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Neue Zahlen des Innenministeriums
50 Prozent mehr Meldungen: Massiver Anstieg bei queerfeindlichen Straftaten
Im letzten Jahr sind viel mehr queerfeindliche Straftaten gemeldet worden als je zuvor. Der Queerbeauftragte warnt davor, dass die Verachtung von Minderheiten derzeit immer gesellschaftsfähiger zu werden scheint.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigt sich angesichts der Zahlen besorgt (Bild: BerthasEnkel / wikipedia)
- 13. Dezember 2024, 10:59h 2 Min.
Die Zahl der Straftaten gegen queere Menschen ist im vergangenen Jahren stark angestiegen. Die Behörden erfassten 2023 insgesamt 1.785 Fälle der Hasskriminalität, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Lagebild des Bundesinnenministeriums und des Bundeskriminalamts hervorgeht. Im Vorjahr waren es 1.188 Fälle. Das entspricht einem Anstieg von 50 Prozent. Die Zahl der queerfeindlichen Gewalttaten hat sich von 267 auf 364 erhöht (plus 36 Prozent). Im Vergleich zu 2010 habe sich die Zahl der Meldungen insgesamt nahezu verzehnfacht.

Zu den häufigsten Straftaten im vergangenen Jahr zählten dem Bericht zufolge Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen, Nötigungen und Bedrohungen. Dabei gingen die Behörden von einer hohen Dunkelziffer aus. Laut der Statistik sind zu 91 Prozent der Tatverdächtigen bei queerfeindlichen Straftaten Männer, zu 77 Prozent haben die deutsche Staatsangehörigkeit und 59 sind über 30 Jahre alt.
Das Bundesinnenministerium spricht auf X (früher Twitter) von einem "besorgniserregenden Anstieg queerfeindlicher Straftaten". Ministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte: "Queerfeindliche Gewalt muss als solche klar benannt und gezielt verfolgt werden." Zudem verwies sie darauf, dass es für polizeiliche Angebote und Ansprechstellen jetzt eine neue virtuelle Landkarte gebe.
/ BMI_BundBM'in @NancyFaeser: Queerfeindliche Gewalt muss als solche klar benannt & gezielt verfolgt werden. Die Zunahme an queerfeindlichen Straftaten in den vergangenen Jahren ist erschreckend.
Bundesministerium des Innern und für Heimat (@BMI_Bund) December 13, 2024
Für polizeiliche Angeboten & Ansprechstellen gibt es jetzt eine neue virtuelle Landkarte.
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Auch der Queerbeauftragte zeigte sich angesichts der Zahlen besorgt darüber, dass das gesellschaftliche Klima "polarisierter und rauer" geworden sei. "Das Verhöhnen, Lächerlichmachen und Verachten von Menschen wird zunehmend normalisiert", so der Grünenpolitiker Sven Lehmann. "Das stachelt Menschen an, wiegelt sie auf und ermutigt sie zu aggressivem Verhalten im Alltag. Eine Gesellschaft, in der Hass, Verachtung und Wut gefeiert, gar angestachelt und entfesselt werden, ist keine Gesellschaft, in der Minderheiten wie LSBTIQ* sicher sind. Es ist eine Gesellschaft, in der letztlich niemand sicher ist."
Der Lagebericht mache deutlich, dass das Engagement gegen Queerfeindlichkeit eine politische und gesellschaftliche Daueraufgabe bleibe. "Gerade in Krisenzeiten bekommen Ideologien Zulauf, die ganze Gruppen wie etwa LSBTIQ* verächtlich machen", so Lehmann. Vor allem die Polizeien und Sicherheitsbehörden müssten ihre Anstrengungen gegen queerfeindliche Hasskriminalität intensivieren. (dk)














