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Ausblick
Auf diese queeren Filme freuen wir uns in diesem Jahr
Mit "Queer" und "Young Hearts" kamen im Januar 2025 bereits zwei starke queere Filme auf die große Leinwand. Auch in den kommenden Monaten dürfen wir uns auf herausragende Kinostarts freuen.

Schwuler Sex auf einem Berg schwarzer Kohlen: Szene aus dem Film "Viet und Nam" (Bild: Salzgeber)
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19. Januar 2025, 11:35h 10 Min.
Mit "Queer" gab es gleich am zweiten Tag des neuen Jahres einen schwulen Paukenschlag im Kino. Im ersten Quartal stehen bereits reichlich vielversprechende Titel in den Startlöchern, die auf Festivals gefeiert wurden. Auch eine neue Version von "Kiss of the Spider Woman" und "Wedding Banquett" ist zu sehen.
Von Hitlers homosexuellen Hit-Schreiber bis zum schwulen Tennis-Star reichen die Bio-Pics. Von schwulen Bergarbeitern in Vietnam bis zum lesbischen Paar in Hongkong erzählen die Dramen, auch die bewegende Coming-of-Age-Geschichte eines 14-jährigen Teenagers ist dabei. Auch ein Wiedersehen mit Rupert Everett und Paul Mescal wird es geben.
Hier ein Überblick über die Top-20 der queeren Filme in diesem Jahr.
Queer
Fast schon traditionell wurde Luca Guadagnino in Venedig auch für seine jüngste Lovestory gefeiert. Beruhend auf dem gleichnamigen Roman von Kultautor William S. Burroughs gibt Ex-007 Daniel Craig (nicht zum ersten Mal!) den schwulen Helden. Als vermögender US-Amerikaner lebt er in den 1950er Jahren in Mexiko-Stadt. Dort verknallt er sich in den jungen, attraktiven Eugene. Gemeinsam reist das Paar nach Südamerika, um sich auf die Suche nach der halluzinogenen Pflanze Yage zu machen. Gekonnt kompromisslos erzählt, rigoros raffiniert inszeniert sowie grandios intensiv gespielt. Wieder ein Guadagnino mit Instant-Klassiker-Qualitäten. Beim Istanbul Filmfestival wurde die Aufführung verboten – gleichsam ein Ritterschlag durch homophobe Steinzeit-Funktionäre. Welcher Regisseur schafft das heutzutage noch! (Seit 2. Januar im Kino, Filmkritik von Ralf Kaminski)
Young Hearts

Szene aus "Young Hearts" (Bild: Salzgeber)
Gefeierte Coming-of-Age-Geschichte aus Belgien. Elias ist 14 und eigentlich mit Schulkram beschäftigt. Doch als der gleichaltrige Alexander ins Haus gegenüber zieht, gibt es da auf einmal ganz neue, aufregende Gefühle. Am liebsten würde Elias jede freie Minute mit seinem neuen Freund verbringen! Und dann erzählt ihm Alexander auch noch, dass er auf Jungs steht. Aber Elias hat Angst vor den Reaktionen der anderen, er behält seine Gefühle für sich und fängt an zu lügen. Erst nach einem Gespräch mit seinem Großvater wird ihm klar, was er wirklich will: mit allen Mitteln um Alexanders Herz kämpfen! (Seit 16. Januar im Kino, Filmkritik von Fabian Schäfer)
Gotteskinder
Knallhartes "Konversions"-Drama über einen sensiblen Teenager aus einer streng religiösen Familie, der Gefühle für seinen Mitschüler entwickelt. Bei einem "Seelsorge-Seminar" will er sich von seiner Homosexualität "heilen" lassen. Der Psychoterror der bigotten Hass-Prediger wird fatale Folgen haben. Gut recherchiert. Gekonnt erzählt. Darstellerisch ist das Debüt eine Wucht. Mark Waschke sorgt als verbissener Jesus-Jünger für Gänsehaut. Derweil der 2006 geborene Hauptdarsteller Serafin Mishiev, zuletzt im Arte-Sechsteiler "Nackt über Berlin" von Axel Ranisch zu sehen, eine eindrucksvolle Vorstellung als ziemlich verunsicherter, schwer verknallter Teenager gibt. Mit gewohnter Lässigkeit präsentiert sich "Druck"-Star Michelangelo Fortuzzi als rebellischer Nachbarsjunge der sensiblen Art. (Kinostart: 30. Januar, Filmkritik von Dieter Oßwald)
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Im Schatten der Träume
Sie haben die Musik zu mehr als 250 Filmen verfasst: Komponist Michael Jary und Texter Bruno Balz machten Zarah Leander zum Weltstar mit Liedern wie "Davon geht die Welt nicht unter" oder "Kann denn Liebe Sünde sein". Als schwuler Mann wird Balz von den Nazis verhaftet. Trickreich rettet ihn Jary vor dem KZ. Die Karriere des kreativen Duos geht in den Wirtschaftswunder-Jahren heiter weiter. Auch die "Mama" von Heintje stammt aus der Feder von Balz. So kenntnisreich wie kurzweilig präsentiert die Doku dieses weithin unbekannte Kapitel der deutschen Filmgeschichte. Klug illustriert mit einordnenden Kommentaren von Fachleuten, mit Originalaufnahmen der Künstler sowie einem Füllhorn an Filmausschnitten. (Kinostart: 6. Februar)
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Misericordia
Mit "Der Fremde am See" wurde Alain Guiraudie vor zehn Jahren mit dem Regiepreis und der Queer Palm ausgezeichnet. Im Vorjahr wurde dort auch sein jüngstes Werk gefeiert. In dieser Thriller-Komödie kehrt Jérémie in seinen Heimatort Saint-Martial zurück, um an der Beerdigung des Dorfbäckers Jean-Pierres teilzunehmen. Als Teenager war Jérémie dessen Lehrling – und vielleicht noch mehr. Von Vincent, dem latent gewalttätigen Sohn des Verstorbenen, wird Jérémie mit Argwohn empfangen, aber auch mit unterschwelligem Begehren. Die Bäckerswitwe Martine bietet ihm einen Schlafplatz an und sucht etwas direkter seine körperliche Nähe. Ambivalente sexuelle Spannungen erzeugt der mysteriöse Rückkehrer auch bei Bauer Walter und dem neugierigen Pfarrer Grisolles. Als Vincent spurlos verschwindet, fällt der Verdacht schnell auf Jérémie. (Kinostart: 6. März)
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Baby
Als der 18-jährige Wellington nach zwei Jahren aus der Haft entlassen wird, sind seine Eltern spurlos verschwunden. Um auf den Straßen von São Paulo zu überleben, muss er als Sexarbeiter anfangen. In einem Pornokino lernt er den etwas älteren Ronaldo kennen, der ihm zeigt, wie die Geschäfte als Stricher laufen. Dabei entwickelt sich zwischen den beiden eine leidenschaftliche und fürsorgliche Beziehung, In der Tradition von "My Private Idaho" und "Sauvage" erzählt Regisseur Marcelo Caetano in "Baby" die authentische Geschichte eines queeren Erwachsenwerdens in der Sexwork-Szene. (Kinostart: 20. März)
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Drei Kilometer bis zum Ende der Welt
Der Gewinner der Queer Palm von Cannes erzählt vom 17-jährigen Adi, der mit seinen Eltern in einem abgelegenen Dorf im rumänischen Donau-Delta lebt. Als sich der Teenager in den Sommerferien in den Studenten Răzvan verliebt und die beiden beim Küssen beobachtet werden, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Die Dorf-Jugend greift zu brutaler Gewalt, die Mutter beauftragt einen Priester mit der Teufelsaustreibung. Regisseur Emmanuel Pârvu stellt damit nicht nur die in Rumänien noch immer weit verbreitete Homophobie, sondern auch staatliche Korruption und religiösen Fanatismus an den Pranger, deren zersetzende Kraft im Widerspruch zu der atemberaubend schönen Natur des Donaudeltas erscheinen. (Kinostart: 15. Mai)
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Break
Nach seinem umwerfenden Auftritt als Mode-Ikone in "Becoming Karl Lagerfeld" wechselt Daniel Brühl für die nächste queere Biografie hinter die Kamera. In seiner zweiten Regiearbeit nach "Nebenan" erzählt er das Leben des "Tennisbarons" Gottfried von Cramm. Dieser erlebte seine größten Erfolge vor allem in den 1930er Jahren, weigerte sich aber stets, ein Mitglied der NSDAP zu werden. Wegen seiner Beziehung zu dem jüdischen Schauspieler Manasse Herbst wird dem Sport-Star der Prozess gemacht. Die Hauptrolle übernimmt "Im Westen nichts Neues" -Star Felix Kammerer. "Gottfried von Cramms Geschichte handelt von persönlichem Heldentum gepaart mit bescheidener Eleganz", erklärt Produzent Malte Grunert. "In einer Zeit, in der die Freiheit, die wir genießen, durch den zunehmenden Nationalismus und rechte Politik erneut bedroht ist, könnte sie nicht aktueller sein", (Kinostarttermin noch offen)
Scham

Szene aus "Scham" (Bild: Philip Gröning Filmproduktion GmbH)
Mit "Langer, langer Kuss" präsentierte Lukas Röder vor zwei Jahren auf der Berlinale einen rigorosen Kurzfilm. Nun folgt das Kino-Debüt des 32-jährigen Münchners. Erzählt wird von Aaron (Til Schindler), der als Kind von seiner Mutter psychisch und physisch missbraucht wird. Als Siebenjähriger erleidet er den sexuellen Missbrauch durch einen Unbekannten. Fortan beginnt er, mit gleichaltrigen Kindern Sex zu haben. Als junger Erwachsener ist seine Scham groß. Eine Begegnung mit der Mutter soll Klarheit über die Schatten der Vergangenheit bringen. "'Scham' ist eine streng formale Arbeit über die unauflösbar zwiespältige Beziehung zwischen Mutter und Sohn", sagt Lukas über seinen Film. (Kinostarttermin noch offen)
Viet und Nam
Sex auf einem Berg schwarzer Kohlen hat man bislang wohl nicht gesehen. In dieser Lovestory aus Vietnam wird die Leidenschaft unter Tage sinnlich in Szene gesetzt. Die jungen Bergleute Viet und Nam lieben sich. Zusammen schuften sie tausend Meter unter der Erde, wo Dunkelheit herrscht und Gefahren lauern. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach Nams Vater, der im Krieg verschollen ist, und durchqueren das Land von Norden nach Süden. (Kinostarttermin noch offen)
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Layla
In seinem Debüt erzählt Amrou Al-Kadhis von der Beziehung zwischen der palästinensisch-britischen Drag-Performerin Layla und ihrem weißen, neuen Liebespartner Max. Die Unterschiede der beiden erweisen sich als Herausforderung der jungen Beziehung. So stellt sich bald die frage, was bedeutet es, jemanden zu lieben und wie sehr ist man bereit, Kompromisse einzugehen? (Kinostarttermin noch offen)
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All Shall Be Well
Der letztjährige Teddy-Award-Gewinner erzählt von Angie und Pat, einem gut situierten lesbischen Paar Mitte 60. Seit 30 Jahren leben sie gemeinsam in Pats Eigentumswohnung in Hongkong. Freund*innen und Familien akzeptieren die Beziehung, von ihrem Umfeld werden sie geschätzt. Nachdem Pat unerwartet stirbt, ändert sich die Lage. Wie schon in "Suk Suk" wirft Ray Yeung einen präzisen Blick auf den oftmals prekären Alltag der älteren queeren Community. (Kinostarttermin noch offen)
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The Light Fantastic
Inspiriert von einer wahren Geschichte, folgt "The Light Fantastic" dem Schauspieler Jeremy Irvine in der Rolle des Jason, eines schwulen Feuerwehrmanns, der davon träumt, professioneller Gesellschaftstänzer zu werden. Der Film spielt in Blackpool, wo Jason gegen die starren Traditionen der Tanzwelt ankämpft, stets unter der strengen Aufsicht seines ultra-traditionellen Trainers Reynolds, gespielt von Rupert Everett. Zur weiteren Besetzung gehören Nathan Jarret-Steward und Layton Williams. (Kinostarttermin noch offen)
Callas, Darling

Szene aus "Callas, Darling" (Bild: Leander Hartung)
Marie (26) ist mit einem geklauten Auto auf dem Weg ins Nirgendwo, bis sie plötzlich Gerlinde (71) begegnet. Für ein beachtliches Entgelt soll Marie sie nach Albanien fahren, an den Kindheitsort ihrer verstorbenen Partnerin. Auf der Reise überwinden sie neben Ländergrenzen auch persönliche, um schließlich in einem kleinen Hostel an der ionischen Küste sich selbst und einander zu finden. "Eine Erzählung über schwere Mundwinkel, Capri-Sonne und das unbedingte Leben", sagt Regisseurin und Hauptdarstellerin Julia Windischbauer. (Kinostarttermin noch offen)
The History of Sound
"All of Us Strangers"-Darling Paul Mescal steht mit "Challenges"-Star Josh O'Connor für "Moffie"-Regisseur Oliver Hermanus vor der Kamera. Erzählt wird von zwei jungen Männern, die sich während des Ersten Weltkriegs auf eine Reise begeben, um das Leben, die Stimmen und die Musik ihrer amerikanischen Landsleute aufzuzeichnen. Die Premiere wird in Cannes erwartet. (Kinostarttermin noch offen)
On Swift Horses

Szene aus "On Swift Horses" (Bild: MUBI)
"Saltburn"-Star Jacob Elordi spielt in dieser Dreiecks-Geschichte nach dem Roman von Shannon Pufah. Muriel und ihr Ehemann Lee, die gerade dabei sind, ein glänzendes neues Leben zu beginnen, werden durch die Ankunft von Lees Bruder aus dem Gleichgewicht gebracht. Muriel beginnt ein geheimes Leben und wettet auf Rennpferde. Julius und Henry erleben wilde Nächte in Las Vegas. (Kinostarttermin noch offen)
Jimpa

Szene aus "Jimpa" (Bild: Closer Films)
Olivia Colman spielt in diesem australischen Drama die Mutter eines trans-nichtbinären Teenagers (Aud Mason-Hyde). Als die beiden Hannahs entfremdeten schwulen Vater "Jimpa" (John Lithgow) in Amsterdam besuchen, mit der Hoffnung, ein Jahr im Ausland zu verbringen, wird sie gezwungen, alles zu hinterfragen, was sie über ihre Vergangenheit und Elternschaft geglaubt hat. (Kinostarttermin noch offen)
Kiss of the Spider Woman

Szene aus "Kiss of the Spider Woman" (Bild: Artists Equity)
Die zweite Verfilmung des 1992 uraufgeführten Bühnenmusicals von Terrence McNally. Der schwule Friseur Luis sitzt in einem argentinischen Gefängnis, nachdem er wegen öffentlicher Unzucht verurteilt wurde. Jeden Tag kommt er durch, indem er sich Filmhandlungen vorstellt, in denen die klassische Schauspielerin Ingrid Luna (Jennifer Lopez) die Hauptrolle spielt. Eine der Rollen, die Luis sich ausdenkt, ist die der Spider-Woman, die ihre Beute mit einem Kuss tötet. Luis' Tagträume werden jedoch abrupt unterbrochen, als er einen neuen Zellengenossen bekommt, den politischen Gefangenen Valentin Arregui Paz ("Star Wars"-Star Diego Luna), mit dem er eine unerwartete Bindung eingeht. (Kinostarttermin noch offen)
The Wedding Banquet

Szene aus "The Wedding Banquet" (Bild: Luka Cyprian / Bleecker Street)
Auch der Klassiker von Ang Lee drei Jahrzehnte später erlebt eine Neuauflage. Die romantische Komödie erzählt die Geschichte von Min, der nach der Ablehnung seines Heiratsantrags von seinem Freund mit gebrochenem Herzen zurückgelassen wird. Um sich eine Green Card zu sichern, heiratet Min seine beste Freundin Angela. Doch als Mins Großmutter aus Seoul kommt, um dem "Paar" ein traditionelles koreanisches Hochzeitsbankett zu veranstalten, beginnt ihr Plan auseinander zu fallen. (Kinostarttermin noch offen)
Peter Hujar's Day

Ben Whishaw als Peter Hujar (Bild: MUBI)
Nach "Passages" steht Ben Whishaw erneut für Ira Sachs vor der Kamera. Erzählt wird die Geschichte des Fotografen Peter Hujar und seiner Freundin Linda (Rebecca Hall) im New York der 1970er Jahre. (Kinostarttermin noch offen)
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