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Italien
Zu rechts und anti-queer: Mussolini-Enkelin verlässt Meloni-Partei
Viele Jahre war eine der Enkelinnen des italienischen Diktators Benito Mussolini in der rechten Partei von Giorgia Meloni aktiv. Nun wechselt Rachele Mussolini zu Forza Italia.

Rachele Mussolini auf einem Podium der Meloni-Partei im Juli (Bild: privat / fb)
- 12. September 2024, 14:44h 3 Min.
Rachele Mussolini, eine Enkelin des italienischen Diktators Benito Mussolini, verlässt die rechte Partei von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Die 50-Jährige kündigte an, die größte Regierungspartei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) zu verlassen und sich der konservativen Partei Forza Italia anzuschließen. Die Fratelli seien ihr inzwischen zu rechts. Nun sei es an der Zeit, in einer Partei zu arbeiten, die ihrem "gemäßigten und zentristischen Sinn näher steht", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa Rachele Mussolini.
Die Mussolini-Enkelin sitzt seit 2016 für die Fratelli im Kommunalparlament von Rom. Bei ihrer Wiederwahl vor drei Jahren erzielte sie das beste Ergebnis aller Kandidat*innen. Für viele in der Partei von Regierungschefin Meloni – die ihre Wurzeln in Italiens postfaschistischer Bewegung hat – galt Mussolini als Aushängeschild und wurde in der Partei geschätzt. Allerdings vertrat sie bereits seit Jahren gemäßigtere Positionen als viele der Parteikolleg*innen.
Ausschlaggebend für ihren Wechsel nun seien aktuelle politische Diskussionen gewesen, berichtete die Zeitung "La Repubblica". Mussolini unterstützt etwa die Einbürgerung von Kindern von Migrant*innen, die in Italien die Schule besucht haben, worüber es in der Regierungskoalition Streit gibt. Auch vertrete sie liberalere Positionen zu Themen wie Abtreibung und LGBTQ+-Rechten. Sie habe "eine andere Sensibilität in Bezug auf Rechte" als die Fratelli, deren Haltung "zu rechts" sei.
Auf den Spuren der Halbschwester?
"Ich habe eine andere Vorstellung von Familie, eine progressivere", hatte sie bereits in einem früheren Interview betont. "Ich bin gemäßigt, ein bisschen ein Kontrapunkt zu dieser katholisch-fundamentalistischen Komponente innerhalb der Partei, die ich respektiere." Mit ihren Positionen fühle sie sich in der von dem verstorbenen Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi gegründeten Partei Forza Italia wohler, betonte Mussolini. Die Partei hat allerdings selbst eine jahrzehntelange LGBTI-feindliche Politik verfolgt und ist Teil der queerfeindlichen Meloni-Regierung.
Der Vater von Rachele Mussolini, Romano, war Jazzpianist und Schwager der Film-Diva Sophia Loren. Er war das vierte Kind des faschistischen Diktators Benito Mussolini (1883-1945). Auch andere Nachfahren Mussolinis haben politische Karrieren. Die Halbschwester von Rachele, Alessandra, saß mehrere Jahre in beiden italienischen Parlamentskammern und bis zur letzten Wahl als Abgeordnete für Forza Italia im Europäischen Parlament. Gestartet in rechtsextremen Parteien, gab sich Alessandra zuletzt gemäßigt und als Unterstützerin von LGBTI-Rechten: So setzte sie sich 2023 im EU-Parlament für die Stärkung von Regenbogenfamilien ein, durch die Forderung nach einer EU-weiten rechtlichen Anerkennung.
Die Meloni-Regierung, zu der auch Forza Italia gehört, kämpft hingegen gegen die Anerkennung von Regenbogenfamilien bereits im Inland (queer.de berichtete). Entsprechend ermahnte die nun angeblich progressivere Rachele ihre Halbschwester im letzten Jahr für ihren Vorstoß für LGBT-Rechte: "Alessandra müsste sich einmal fragen, ob sie noch in der richtigen Partei ist." (dpa/cw)












