Martin Reichardt beleidigt bisexuelle Grünen-Abgeordnete als "retardiert"

Der 55-jährige AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Reichardt hat am Sonntag die grüne Abgeordnete Emilia Fester auf X (früher Twitter) scharf wegen eines Tanzvideos attackiert. Fester hatte zuvor auf TikTok ein Video gepostet und auf Englisch gepostet: "Ich tanze, um auf die rechte (eigentlich die linke) Seite von TikTok zu kommen." Reichardts Reaktion darauf war, ihr eine geistige Behinderung zu unterstellen. Dafür nutzte er das Wort "retardiert".

Wörtlich schrieb der Chef des als "gesichert rechtsextremistische Bestrebung" eingestuften AfD-Landesverbands Sachsen-Anhalt über die 26-jährige Bisexuelle: "Wer sie nie direkt erlebt hat, könnte glauben, ihr dümmliches Getue wäre der Versuch, irgendwelche Menschen durch aufgesetztes Verhalten zu erreichen. Ich darf feststellen, Fr. Fester ist wirklich so. Ist das eine durch Wohlstandsverwahrlosung retardierte Person? Entscheiden Sie selbst… in den Kommentaren." Die Kommentare waren dann entsprechend: Der Grünenpolitikerin wurde vorgeworfen, ein "minderbegabtes Mädchen" zu sein, Drogen zu nehmen oder "einen Schaden" zu haben. "So etwas hat man früher weg gesperrt", schrieb eine Nutzerin dazu.

(Bild: X)

Bereits auf ihrer TikTok-Seite ist Fester entsprechend angegriffen worden. Auch hier gab es entsprechende Kommentare, die der Politikerin eine Behinderung unterstellten und die von Reichardt offenbar als Vorbild für seinen Tweet genommen worden sind ("Ich find's gut, dass du bei den Paralympics teilnimmst"). Hintergrund ist, dass am Sonntag die Paralympischen Spiele in Paris zu Ende gegangen sind.

Am Wochenende hatte bereits ein ähnlicher "Witz" gegen Menschen mit Beeinträchtigungen von Komiker Luke Mockridge für Schlagzeilen gesorgt. Mockridge machte sich dabei in einem Podcast über Paralympics-Teilnehmende lustig. Trotz einer Entschuldigung setzte der Sender Sat.1 daraufhin kurzfristig die Show "Was ist in der Box" ab, die eigentlich am Donnerstag hätte starten sollen.

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Bereits in der Vergangenheit hatten rechte Aktivist*innen gerne andersdenkende jüngere Politikerinnen wegen Tanz-Videos attackiert. Beispielsweise veröffentlichten den Republikanern nahestehende Accounts 2019 nach dem Einzug der demokratischen US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez ins Repräsentantenhaus ein in ihrer Uni-Zeit entstandenes Video, das sie fröhlich beim Tanzen zeigt – und bezeichneten sie ebenfalls als "retardiert". Ocasio-Cortez reagierte darauf mit einem weiteren Tanzvideo, das sie im US-Kongress aufgenommen hat. (dk)

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