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Berlin veröffentlicht Monitoringbericht
"Der Anstieg queerfeindlicher Hassgewalt muss uns alle alarmieren!"
Berlin misst laut einem neuen Monitoringbericht mehr queerfeindliche Straftaten als je zuvor.

Gleichstellungssenatorin Cansel Kiziltepe will mehr gegen queerfeindliche Straftaten vorgehen (Bild: BMWSB)
- 18. Dezember 2024, 12:01h 2 Min.
Die Berliner Regierung hat am Mittwoch den bundeweit einmaligen dritten Monitoringbericht zu queerfeindlicher Gewalt vorgestellt. Die Zahl queerfeindlicher Straftaten erreichte dem Papier zufolge 2023 mit 588 Vorfällen einen neune Höchststand. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von 22 Prozent. Die Zahl der Gewaltdelikte ist hingegen auf 127 zurückgegangen (minus 14 Prozent). Damit handelt es sich aber immer noch um den zweithöchsten Wert seit dem Beginn der Statistik im Jahr 2010.

(Bild: Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung)
Staatliche Stellen und Opferberatungseinrichtungen gehen bei den Gewaltfällen gegen queere Menschen nach wie vor von einem hohen Dunkelfeld aus. Dieses wird seit Jahren mit um die 90 Prozent beziffert – das heißt, nur ein Zehntel der queerfeindlichen Übergriffe wird wirklich angezeigt.
Fast Hälfte der Fälle sind Beleidigungen
Beleidigungen machen bei den angezeigten Fällen mit 45 Prozent der Fälle den Großteil der Fälle aus. Dahinter folgen (gefährliche) Körperverletzungen (21 Prozent) sowie Volksverhetzung (7 Prozent). Die polizeilich ermittelten Tatverdächtigen sind dabei fast ausnahmslos männlich, insbesondere bei Gewaltdelikten. Das Alter der Tatverdächtigen verteilt sich auf die gesamte Altersspanne von Minderjährigen unter 18 Jahren (13 Prozent) bis zu über 60-Jährigen (12 Prozent), die Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahren wird am stärksten auffällig (22 Prozent).
Der Bericht legt dieses Mal einen Schwerpunkt auf bisexuelle Menschen. Wie aus einer Umfrage hervorgeht, sei ihr subjektives Sicherheitsgefühl sei insgesamt vergleichsweise positiv. Ungefähr die Hälfte der Befragten fühlt sich demnach in Berlin sehr sicher (8 Prozent) oder sicher (40 Prozent) vor queerfeindlichen Übergriffen. Deutlich weniger Personen fühlen sich demgegenüber eher nicht sicher (15 Prozent) oder gar nicht sicher (6 Prozent).
"Berlin ist Regenbogenhauptstadt und der Anstieg queerfeindlicher Hassgewalt muss uns alle alarmieren!", erklärte Gleichstellungssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD). Gleichzeitig lobte sie, dass durch die "engagierte Arbeit" vieler zivilgesellschaftlicher Beratungsstellen queerfeindliche Gewalt in Berlin sichtbarer werde. "Aber natürlich haben wir auch noch einiges zu tun. So ist es für bi+sexuelle Menschen ein großes Problem, dass ihre Identität oft nicht anerkannt wird", so Kiziltepe. Das macht sie unsichtbar in unserer Gesellschaft – auch beim Thema queerfeindliche Gewalt." Darum habe der Senat in diesem Sommer die Fachstelle B+ beim Träger BiBerlin e.V. eingerichtet (queer.de berichtete).
Erst kürzlich startete Kiziltepes Senatsverwaltung eine Kampagne gegen queerfeindliche Gewalt (queer.de berichtete).(cw)













