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NRW
Bocholt: Wirbel um "Schüsse" auf queere Bar
In sozialen Medien verbreitete sich eine Meldung über angebliche Schüsse auf Gäste von "Ramonas Wunderbar" in der Nacht zum Sonntag. Laut Polizei führte ein Einsatz zu Personen mit Spielzeugpistolen ohne strafwürdiges Verhalten.
- 4. März 2025, 15:49h 3 Min.
"Schüsse auf homosexuell orientierte Bar in Bocholt", unter dieser etwas merkwürdigen Überschrift verbreitete am Sonntag das Portal bocholt-news.de eine Nachricht über einen angeblichen Angriff in der vorherigen Nacht, der im Internet für einige Aufregung in der Stadt mit rund 73.000-Einwohner*innen an der niederländischen Grenze führte.
Drei Personen hätten kurz nach Mitternacht die Tür der Bar an der Osterstraße aufgerissen und "unmittelbar und ohne Vorwarnung auf die friedlich feiernden Gäste geschossen", so das Portal. Verletzt worden sei niemand. Später habe die Polizei in einem "hoch dramatischen" Einsatz die mutmaßlichen Täter gestellt, von denen einer eine russische Staatsbürgerschaft besessen habe, und "die beiden Pistolen" gefunden.

bocholt-news.de schmückte den Bericht auch mit einer Montage aus
Ein anderes Portal hatte später darauf mit einer Meldung reagiert, die Polizei wisse "davon nichts", das aber später wieder zurückgezogen. Letztlich gab die Polizei dann am Montag selbst eine Pressemitteilung heraus, unter der Überschrift "Schusswaffe entpuppt sich als Spielzeug".
Zeuge alarmierte Polizei
Laut der Polizei hatten zwei Männer in der Nacht zum Sonntag kurz nach Mitternacht die Gaststätte an der Osterstraße in Bocholt betreten. "Noch vor der Tür zog einer der beiden einen unbekannten Gegenstand aus dem Hosenbund. Als ein Zeuge die beiden Verdächtigen darauf ansprach, flüchteten diese noch bevor sie die Kneipe betraten. Zusammen mit einem dritten Mann, der offenbar vor der Tür gewartet hatte, fuhren sie in einem Pkw davon."
Nachdem der Zeuge befürchtete habe, dass es sich bei dem Gegenstand um eine Pistole gehandelt haben könnte, habe er die Polizei mit einer Beschreibung der Personen und des Wagens alarmiert. "Schon nach kurzer Zeit trafen Polizeibeamte das Trio auf dem Parkplatz eines Fastfood-Restaurants an der Straße Im Königsesch im Auto sitzend an. Die Polizisten kontrollierten die Männer und durchsuchten deren Wagen." Dabei hätten die Beamten aus Gründen der Eigensicherung den Verdächtigen Handfesseln angelegt.
In dem Kofferraum hätten die Beamten schließlich "zwei Spielzeugpistolen zum Verschießen von Schaumstoffmunition" gefunden, so die Polizei. "Identische Spielzeugmunition war zuvor durch den Zeugen vor der Gaststätte gefunden worden." Bei den überprüften Personen handele es sich um drei Bocholter im Alter von 19 bis 20 Jahren. "Eine Erklärung für ihr Verhalten blieb das Trio schuldig. Strafwürdiges Verhalten stellten die Beamten nicht fest."
Die unaufgeregte Polizeimeldung, die nicht von einer Schussabgabe in der Bar spricht, wurde so schließlich auch von der Lokalzeitung, dem "Bocholter Borkener Volksblatt", verbreitet: "In Social Media war fälschlicherweise von Schüssen die Rede", schrieb die Zeitung zu dem vermeintlichen Angriff auf "die beliebte Bocholter 'Ramonas Wunderbar'".
Das Portal bocholt-news.de hatte noch in mehreren Updates auf Kritik an dem Artikel reagiert. "Ein Strafverfahren gegen die 3 Beschuldigten ist zu erwarten", behauptete es, als es bereits selbst nachträglich von Spielzeugpistolen schreiben musste. "Aufgrund der angespannten Lage in Bezug auf Anschlägen stellte diese Tat genau einen Tag vor Rosenmontag ein äußerst unüberlegtes Handeln dar. Ob das Lokal rein zufällig ausgesucht wurde oder ob eine negative Einstellung gegenüber homosexuell orientierten Mitbürgern der Grund des 'Besuchs' war, konnte bisher nicht geklärt werden." (cw)















