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Erster schwuler Ministerpräsident in Brandenburg?

Eine Alkoholfahrt machte ihn bekannt: CDU-Spitzenkandidat Jan Redmann

Jan Redmann will als erster Christdemokrat und erster offen schwuler Politiker Ministerpräsident von Brandenburg werden. Bundesweit bekannt wurde er ausgerechnet durch eine Straftat.


Im Wahlkampf setzt Jan Redmann vor allem auf die Unbeliebtheit der Ampel-Regierung in Berlin (Bild: IMAGO / dts Nachrichtenagentur)
  • Von Katharina Wiechers, AFP
    11. September 2024, 10:19h 3 Min.

Dass er Krisenkommunikation beherrscht, hat Jan Redmann bereits bewiesen. Als der CDU-Spitzenkandidat im Juli, gut zwei Monate vor der Landtagswahl in Brandenburg, nachts betrunken auf einem E-Scooter erwischt wurde, wählte er die Flucht nach vorn. Er selbst machte die Trunkenheitsfahrt publik, über die bald in ganz Deutschland berichtet wurde. Am Ende musste er eine Geldstrafe zahlen und seinen Führerschein abgeben, politisch kam er aber offenbar weitgehend unbeschadet aus der Sache heraus.

Die Kontrolle habe nach einem geselligen Abend mit Freunden stattgefunden, sagte der 44-Jährige damals in einem direkt am Tag danach aufgenommenen Video. Die Atemalkoholmessung habe einen Wert von 1,3 Promille ergeben – ab 1,1 handelt es sich um eine Straftat. "Ich berichte Ihnen davon so direkt und unmittelbar, weil ich finde, dass Menschen Fehler machen können, man aber zu ihnen stehen muss", fügte Redmann an – und versuchte sogleich, seinen Umgang mit dem Thema ins Positive umzumünzen: "Diese Ehrlichkeit können Sie von mir auch in Zukunft erwarten."

Redmann will Ministerpräsident werden – und lange schienen die Chancen nach vielen Jahren klarer SPD-Übermacht in Brandenburg besser denn je zu stehen. Einige Wochen lang lagen SPD und CDU in Umfragen nahezu gleichauf, doch zuletzt konnte die SPD, die ihren Wahlkampf auf das Rennen um Platz eins mit der führenden AfD zuschnitt, sich mit 23 Prozent von der CDU mit 18 Prozent absetzen.

Inhaltlich will der Fraktions- und Parteivorsitzende Redmann bei den Menschen im ländlichen Raum punkten, positioniert sich gegen Krankenhausschließungen und für das Handwerk. Den Wahlkampf startete er im 380-Einwohner*innen-Dorf Kleeßen-Görne, der kleinsten Gemeinde Brandenburgs.

Auch mit dem Thema Migration will Redmann bei den Brandenburgerinnen und Brandenburgern ankommen. Er will eine "Märkische Grenzpolizei" einführen, um die Kriminalität an der Grenze zu Polen einzudämmen und spricht sich für Abschiebungen auch in unsichere Herkunftsländer aus.

Aufgewachsen in der Kleinstadt Wittstock/Dosse, ging Redmann nach dem Abitur zur Bundeswehr und wurde zum Richtladeschützen auf dem Kampfpanzer Leopard 2 ausgebildet, wie er auf seiner Webseite schreibt. Anschließend studierte er Jura und arbeitete als Anwalt in einer Baurechtskanzlei.

Parallel machte er Karriere in der Brandenburger CDU. Im Alter von 20 Jahren trat er in die Partei ein, mit 26 wurde er Landesvorsitzender der Jungen Union Brandenburg, mit 27 Mitglied des Landesvorstands, mit 39 Fraktionschef, mit 43 Parteichef.

Redmann ging offen mit seiner Homosexualität um

Mit seiner Homosexualität hält Redmann nicht hinterm Berg, postete etwa Anfang Januar 2023 auf Facebook, dass er seit 18 Jahren mit seinem Mann Peter zusammen sei. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde dies aber erst durch einen Auftritt Redmanns bei einer queerpolitischen Veranstaltung in Potsdam Anfang August.

Der Illustrierten "Bunte" erzählte er kurz darauf in einem Interview, dass sein Vater anfangs "sehr daran zu kauen gehabt" habe, dass sein Sohn seine Homosexualität öffentlich gemacht habe. Inzwischen habe er aber die Sexualität seines Sohns akzeptiert. Sein Vorbild sei der frühere Erste Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust (CDU). Dieser habe ihm gezeigt, "dass man als schwuler Mann bürgerlich und selbstbewusst leben kann".

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Redmann ist beliebt – aber nicht so beliebt wie der SPD-Ministerpräsident

Mit Zustimmungswerten von 16 Prozent gehört Redmann laut einer Erhebung von Infratest dimap für den Rundfunk Berlin-Brandenburg vom Juli zu den beliebtesten Brandenburger Politiker*innen. Damit liegt er aber immer noch weit abgeschlagen hinter dem amtierenden SPD-Ministerpräsidenten Dietmar Woidke, mit dem 55 Prozent der Befragten zufrieden sind.

Zudem kam der Alkoholskandal erst nach der Umfrage. Ob er ihm letzten Endes schadete oder sogar durch einen Zugewinn an Bekanntheit half, wird sich am Sonntag kommender Woche endgültig zeigen.

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