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Interview
ESC-Favorit JJ: "Ich freue mich, die queere Community zu repräsentieren"
Dem österreichischen Kandidaten JJ werden beim diesjährigen ESC hohe Chancen eingeräumt. Im Interview mit queer.de spricht er über seine Favoritenrolle, den Vergleich mit Conchita Wurst und seine eigene Queerness.

Der österreichisch-philippinische Sänger und Kontertenor Johannes Pietsch alias JJ vertritt Österreich beim Eurovision Song Contest 2025 in Basel (Bild: ORF/ Pavla Hartmanova)
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18. März 2025, 12:31h 5 Min.
Am 17. Mai werden wieder Millionen von Menschen den Eurovision Song Contest verfolgen und ihren Lieblingen von zu Hause aus oder in der St. Jakobshalle in Basel zujubeln. Einer, der bereits besonders viele Fans hat, ist der österreichische Kandidat JJ, der bürgerlich Johannes Pietsch heißt und gerade einmal 23 Jahre alt ist. Er verzeichnete bereits erste Erfolge als Kontertenor und schaffte es bei der britischen Version von "The Voice" sogar bis in die Knock-outs.
Mit seinem Song "Wasted Love", der demnächst die Zwei-Millionen-Marke auf YouTube knacken wird, werden ihm neben der finnland-schwedischen Band KAJ beim ESC nun die höchsten Gewinnchancen eingeräumt (queer.de berichtete). Wie er im Interview mit queer.de verrät, ist dies nicht nur eine Ehre, sondern durchaus auch ein zusätzlicher Druck. Zudem spricht er auch über seine Nervosität, seinen kommenden Timetable und seine eigenen Favorit*innen.

JJ, geboren 2001, studiert an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (Bild: ORF/ Pavla Hartmanova)
Was bedeutet es für dich, dieses Jahr Österreich beim ESC vertreten zu dürfen?
Es bedeutet mir sehr viel, denn meine Familie und ich haben seit dem Sieg von Conchita Wurst jedes Jahr den Song Contest geschaut. Dass ich jetzt selbst teilnehmen darf, ist einfach absolut verrückt. Und vor allem, dass ich meine Kunst der ganzen Welt präsentieren darf, ist für mich einfach sehr, sehr berührend.
Auf einer Skala von eins bis zehn, wie aufgeregt bist du denn schon?
Zehn, auf jeden Fall. Also ich freue mich wahnsinnig und auch darauf, die Liebe vom Publikum zu spüren und einfach auch dort zu sein. Also es wird wirklich eine sehr schöne Zeit.
Du giltst ja aktuell auch schon als einer der größten Favoriten. Motiviert dich das zusätzlich oder setzt dich das eher unter Druck?
Ich würde sagen, beides. Es motiviert mich, noch mehr für das Publikum zu tun, aber gleichzeitig bringt es auch Druck mit sich, weil ich natürlich eine gute Show abliefern will. Aber ich freue mich sehr, und mit dem Druck kann ich gut umgehen. Diesen werde ich in Energie umwandeln, um eine großartige Performance abzuliefern.
Wie hoch rechnest du dir denn deine eigenen Gewinnchancen ein?
Boah, ja, es ist verrückt, darüber nachzudenken, dass man eventuell gewinnen könnte. Daher lasse ich das einfach auf mich zukommen.

Johannes Pietsch ist regelmäßig in Produktionen an der Wiener Staatsoper zu sehen (Bild: ORF/ Pavla Hartmanova)
Dein Song wird ja immer wieder mit dem von Conchita Wurst verglichen. Stört dich dieser Vergleich oder findest du das eher eine Ehre?
Es ist natürlich eine Ehre, mit einem ehemaligen Sieger verglichen zu werden. Dass meine Musik mit der von Conchita Wurst verglichen wird, ist wirklich verrückt. Es ist wirklich eine Ehre, und ich freue mich sehr darüber.
Wie wichtig ist es dir denn, dass du auch das Genre der Oper beim ESC vertrittst? Ist dir das ein persönliches Anliegen, dieses Genre bekannter zu machen?
Ja, auf jeden Fall. Die klassische Musik ist wirklich wunderbar, und leider, wenn man das so sagen darf, stirbt das Publikum langsam aus. Klassische Musik ist wirklich etwas Verbindendes und sehr Schönes. Viele Popsongs, die man heute im Radio hört, haben klassische Elemente wie Streicher oder ein Orchester. Es freut mich daher umso mehr, dem jungen Publikum zu zeigen, dass es noch viel mehr gibt, als nur schnelle Gesänge oder laute Instrumente. Es war mir auch ein Anliegen, meine zwei musikalischen Welten zu verbinden.
Dein Video dazu wurde jetzt auch schon rund 1,7 Millionen Mal geklickt. Magst du uns ein bisschen was zu dem Konzept hinter dem Video verraten?
Ja, also wir haben uns gedacht, dass das Video die Wasserelemente beinhalten muss, da das Lied sehr wasserlastig inspiriert ist, auch mit dem Papierboot und dem "Ich bin ein Ozean der Liebe"-Thema. Ich habe viel auszuschütten und so weiter. Als wir dann den Song dem Regisseur geschickt haben, hat er uns seine ersten Bilder präsentiert, und wir waren sofort begeistert. Das Konzept hat uns so gut gefallen, dass wir beschlossen haben, mit ihm zusammenzuarbeiten und das Video so zu gestalten.
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Wie sehen denn deine nächsten Wochen bis zum ESC aus? Was hast du da alles für Pläne und Termine?
Also, ich habe noch einen Auftritt an der Staatsoper am Dienstag, und das wird meine letzte Vorstellung dieser Saison sein. Danach geht es mit den Vorbereitungen auf Hochtouren weiter. Ich muss für Fittings reisen und auch Soundchecks machen, und was sonst noch alles dazu kommt. Die Pre-Partys beginnen auch bald, die erste in Amsterdam ist in zweieinhalb Wochen. Hallo, was ist denn hier los? Schon ganz, ganz zeitnah. Ja, genau. Und dann noch mehr Vorbereitungen.
Hast du auch persönliche Favorit*innen aus anderen Ländern, die du besonders toll findest?
Viele, viele. Ich feiere auf jeden Fall Erika aus Finnland mit "Ich komme", Malta mit "Kant" (oder mittlerweile umbenannt zu "Serving"), Dänemark mit "Hallucination" – das ist so crazy. Und Polen natürlich auch, sowie die zwei Österreicher für Deutschland, Abor und Tynna mit "Baller".
Da wir ein queeres Medium sind: Hast du einen persönlichen Bezug zum Thema Queerness?
Ja, voll, auf jeden Fall. Ich bin selber queer und freue mich, die Community zu repräsentieren und ihr eine Stimme zu geben. Ich bin quasi jetzt die Stimme der queeren Community aus Österreich und auch für alle, die sich angesprochen fühlen. Meine persönliche Botschaft wäre auch einfach nur, sich gegenseitig zu lieben, weil Liebe das Schönste ist, was es auf der Welt gibt, und Hass das Schrecklichste. Wenn man füreinander da ist, kann alles toll funktionieren.















