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Dramedy

Die Geburtsstunde der spanischen Queer-Bewegung

"Love & Revolution" erzählt geschickt verwoben gleich mehrere Geschichten: das Coming-out eines Jurastudenten, der lieber ein Schlagerstar wäre, den bemerkenswerten Sinneswandel seiner Mutter und die Anfänge des queeren Kampfes nach der Franco-Diktatur.


Szene aus "Love & Revolution" (Bild: Cinemien)

Miguels Mutter ahnt es bereits, bevor sie es weiß: An einer Hochzeitsparty wirbelt ihr 17-jähriger Sohn angetrunken und hüftschwingend über die Tanzfläche, umgeben zwar von Mädchen, aber viel zu leidenschaftlich und expressiv. Und am Nachbartisch wird bereits getuschelt und gelacht: "Maricón, maricón…" (Tunte).

Reme holt ihn dann runter von der Tanzfläche, versucht ihn zu stoppen, versucht ihn auch zu überzeugen, dass sein Jurastudium und ein Praktikum bei einem befreundeten Anwalt ihm, dem Sohn eines Schneiderpaars, eine glänzende Zukunft ermöglichen würde. Doch Miguel entzieht sich ihrem Einfluss mehr und mehr. Seine wahre Leidenschaft gilt der Musik und einem TV-Schlagerwettbewerb, an dem er am liebsten selbst teilnehmen würde.

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Entdeckung einer neuen Welt


Poster zum Film: "Love & Revolution" läuft am 7. November 2024 als Eröffnungsfilm des Münsteraner Festivals Queerstreifen

Eines Abends fällt ihm in einer Bar ein schwul wirkender Gast auf, er folgt ihm diskret und entdeckt so ein Lokal, in dem sich Queers heimlich treffen; denn im Spanien von 1977 riskieren sie, für ihre Liebe im Gefängnis zu landen. Im Lokal treten nicht nur allerlei Sänger in Drag auf, es versammelt sich dort auch eine bunte Truppe queerer Aktivist*­innen, die ihren Kampf für die Gleichberechtigung organisieren. Miguel entdeckt eine neue Welt und ist sofort Feuer und Flamme.

Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter, die das Geraune der Nachbar*­innen fürchtet, das nach dem Suizid ihres Mannes schon groß genug war. So bringt sie Miguel als erstes mal zu einem Arzt, der den Teenager mit Elektroschocks zu "heilen" versucht. Nach einem heftigen Streit verlässt Miguel schließlich sein Zuhause. Als er ein paar Monate später nach einer Razzia verhaftet und vor Gericht gestellt wird, muss Reme sich entscheiden: Unterstützt sie den Staat mit seinen queer­feindlichen Gesetzen oder ihren geliebten Sohn und seine Freund*­innen in ihrem Kampf?

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Mehr Revolution als Love

"Love & Revolution" erzählt die Vorgeschichte des ersten Pride-Marschs Spaniens, zu dem sich im Juni 1977 in Barcelona etwa 5.000 Menschen versammelten und ein Ende der Strafbarkeit von Homo- und Transsexualität forderten. 1979 wurde das entsprechende Gesetz abgeschafft. Im Film gibt's zwar deutlich mehr Revolution als Love, so interessiert sich Miguel viel mehr für seine Musik als für andere Männer. Doch das wird kompensiert durch die große Liebe seiner Mutter für ihn, dank der sich auch für die Schneiderin aus einfachem Hause plötzlich eine neue Welt eröffnet.

Die von der spanischen Theater- und Filmschauspielerin Ana Wagener großartig verkörperte Reme ist denn auch das eigentliche emotionale Herz dieser unterhaltsamen, warmherzigen Dramödie. Hin- und hergerissen zwischen den gesellschaftlichen Normen und den Gefühlen für ihren schwulen Sohn macht sie im Kleinen jenen Wandel durch, der später auch die ganze Gesellschaft erfasst und Spanien schon früh zu einem der queerfreundlichsten Länder Europas machte. So wurde etwa die gleichgeschlechtliche Ehe bereits 2005 eingeführt, damals weltweit gerade mal das dritte Land nach den Niederlanden und Belgien – in Deutschland war es erst 2017 soweit, in der Schweiz 2022.

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Von sowas können die jungen Aktivist*innen in "Love & Revolution" nur träumen. Aber ihre Energie und Leidenschaft bleibt ein Vorbild – gerade auch in Zeiten wie diesen, wo die hart erkämpften queeren Rechte überall plötzlich wieder unter Druck stehen.

Infos zum Film

Love & Revolution. Dramedy. Spanien 2023. Regie: Alejandro Marín. Cast: Alba Flores, Alex de la Croix, Ana Wagener, Carmen Orellana, Jesús Carroza, Omar Banana. Laufzeit: 106 Minuten. Sprache: spanische Originalfassung. Untertitel: Deutsch (optional). FSK 12. Verleih: Cinemien. Zu sehen am 7. November 2024 als Eröffnungsfilm des Münsteraner Festivals Queerstreifen
Galerie:
Love & Revolution
8 Bilder
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