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Das kleine Fernsehspiel

Ein pädophiler Teenager, der selbst zum Opfer wird

Der 15-jährige Gabo merkt, dass er pädophil ist. Im Internet tauscht er sich mit dem deutlich älteren Dave aus. Der missbraucht den Teenager. Der ZDF-Film "No Dogs Allowed" behandelt heikle Themen. Umso wichtiger, dass es ihn gibt.


Szene aus "No Dogs Allowed": Der 15-jährige Gabo (Carlo Krammling) sucht Unterstützung bei Dave (Robin Sondermann, l.), der ihm in einem Café näherkommt (Bild: Jolanda Selting / ZDF)

Moony15 chattet mit Captn. Es geht um ihr erstes Treffen. "Sicher, dass du dann wirklich da bist?", fragt der eine den andere. Die typische Unsicherheit vor einem Blind Date. "Ich werde auf jeden Fall da sein =)" lautet die Antwort. Textnachrichten, wie sie so gut wie alle, die sich übers Internet kennenlernen, schon geschickt oder bekommen haben.

Doch dieses Treffen ist anders als die meisten. Denn in dem hippen Café trifft sich der 15-jährige Gabo mit Dave, der locker sein Vater sein könnte – und auch so auftritt. Er zahlt den Kaffee für den Teenager, geht auf dessen Unsicherheit ein, beruhigt ihn, hört zu. Das macht sonst keiner. Genau deshalb trifft Gabo Dave ja.

Für Gabo ist es schön, verliebt zu sein – und falsch

Denn Dave, Anfang 40, ist der Einzige, der Gabos Geheimnis kennt: Der Schüler hat gerade entdeckt, dass er sich zu Kindern hingezogen fühlt, pädophil ist. Er hat sich in Sam verliebt, den achtjährigen Bruder seines besten Kumpels Sebbo. Ausgerechnet.

Dave ist für ihn da. Mit ihm kann er seine Verliebtheit teilen, ihm Fotos zeigen. Sam ist ja auch süß, sagt Dave – genau das, was man hören will, wenn man verliebt ist. Gabo merkt, wie schön es ist, das erste Mal verliebt zu sein. Und Gabo weiß, wie falsch es ist.

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Der Film basiert auf einer wahren Geschichte

Der vom ZDF koproduzierte Spielfilm "No Dogs Allowed", der in der Nacht zu Dienstag erstmals ausgestrahlt wurde und nun ein Jahr lang zwischen 22 und 6 Uhr in der ZDF-Mediathek gestreamt werden kann, behandelt ein Thema, das wohl zu den schwierigsten überhaupt gehört. Und das gleich aus mehreren Gründen: Einerseits gibt es kaum ein größeres Tabu, als über Pädophilie zu sprechen. Und wenn, dann herrscht ein gewaltiges Unwissen. Gleichzeitig ruft es die heftigsten Reaktionen hervor.

Und dann soll auch noch ein Film daraus werden, der das Publikum mitnimmt, erreicht, weder langweilig noch pädagogisch ist. Es ist ein sehr schmaler Grat, den Regisseur Steve Bache und Drehbuchautor Stephan Kämpf einhundert Minuten lang beschreiten. Doch man kann ihnen dankbar sein, dass sie sich der Herausforderung gestellt haben. Ihr Film basiert auf einer wahren Geschichte: Was Gabo erlebt hat, hat ihnen so ähnlich ein Jugendlicher erzählt, den sie in einem Forum kennengelernt haben.


Gabo (Carlo Krammling, r.) macht einen 3-D-Scan von Sam (Sammy Schrein) (Bild: Jolanda Selting / ZDF)

Plötzlich ist die Polizei bei Gabo

"No Dogs Allowed" ist, trotz des Themas, kein düsterer Film. Das Drama ist sehr ästhetisch gedreht (Kamera: Manuel Meinhardt) mit seinen dynamischen Kamerafahrten, Lens Flares, der anfangs sommerlichen Stimmung. Im Verlauf der Handlung kippt das, der Sommer ist vorbei, die Farben werden dunkler, die Bedrohung nimmt zu.

Gabo ist ein, so scheint es, ganz normaler Jugendlicher. Er zockt mit seinem besten Kumpel, schraubt an seinem Fahrrad rum, begeistert sich für 3D-Druck. Ein Vater wird nie erwähnt, seiner Mutter hilft er, sich für Bewerbungsgespräche aufzuraffen, die Schwester verbringt mehr Zeit mit ihrem Freund als mit der Familie.

Im Internet findet er jemanden, mit dem er seine intimsten Fantasien, aber auch Ängste teilen kann. Auch Dave ist ein cooler Typ, erfolgreich im Beruf, gut angezogen, sympathisch. Doch hinter seiner Zugänglichkeit steckt das ganz klare sexuelle Interesse an dem Teenager. Gabo macht schließlich mit, obwohl er eigentlich nicht will. Als wenig später die Kriminalpolizei bei Gabo klingelt, steht er vor einer schwierigen Entscheidung.

Manche Szenen sind schwer zu ertragen

"No Dogs Allowed" hat viele Stärken: Das Ensemble verdient allergrößten Respekt, allen voran Carlo Krammling. Er spielt den jugendlichen Gabo mit der richtigen Mischung aus Unsicherheit, aber auch Reife und Verantwortung – und stattet seine Figur mit einer großen Intensität aus.

Das Drama vermeidet es, Stereotypen zu reproduzieren. Und es bemüht sich, die Figuren als ganz normale Menschen von nebenan darzustellen. Vor allem Gabo ist ein ambivalenter Charakter: Einerseits Betroffener, der den richtigen Umgang mit seiner Neigung sucht, aber (noch) nicht findet. Gleichzeitig ist er Opfer eines älteren Mannes, der zwar nicht pädophil ist, aber auf zu junge Typen steht, seine Macht ausnutzt und die Jugendlichen schließlich missbraucht.

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Ein Schild an Spielplätzen reicht nicht

Außerdem sexualisiert er den achtjährigen Sam nicht. Es ist die wohl größte Herausforderung des Films: Gabos Verliebtheit in einen Grundschüler zu vermitteln – glaubhaft, aber ohne romantisierte Bilder. Es gelingt. Auch wenn manche Szenen, vor allem von Gabos Fantasien, die er Dave schreibt, wirklich schwer zu ertragen sind. Aber das ist wichtig, um zu verstehen, dass der Teenager zumindest grenzüberschreitende Gedanken hat. Die Frage nach der Schuld überlässt der Film jedoch dem Publikum.

"No Dogs Allowed", so steht es gerne an Kinderspielplätzen. Die Vierbeiner sollen draußen bleiben, und dank der Schilder halten die Besitzer*innen ihre Hunde wohl meistens davon ab. Auch Pädophile würde man gerne so einfach von Kindern fernhalten. Doch das geht nicht. Der einzige Weg, Kinder zu schützen, ist, indem Betroffene lernen, mit der Präferenz umgehen, um nicht zum Täter zu werden. Dafür braucht es Präventionsangebote, aber auch eine breitere, ehrlichere, auf Wissen statt auf Vorurteile basierende gesellschaftliche Diskussion. Filme wie "No Dogs Allowed" können dazu einen Beitrag leisten.

Infos zum Film

No Dogs Allowed. Spielfilm. Deutschland 2024. Aus der Redaktion Das kleine Fernsehspiel. Regie: Steve Bache. Cast: Carlo Krammling, Robin Sondermann, Katharina Marie Schubert, Sean Douglas, Bineta Hansen, Sithembile Menck, Vera Fay, Sammy Schrein. Laufzeit: 103 Minuten. Sprache: deutsche Originalfassung. FSK 16. Bis 18. November 2025 von 22 bis 6 Uhr im jugendgeschützten Bereich der ZDF-Mediathek
Galerie:
No Dogs Allowed
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