Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?51309

US-Präsidentschaftswahl

Donald Trump fordert "Full Metal Jacket" statt Dragqueens

In einem schockierenden Werbespot stellt Donald Trump Killermaschinen aus einem Antikriegsfilm als positives Beispiel dar – und queere Menschen als Gefahr.


In seinem Werbespot stellt Trump zwei Versionen des US-Militärs vor – eines von "Genossin Kamala" und eines von "Präsident Trump" (Bild: Screenshot / X/Donald Trump)

  • 15. Oktober 2024, 09:49h 4 Min.

Präsidentschaftskandidat Donald Trump zeigt nun auf seinen Wahlkampfveranstaltungen ein Video, das Szenen aus "Full Metal Jacket" aus dem Jahr 1987 als Vorbild für das US-Militär anpreist – und Bilder von trans Menschen und Dragqueens als Kontrast. Allerdings zeigte der Spielfilm von Meisterregisseur Stanley Kubrick (1928-1999) über den Vietnam-Krieg keineswegs ein idealisiertes Soldatenleben voller moralischer Integrität – ganz im Gegenteil.

In dem 90-sekündige Trump-Clip ist ein zusammengeschnittener Vergleich von "Amerikas Militär: Präsident Trump gegen Genossin Kamala" zu sehen. Trump hatte Harris in den letzten Wochen bereits mehrfach als "Genossin" bezeichnet, um ihre angeblich linksextremen Ansichten deutlich zu machen. Im Clip werden mit der Aufschrift "Präsident Trump" Filmszenen aus "Full Metal Jacket" zu martialischer Musik gezeigt, in der Unteroffizier Hartman (gespielt vom 2018 verstorbenen R. Lee Ermey) seine ausschließlich männlichen Soldaten erniedrigt.

Dagegen geschnitten hatte Trumps Videoteam unter anderem Aufnahmen von trans Generalin Rachel Levine, die seit 2021 Staatssekretärin im US-Gesundheitsministerium ist. Außerdem gibt es zu Discomusik Aufnahmen von drei Dragqueens, die sich schminken und tanzen – jeweils mit der Aufschrift "Genossin Kamala" versehen. Trump hat den Clip auch in sozialen Medien veröffentlicht – und in Großbuchstaben dazugeschrieben: "Wir werden kein wokes Militär haben."

/ realDonaldTrump
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

In sozialen Medien zeigen sich viele über die Motivauswahl Trumps verwundert – immerhin haben die USA ja den Krieg gegen Vietnam praktisch verloren, zudem zeigt "Full Metal Jacket" kein besonders schmeichelhaftes Bild der amerikanischen Soldaten. Unteroffizier Hartman wird etwa etwa von einem seiner Rekruten, die er oft gemobbt hat, umgebracht, bevor dieser die Waffe gegen sich selbst richtet.

Schauspieler vergleicht Trump-Spot mit Nazi-Propaganda

Kritik an Trumps Werbeaussagen kommt auch vom "Full Metal Jacket"-Hauptdarsteller Matthew Modine, der im Film einen Rekruten spielte. Der 65-Jährige verglich gegenüber "Entertainment Weekly" den Trump-Clip mit Filmen von Leni Riefenstahl, der Hausregisseurin von Adolf Hitler. Trump habe "ironischerweise Kubricks starken Anti-Kriegs-Film in ein perverses, homophobes und manipulatives Propaganda-Instrument" verwandelt.

Trump nutzte in dem Werbespot auch einige Szenen des US-Soldaten Joshua Kelley aus dem Jahr 2018, der damals auf einen Kriegsschiff in Japan stationiert war und als Dragqueen namens Harpy die Kamerad*innen unterhalten hatte. Gegenüber dem Blog "Queerty" zeigte der Unteroffizier kein Verständnis für den Trump-Wahlkampf: "Wenn jemand sich dafür entscheidet, mich zu hassen, weil ich meinem Land diene und mein Leben authentisch lebe, sage ich einfach: 'Gern geschehen.' Ich werde euch auch weiter beschützen."

Unterstützung für Trump kam dagegen von Vivian Kubrick, der 64-jährigen Tochter des "Full Metal Jacket"-Regisseurs. Die Komponistin erklärte auf X (früher Twitter), die USA bräuchten ein starkes Militär. Zwar sei es eigentlich "unpassend", einen Antikriegsfilm für einen Werbefilm für das Militär zu verwenden. Allerdings lobte sie, dass das Filmmaterial "wegen seiner kraftvollen, realistischen Darstellung des Bootcamps verwendet wurde, im Gegensatz zur völlig demoralisierenden und unangemessenen Injektion der Woke-Ideologie in das US-Militär". Vivian Kubrick war in den letzten Jahren durch Verbreitung rechtsextremer Verschwörungstheorien aufgefallen, etwa im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Sie ist außerdem seit Jahrzehnten Mitglied der queerfeindlichen Scientology-Sekte.

/ ViKu1111

Trump hatte bereits während seiner ersten Amtszeit deutlich gemacht, dass er die Rechte von trans Menschen einschränken will: Er unterzeichnete 2017 etwa ein Verbot für trans Menschen, im US-Militär dienen zu dürfen (queer.de berichtete). Sein Nachfolger Joe Biden hob das Verbot nur wenige Tage nach seiner Amtsübernahme im Januar 2021 wieder auf (queer.de berichtete).

- w -

Transphober Wahlkampf

Im US-Wahlkampf versuchen die Republikaner derzeit, die angeblich zu transfreundliche Haltung von Harris zu attackieren. Donald Trump beklagte etwa bei der Präsidentschaftsdebatte vor einem Monat, dass Harris kein Problem mit "trans Operationen für illegale Ausländer" habe (queer.de berichtete). Erst kürzlich behauptete er in einem Interview, dass Transgeschlechtlichkeit angeblich in amerikanischen Schulen eine zu große Rolle spiele ("Im Moment ist das meiste transgender. Alles ist transgender", queer.de berichtete). Die Kunstform Drag wird dabei ebenfalls immer wieder attackiert – manche konservativen Staaten versuchten deshalb, öffentliche Drag-Darbietungen zu verbieten (queer.de berichtete).

Die US-Präsidentschaftswahl wird am 5. November stattfinden. Harris und Trump liefern sich derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen – Wettbüros sehen Trump derzeit mit den etwas besseren Chancen auf einen Sieg. Zuletzt bezeichnete Harris ihren republikanischen Kontrahenten als "zunehmend instabil", weil er damit gedroht hatte, das Militär gegen politische Gegner*innen im Inland ("linksradikale Irre") einzusetzen. (dk)

-w-