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Queerfilmnacht

Spermaraub beim Grindr-Sexdate

Milagros will ein Kind, aber nicht aus einer anonymen Samenbank. Also will sie ihren besten Freund Jonathan dazu bringen, ihr von einem Sexdate ein benutztes Gummi mitzubringen. "On the Go" ist ein traumhaft-surrealistisches Roadmovie, eine kleine queere Kino-Perle.


Der schwule Jonathan (Omar Ayuso) soll seiner besten Freundin vom Sexdate ein gefülltes Kondom mitbringen (Bild: Salzgeber)

Schwule Dating-Apps sind wunderbare und fürchterliche Orte – oft sogar zeitgleich. Nirgendwo kann man zielgerichteter und effizienter das finden, was man sucht, und nirgendwo tun sich gleichzeitig die größten Abgründe auf. Jonathan (der aus der queeren Netflix-Serie "Élite" bekannte Omar Ayuso) kennt das. Das Dopamin, das bei jeder Nachricht, bei jedem Taps ausgeschüttet wird, hat den männerhungrigen Endzwanziger süchtig werden lassen.

Dass sein promisker Lebensstil auch noch höheren Zielen dienen kann, hätte er wohl nicht gedacht. Doch seine beste Freundin Milagros (gespielt von einer der Regisseurinnen, Julia de Castro) hat da eine Idee: Sie will unbedingt schwanger werden. Dafür will sie aber nicht auf eine anonyme Samenbank zurückgreifen. Er könnte doch ein gefülltes Gummi von einem Sexdate mitbringen – oder?

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Sie schaffen es auch, ein Auto zu klauen


Poster zum Film: "On the Go" läuft im Januar 2025 in der Queerfilmnacht

Ganz so einfach ist das nicht, muss er ihr erst einmal erklären. Was etwa, wenn sein Sexpartner passiv ist? Aber gut, das kriegt er schon hin. Dafür sind Freund*­innen doch da. Also macht sich Milagros im Chevrolet Corvair von 1967 ihres Vaters auf den Weg zu Jonathan nach Sevilla.

Die Geschichte des queeren spanischen Roadmovies "On the Go" klingt wild. Aber sie wird noch viel wilder – und nur schwer zu beschreiben oder zu durchschauen. Irgendwann taucht auch noch die Königin von Triana (Chacha Huang) auf, ein Sexsymbol, das überzeugt ist, eine gestrandete Meerjungfrau zu sein. Und zwischendurch müssen die drei Reisenden ziemlich actiongeladen ein Auto klauen, weil der Chevrolet einfach stehen bleibt.

Surrealistische Dialoge in einer überzeitlichen Welt

Die spanische Produktion "On the Go" der zwei Regisseurinnen Julia de Castro und Maria Gisèle Royo wechselt von surrealistischen Dialogen in einer verrückten, überzeitlichen Welt zu lustigen, symbolhaft aufgeladenen Szenen, immer wieder gibts dazu Gesangseinlagen. Die beiden wollten eine queere Hommage an "Corridas de Alegría" des spanischen Regisseurs Gonzalo García Pelayo von 1982 schaffen – ein Film über den aus dem Knast ausgebrochenen Miguel, der vor allem durch sein unbändiges Freiheitsgefühl fasziniert.

Von dieser Freiheit ist in "On the Go" viel zu spüren, gerade weil dem Film ein Minimum an Kontext genügt. Eine der wenigen Konstanten im knapp eineinviertel Stunden kurzen Film ist dabei die Spontaneität, die in jedem Bild steckt: Die Filmemacherinnen drehten auf 16mm und im fast quadratischen 1.37:1-Format. Für jede Szene gab es nur einen bis zwei Takes. "Das ist der Geist des Films", erklärt Julia de Castro in der spanischen Zeitung "El País". Auch deshalb haftet "On the Go" etwas Experimentelles an, auf das man sich erstmal einlassen muss.

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Gruppensex im Pferdestall

Der Film lief in Locarno in der Sektion der Erst- und Zweitfilme, auch viele kleinere Festivals zeigten "On the Go", beim queeren Pariser Filmfestival "Chéries-Chéris" gewann der Film einen Jury-Preis. In Spanien jedoch fand das Roadmovie trotz aller Almodóvar-Vergleiche keinen Verleih.

Auf einer Meta-Ebene beschäftigt sich der Film etwa mit Mutterschaft, Selbstbestimmung, queerer Solidarität und dem Ende der Fruchtbarkeit. Ob ihnen wirklich eine "tiefgründige Darstellung" gelungen ist, wie Regisseurin und Hauptdarstellerin Julia de Castro für sich in Anspruch nimmt, sei mal dahingestellt.

"On the Go" ist vielmehr ein Film, der – kann man akzeptieren, dass es keine lineare Handlung gibt – zum Genuss einlädt: Nicht jede Anspielung lässt sich entschlüsseln, vieles – der Gruppensex im Pferdestall etwa – ist mindestens mehrdeutig, Fäden entspringen, enden nur lose oder auch mal gar nicht. Eine kleine queere Kino-Perle.

Infos zum Film

On the Go. Roadmovie. Spanien 2023. Regie: María Giséle Royo, Julia de Castro. Cast: Omar Asuyo, Julia de Castro, Chacha Huang, Manuel de Blas. Laufzeit: 72 Minuten. Sprache: spanisch-englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. FSK 16. Verleih: Salzgeber. Im Januar 2025 in der Queerfilmnacht
Galerie:
On the Go
7 Bilder
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