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Saarbrücken

Starke Queer-Quote beim Filmfestival Max Ophüls Preis

Der Vorverkauf hat bereits begonnen: Auch die 46. Ausgabe des Filmfestivals Max Ophüls Preis in Saarbrücken präsentiert viel versprechende queere Filme. Alle Beiträge gibt es auch im Stream.


Szene aus dem Dokumentarfilm "God's Other Plan" von Moritz Müller-Preißer (Bild: Jacob Sauermilch)

Vom 20. bis 26. Januar findet in Saarbrücken das 46. Filmfestival Max Ophüls Preis statt. Das Festival für junges Kino hat ein gute queere Tradition. Hier präsentierte Frank Ripploh einst sein "Taxi zum Klo", Wieland Speck holte für den "Westler" den Publikumspreis. Über die Auszeichnung freuten sich später auch David Wagner für seinen "Eismayer" und Tucké Royale für "Neubau".

Mit dem Konversion-Drama "Gotteskinder" lief im Vorjahr ein starker queerer Film (Kinostart am 30. Januar). Auch bei dieser Ausgabe finden sich einige viel versprechende Titel – allen voran das Kinodebüt "Scham" von Lukas Röder. Der Vorverkauf hat am Samstag begonnen. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die queeren Filme in diesem Jahr.

Das 46. Filmfestival Max Ophüls Preis findet dual in den saarländischen Festivalkinos sowie über ein Streaming-Angebot auf der Homepage des Festivals statt. Alle Wettbewerbsbeiträge, Nebenreihen und Sonderprogramme können vor Ort im Kino angeschaut werden. Die Filme des Wettbewerbs sind im Stream ab dem Zeitpunkt der vor-Ort-Premiere verfügbar, die Filme der Neben- und Sonderprogramme sind bereits ab Start des Streaming-Angebots am 20. Januar um 19 Uhr abrufbar.

Scham


Szene aus "Scham" (Bild: Philip Gröning Filmproduktion GmbH)

Mit "Langer, langer Kuss" präsentierte Lukas Röder vor zwei Jahren auf der Berlinale einen rigorosen Kurzfilm. Nun folgt das Kino-Debüt des 32-jährigen Münchners. Erzählt wird von Aaron (Til Schindler), der als Kind von seiner Mutter psychisch und physisch missbraucht wird. Als Siebenjähriger erleidet er sexuellen Missbrauch durch einen Unbekannten. Fortan beginnt er, mit gleichaltrigen Kindern Sex zu haben. Als junger Erwachsener ist seine Scham groß. Eine Begegnung mit der Mutter soll Klarheit über die Schatten der Vergangenheit bringen. "'Scham' eine streng formale Arbeit über die unauflösbar zwiespältige Beziehung zwischen Mutter und Sohn", sagt Lukas über seinen Film. Ein Verleih ist bereits gefunden, der Kinostart ist noch offen.

Callas, Darling


Szene aus "Callas, Darling" (Bild: Leander Hartung)

Marie (26) ist mit einem geklauten Auto auf dem Weg ins Nirgendwo, bis sie plötzlich Gerlinde (71) begegnet. Für ein beachtliches Entgelt soll Marie sie nach Albanien fahren, an den Kindheitsort ihrer verstorbenen Partnerin. Auf der Reise überwinden sie neben Ländergrenzen auch persönliche, um schließlich in einem kleinen Hostel an der ionischen Küste sich selbst und einander zu finden. "Eine Erzählung über schwere Mundwinkel, Capri-Sonne und das unbedingte Leben", sagt Regisseurin und Hauptdarstellerin Julia Windischbauer.

Ninja Motherf*cking Destruction


Szene aus "Ninja Motherf*cking Destruction" (Bild: Fion Mutert)

Der über acht Jahre (2017-2024) gedrehte Film verfolgt die körperliche und emotionale Entwicklung der Hauptfigur Leonie im Alter von 18 bis 25 Jahren und erforscht das liebevolle, schmerzhafte und ambivalente Beziehungsgeflecht zwischen (queeren) Frauen. Eine Coming-of-Age-Geschichte, die das Erwachsenwerden der Hauptfiguren und der Filmemacher*innen einfängt. "Ohne finanzielle Mittel oder Autorität haben wir intuitiv einen Film geschaffen, der unsere Geschichten authentisch erzählt", erläutert Regisseurin Lotta Schwerk über ihr Spielfilm-Debüt.

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God's Other Plan


Szene aus "God's Other Plan" (Bild: Jacob Sauermilch)

Riley wuchs in einer mormonischen Familie mit sechs Geschwistern auf. Heute lebt er offen schwul und hat die Glaubensgemeinschaft hinter sich gelassen. Für den Großteil seiner streng religiösen Verwandtschaft ist das ein Problem – für sie ist er ein Abtrünniger, der vom Weg der Wahrheit abgekommen ist und gegen traditionelle Beziehungsmodelle verstößt. Riley selbst wünscht sich nur eines: Dass seine gläubige Familie seinen selbst gewählten Lebensweg mit Ehemann, Ex-Frau, Tochter und Adoptivsohn bedingungslos akzeptiert.

Zwei Welten stehen sich unversöhnlich gegenüber. Während beide Seiten versuchen, die jeweils andere vom richtigen Weg zu überzeugen, entstehen immer neue Konflikte und Verletzungen. Gibt es einen Weg zur Annäherung? "'God's Other Plan' behandelt einen zentralen gesellschaftlichen Konflikt: Wie kann man seinen eigenen Lebensweg gehen, ohne die Menschen in seiner Nähe zu enttäuschen?", sagt Regisseur Moritz Müller-Preißer über seine Doku.

The Life of Sean DeLear


Szene aus The Life of Sean DeLear (Bild: Markus Zizenbacher / Sixpackfilm)

Er war ein Vorreiter darin, in der Kunst- und Musikwelt Schwarz und schwul zu sein: Sean DeLear. In den 1990er Jahren etablierte er sich als Drag-Ikone in der Punk-Szene von Los Angeles und wurde Frontmann der legendären Post-Punk-Band Glue. Später ging er nach Österreich und schloss sich dem Kollektiv Gelitin an. Eine exzentrische und elektrisierende Erscheinung, die in einer Collage aus Archivmaterial, Interviews und Tagebuchauszügen wieder zum Leben erwacht. "Mit diesem Film wollte ich meinem Freund Sean DeLear durch seinen Nachlass quasi wiederbeleben. 2008 lernten wir uns auf einer Party kennen, als er gerade in Wien war, um mit dem Performance-Kollektiv Gelitin eine Ausstellung vorzubereiten", erläutert Regisseur Markus Zizenbacher eine Doku.

Icebergs


Szene aus "Icebergs" (Bild: DFFB)

Theo ist 62 Jahre alt und lebt einsam und alleine in einer betäubten Welt. Er verbringt seine Zeit im Hamam, wo er es im Stillen genießt, berührt zu werden, oder im alten Kino, wo er die Menschen im Dunkeln beobachtet. Eines Nachts, auf einer verlassenen Straße, wird Theo mit seiner eigenen Zerbrechlichkeit konfrontiert. Auf der Suche nach Nähe und Wärme fährt er aufs Land, um Ida zu sehen. Über seinen 20-minütigen Kurzfilm sagt der portugiesische Regisseur Carlos Pereira: "Von Geburt an werden wir in einem patriarchalischen System sozialisiert und verbringen unser Leben damit, dessen fatale Konsequenzen zu erfahren. Männer sind gezwungen, Schmerzen zu unterdrücken und ihre Gefühle zu verleugnen, und leben in einem ständigen Zustand emotionaler Taubheit. Ich wollte einen Film über diese schreckliche Leere machen, erzählt aus der Perspektive eines älteren schwulen Mannes."

God is Grey


Szene aus "God is Grey" (Bild: Noah Böhm)

Chris wuchs in einem christlichen Haushalt mit zwei Müttern auf, deren Beziehung er sein ganzes Leben lang geheim halten musste. Als seine Mutter Paddy stirbt, kehrt er nach Jahren der Entfremdung nach Hause zurück. Er hofft, sich mit seiner anderen Mutter Tess zu versöhnen und gemeinsam mit ihr zu trauern. Doch auf der Beerdigung trifft Chris eine unbedachte Entscheidung, die seine Beziehung zu seiner Familie und vor allem zu Tess gefährdet. Über ihren Kurzfilm sagt Regisseurin Jennifer Drake: "Immer wieder habe ich verschiedene Szenarien durchgespielt, und sie führten mich unweigerlich zu dieser Geschichte und den Fragen: Was ist, wenn ich mich dafür entscheide, Gott und meinem wahren Ich zu folgen? Werde ich mit einem Kind enden, das mich dafür hasst, dass ich meine Queerness getrennt von meiner christlichen Gemeinde auslebe?"

Kabine


Szene aus "Kabine" (Bild: Paul Mertins)

Fritz ist einer der talentiertesten Jugendfußballer seines bekannten Lokalvereins. Wer sich hier ins Rampenlicht spielt, landet sicher auf den Zetteln zahlreicher Bundesliga-Scouts – so auch Fritz. Doch echte Freude kommt nicht auf. Die Homophobie und der ständige Sexismus im Fußballkosmos setzen ihm schon lange zu. Und während die Luft in der Kabine immer stickiger vom Testosteron wird, ist Fritz kurz vor dem Erreichen seines Ziels bereit, alles hinzuschmeißen. Regisseur Paul Mertins sagt über seinen 20-minütigen Kurzfilm: "Auf dem Spielfeld und den Tribünen begegnen sich Menschen unterschiedlicher ethnischer, religiöser und sozialer Herkunft, was dem Fußball zunächst eine stark integrative Kraft verleiht. Dennoch lässt sich im Fußball nach wie vor eine klare strukturelle Benachteiligung und Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung beobachten. In erster Linie wird Fußball eben doch noch als 'Männersport' verstanden. Warum dies so ist und welche Auswirkungen dies auf Männer haben kann, die in dieser Welt aufwachsen, möchte ich in 'Kabine' behandeln."

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