
CDU-Spitzenkandidat Redmann: Ole von Beust war sein bürgerliches schwules Vorbild
Der offen schwule Spitzenkandidat der Brandenburger CDU will in die Staatskanzlei. In einem Interview mit "Bunte" spricht er nun offen über sein Coming-out, sein Idol und auch über eine peinliche Alkohol-Fahrt.

Jan Redmann (li.) will seinem Idol Ole von Beust nachfolgen und erster schwuler Regierungschef seines Heimatlandes werden (Bild: Chaperon / wikipedia, Foto: Rainer Hoffschildt / wikipedia)
- 21. August 2024, 11:18h 3 Min.
Brandenburgs CDU-Landes- und Fraktionschef Jan Redmann hat gegenüber der "Bunten" verraten, wer ein großes Vorbild für ihn ist: "Der frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust war jemand, der mir gezeigt hat, dass man als schwuler Mann bürgerlich und selbstbewusst leben kann", sagte der 44-jährige CDU-Politiker aus Wittstock/Dosse im Nordwesten Brandenburgs. "Das war für mich als Teenager sehr wichtig."
Von Beust war von 2001 bis 2010 Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. Er sprach aber erst offen über seine Homosexualität, nachdem ihm sein rechter Koalitionspartner Ronald Schill 2003 mit einem Outing gedroht hatte (queer.de berichtete). Der jetzt 69-jährige Politiker war in Hamburg äußerst populär und konnte 2004 erstmals die absolute Mehrheit für die CDU in der Hansestadt holen. Nach dem Abgang von Beusts begann der Abstieg der CDU: Bei den letzten Bürgerschaftswahlen erreichte sie nur noch 11,2 Prozent der Stimmen.
"Ich hatte ja auch erst mal den Plan: eine Frau finden"
Redmann sprach in dem Interview auch darüber, dass er zunächst seine Homosexualität nicht wahrhaben wolle: "Ich hatte ja auch erst mal den Plan: eine Frau finden, Familie gründen", erzählte der Christdemokrat, "aber als ich mich zum ersten Mal verliebt hatte, mit so richtig vielen Schmetterlingen im Bauch, war es keine Frau, sondern ein Mann." Sein jetzt 77-jährige Vater habe zunächst "sehr daran zu kauen gehabt", habe jetzt aber nach eigenen Angaben dazugelernt.
In der CDU hatte Redmann aus seiner sexuellen Orientierung kein Geheimnis gemacht. 2021 verriet er in der "Zeit", dass er mit einem Mann verpartnert sei. Nach der Landtagswahl am 22. September will er Dietmar Woidke (SPD) als Ministerpräsident beerben.
Das könnte allerdings herausfordernd werden: Die CDU lag in der Wahlumfrage von Insa-Consulere für den "Nordkurier" von Anfang August bei 19 Prozent hinter der AfD mit 24 und der SPD mit 20 Prozent. 22 Prozent der Befragten sagten auf die Frage, ob Redmann weiter als Spitzenkandidat und möglicher Ministerpräsident für die CDU antreten sollte: "eher ja", 48 Prozent sagten "eher nein". 19 Prozent war das Thema egal, acht Prozent antworteten mit "weiß nicht", zwei Prozent machten keine Angabe. Bislang hatte noch nie ein offen schwuler Politiker – und auch noch kein Christdemokrat – in Brandenburg regiert.
"Alles ist mit Alkohol keine gute Idee"
Redmann hat im Interview auch erklärt, dass er aus seiner Alkoholfahrt mit einem Elektroroller gelernt habe. "Ob Fahrrad, Auto oder E-Scooter: Alles ist mit Alkohol keine gute Idee", sagte er der "Bunten". "Das hätte nicht passieren dürfen. Aber Politiker sind auch nur Menschen und wir alle machen Fehler. Wichtig ist, wie man damit umgeht."
Der CDU-Spitzenkandidat war im Juli bei einer nächtlichen Fahrt mit einem E-Scooter zu seiner Wohnung in Potsdam von der Polizei kontrolliert worden. Er hatte nach eigenen Angaben nach der Fahrt 1,28 Promille Alkohol im Blut – das liegt im strafbaren Bereich. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt gegen ihn. Redmann hatte die Öffentlichkeit danach selbst informiert und einen Fehler eingeräumt. (dpa/dk)














