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Welttag der sexuellen Gesundheit
BZgA-Studie: Sexuell übertragbare Infektionen werden unterschätzt
In der deutschen Bevölkerung könnte laut einer neuen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung das Wissen über Geschlechtskrankheiten besser sein.

Mit Motiven wie diesem soll die "Liebesleben"-Kampagne die deutsche Bevölkerung für sexuell übertragbare Krankheiten sensibilisieren (Bild: BZgA)
- 30. August 2024, 13:44h 3 Min.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat am Freitag Daten der neuen "Liebesleben-Studie" über sexuelle Gesundheit und sexuell übertragbaren Infektionen veröffentlicht. Anlass ist der Welttag der sexuellen Gesundheit am kommenden Mittwoch (4. September). Befragt worden waren 4.640 Menschen ab 16 Jahren.
Die Studie zeige laut BZgA deutlich die Herausforderungen in der Präventions- und Aufklärungsarbeit rund um sexuell übertragbare Krankheiten: So unterschätzen viele Menschen, selbst von einer derartigen Krankheit betroffen sein zu können. Das spiegelt sich zum Teil auch im Schutzverhalten wider.
/ bzga_deSexuell übertragbare Infektionen (#STI) werden noch immer unterschätzt: Das zeigen die Ergebnisse der neuen #LIEBESLEBEN Studie. Eine der häufigsten STI ist die #Chlamydien-Infektion. Unbehandelt kann sie mit der Zeit zu Unfruchtbarkeit führen. Mehr dazu: https://t.co/ydj2Zitv4G pic.twitter.com/TzRN13IoDx
BZgA (@bzga_de) August 30, 2024
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Der Studie zufolge haben 89 Prozent der Personen, die bereits sexuell aktiv waren, Erfahrungen mit dem Gebrauch von Kondomen. Personen, die in keiner festen Beziehung leben und in den letzten zwölf Monaten Sex hatten, nutzen zu rund 50 Prozent "immer" oder "häufig" ein Kondom. Die Mehrheit (57 Prozent) der 16- bis 25-jährigen in Deutschland hat sich beim letzten Sex mit Kondomen geschützt. Der häufigste genannte Grund für den Verzicht auf Kondome ist demnach die Annahme, das Gegenüber und man selbst seien gesund (62 Prozent).
BZgA-Chef: Bewusstsein über Geschlechtskrankheiten nicht ausreichend in Bevölkerung verankert
Dr. Johannes Nießen, der kommissarische BZgA-Chef, erklärte, die neue Studie verdeutliche, "dass das Bewusstsein darüber, dass sich jede sexuell aktive Person potentiell mit einer sexuell übertragbaren Infektion anstecken kann, in der Bevölkerung nicht ausreichend verankert ist. Tabuisierung und Scham spielen dabei eine Rolle", so Nießen. "So haben 73 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren in festen Beziehungen vor dem ersten Sex in der Beziehung nicht über sexuell übertragbare Infektionen gesprochen." Der BZgA komme mit ihrer Initiative "Liebesleben" daher eine "bedeutende Rolle in der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten zu".
Nießen sagte, man wolle etwa auch jungen Erwachsenen die "Wichtigkeit des Schutzes" vor Geschlechtskrankheiten vermitteln und auf Angebote wie das Chlamydien-Screening hinweisen (#wissenwasrumgeht). Über Chlamydien-Infektionen gebe es noch wenig Wissen, obwohl es sich dabei um einer häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen handle, vor allem unter jungen Menschen. Eine Infektion löst häufig keine Beschwerden aus. Unbehandelt kann eine Chlamydien-Infektion Entzündungen der Geschlechtsorgane verursachen, die mit der Zeit bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen können. Wird eine Infektion mit Chlamydien frühzeitig erkannt, ist sie in der Regel mit Antibiotika schnell und vollständig heilbar. Laut der BZgA-Studie haben jedoch nur 60 Prozent schon einmal etwas von Chlamydien gehört oder gelesen.
Die BZgA-Kampagne "Liebesleben" war 2016 ins Leben gerufen worden, um die Bevölkerung vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen. Wie schon vorherige Präventionskampagnen wie "Gib Aids keine Chance" oder "Mach's mit" wurde auch diese von queerfeindlichen Kräften scharf kritisiert. Die AfD-Jugendorganisation stellte sogar Strafanzeige gegen "Liebesleben" (queer.de berichtete). Der Grund: derartige Aufklärung würden "Gender-Ideologen" nur als Deckmantel benutzen, "um ihren Traum von einer frühsexualisierten, multisexuellen 'Gesellschaft der Vielfalt' zu verwirklichen". Die Anzeige hatte freilich keinen Erfolg. (cw)
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