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"Deutschland sucht den Superstar"

Bushido als DSDS-Juror?

Der "Prince Charming"-Sender RTL will ausgerechnet einen Rapper in die DSDS-Jury berufen, der seine Karriere auf dem Hass gegen Homosexuelle aufgebaut hat.


Bushido würde gerne den Kaulitz-Zwillingen und Marianne Rosenberg in die DSDS-Jury folgen (Bild: IMAGO / Bonn.digital)

  • 4. November 2024, 13:18h 3 Min.

Der 46-jährige Deutsch-Rapper Bushido soll nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung (Bezahlartikel) im kommenden Jahr Pietro Lombardi in der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" ablösen. Hintergrund sind Vorwürfe gegen Lombardi wegen häuslicher Gewalt. RTL hat sich zu der Personalie bislang noch nicht geäußert. Am Einsatz von Bushido gibt es allerdings Kritik, unter anderem wegen seiner jahrelangen homosexuellenfeindlichen Hetze.

"Ich bin bereit für DSDS!", erklärte Bushido gegenüber "Bild" – und schmierte dem DSDS-"Pop-Titan" schon einmal etwas Honig ums Maul: "Dieter Bohlen ist ein geiler Typ. Was er kann, kann er halt. Der Erfolg gibt ihm recht. Eine Zusammenarbeit mit ihm wäre sehr interessant."

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"Einfach nur asozial!"

In sozialen Medien war die Reaktion gemischt: "Es ist einfach immer noch falsch, Bushido in die DSDS-Jury zu packen!", schrieb etwa ein Nutzer auf X (vormals Twitter). "Einen Typen, der homophob ist, der Antisimitisches teilte, der mit kriminellen Clans Geschäfte machte und immer noch macht, der sogar trans Menschen die Gaskammer wünschte, in die Jury zu packen, ist einfach nur asozial!" Ein anderer schrieb: "Da wird doch der nächste Bock zum Gärtner gemacht. Wir Zuschauer sollten den Sender komplett boykottieren."

Bushido hatte seit dem Beginn seiner Karriere zum Jahrtausendwechsel immer wieder mit queerfeindlichen Liedtexten provoziert: 2005 rappte er "Ihr Tunten werdet vergast". Auf Druck seiner Plattenfirma wurde das Lied aber nicht veröffentlicht (queer.de berichtete). In anderem Songs zog er aber trotzdem über queere Menschen her. Im Lied "Berlin" heißt es etwa: "Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel".

Aber nicht nur in Texten zeigte sich Bushidos Queerfeindlichkeit, sondern auch im realen Leben: 2007 streckte er LGBTI-Aktivist*innen, die gegen ihn demonstrierten, den Mittelfinger entgegen – und das ausgerechnet bei einem Anti-Gewalt-Konzert. Dazu sagte er: "Die Wichser können demonstrieren, sich aufhängen – ich scheiß drauf" (queer.de berichtete). Wenige Jahre später pöbelte er CSD-Teilnehmende in Kreuzberg an. Die "taz" zitierte ihn unter anderen mit dem Spruch: "Ihr seid Lesben? Ihr wurdet einfach nicht ordentlich durchgefickt" (queer.de berichtete).

Mainstream-Akzeptanz trotz Queerfeindlichkeit

Trotz dieser Aktionen war Bushido auch im Mainstream populär. Er wurde etwa 2007 vom grünen Bundestagsabgeordneten und heutigen Parteivorsitzenden Omid Nouripour vor seinem Anti-Gewalt-Konzertauftritt verteidigt (queer.de berichtete). Starproduzent Bernd Eichinger verfilmte sogar 2010 Bushidos Autobiografie "Zeiten ändern sich" mit einer Starbesetzung (Moritz Bleibtreu, Elyas M'Barek, Hannelore Elsner, Katja Flint, Uwe Ochsenknecht, Karel Gott). In den letzten Jahren arbeitete er vermehrt mit RTL zusammen: So wurde 2022 die Dokusoap "Bushido – RESET" auf RTL+ gezeigt. Zuletzt gab sich Bushido auch mit Äußerungen wie "Mir doch egal, wenn du als Typ mit anderen Typen vögelst" betont liberal (queer.de berichtete). Von seinen queerfeindlichen Liedern und Tiraden hat er sich nie distanziert und sich nicht dafür entschuldigt.

Im Dezember 2022 scheiterte Bushido vor dem Bundesverfassungsgericht mit einer Beschwerde gegen die Indizierung seines Albums "Sonny Black", in dem es u.a. heißt "Du Schwuchtel wirst hier ausradiert". Er sei nicht in seiner Kunstfreiheit verletzt, erklärte das Gericht in Karlsruhe (queer.de berichtete). Das Album war 2014 erschienen und wurde 2015 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt, weil die Texte verrohend wirkten, einen kriminellen Lebensstil verherrlichten sowie Frauen und queere Menschen diskriminierten. (dpa/cw)

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