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- 27. Juli 2006 4 Min.
Homo-Träume werden wahr: Lance Bass, einst Sänger bei der Boygroup N’Sync, hat sich offiziell als schwul geoutet.
Von Jan Gebauer
Er hat es getan: Zehn Jahre nach dem großen Durchbruch mit der Boygroup N’Sync hat sich Lance Bass (27) öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Damit hat innerhalb kürzester Zeit ein weiterer Pop-Star – nach Darren Hayes (Savage Garden) – diesen Schritt gewagt. Ebenfalls unvergessen: Vor knappe einem Jahr hatte es mit dem Coming-out von Mark Feehily (Westlife) ein von den Medien sehr beachtetes Geständnis eines Boygroup-Sängers gegeben. "Ich war in einer sehr populären Band. Wenn ich jemals gesagt hätte, dass sich schwul bin, hätte das alles überschattet", sagte Bass in einem Interview mit dem US-Magazin "People".
Er oute sich jetzt, weil die ständigen Gerüchte sein persönliches Leben beeinträchtigten, ergänzte Bass. "Ich habe Frieden mit meiner Familie, meinen Freunden gemacht. Ich bin glücklich", sagte der Sänger. Derzeit sei er in einer festen Beziehung mit dem 32-jährigen Model und Schauspieler Reichen Lehmkuhl. Was ihm besonders am Herzen liege ist die Tatsache, dass er sich für nichts schämen müsse. "Ich fühle mich befreit und so glücklich wie nie zuvor in meinem Leben", sagte Bass über seine Gefühle bezüglich seines Coming-outs. "Es ist nichts Falsches daran, schwul zu sein und der Schritt an die Öffentlichkeit macht mir jetzt nichts mehr aus."
Die Boygroup N’Sync hat sich offiziell nie getrennt, sondern verfolgt seit 2002 eine Schaffenspause. Bass’ Bandkollege Justin Timberlake ist als Solo-Künstler ebenso erfolgreich wie zu N’Sync-Zeiten und hat wahrscheinlich kein großes Interesse an einem Comeback mit der Boygroup. Joey Fatone, Chris Kirkpatrick und JC Chasez verfolgen Solo-Karrieren in den Bereichen Musik und Schauspiel. Bass hatte zuletzt wenig Erfolg mit seinen Projekten: Das von ihm gegründete Musik-Management Free Lance Entertainment brachte nur eine wenig beachtete Veröffentlichung heraus (Countrysängerin Meredith Edwards – "Reach"). Danach startete Bass ein Kosmonautentraining in Russland und versuchte, tatsächlich in den Weltraum zu reisen. Bislang scheiterte es aber an den enormen Kosten – seine Sponsoren sprangen vorzeitig ab.
"Ich habe jetzt das Gefühl, als wäre es zu meinen eigenen Bedingungen. Ich lebe in Frieden mit meiner Familie, meinen Freunden, mir selbst und Gott. Ich mache mir wirklich um nichts anderes Sorgen", sagte Bass im "People"-Interview. Der Sänger entwickelt zurzeit mit Bandkollege Fatone eine Sitcom, in der seine Figur schwul ist. Fatone war auch der erste von N’Sync, der von Bass' Homosexualität erfuhr. "Er hat Jahre gebraucht, um darüber nachzudenken, wie er es allen erzählt. Ich stehe zu 100 Prozent hinter ihm", so Fatone, der in dem Kinohit "My Big Fat Greek Wedding" mitspielte.
Bass’ Freund, Reichen Lehmkuhl, ist seit 2003 regelmäßig im US-Fernsehen zu sehen. So spielte das überaus attraktive Modell in den enorm erfolgreichen Soap-Operas "Schatten der Leidenschaft" und "Zeit der Sehnsucht". Jährlich erscheint ein erotischer Kalender von ihm, der in der amerikanischen Schwulenszene äußerst beliebt ist. Darüber hinaus war er auch auf den Covern von amerikanischen Homomagazinen wie "The Advocate", "Out Now", "Instinct" und "Bent" zu sehen. Außerdem veröffentlichte er eine Autobiographie namens "Here’s What We’ll Say" ("Hier steht, was wir sagen werden") über seine Zeit bei der amerikanischen Air Force. Darin rechnet er mit der US-Armee-Mentalität "Don’t Ask, Don’t Tell" ("Frage nicht, sage es nicht") ab und deckt Hintergründe zur Diskriminierung von schwulen Militärangehörigen auf.
"Der 'Don't Ask, Don't Tell'-Kodex steht im krassen Gegensatz zu allem, wofür die Air Force und überhaupt alle militärischen Kräfte stehen. Sie behaupten Ehre, Integrität und Ehrlichkeit verkörpern zu wollen, aber sie zwingen ihre Mitglieder im Namen ihres Vaterlandes zu lügen", so Lehmkuhl kurz nach der Veröffentlichung in einem Interview. Um seine Zukunft mit Bass braucht er sich trotzdem keine Sorgen zu machen. Als Modell und Schauspieler verdient er gut, 2003 gewann er in der vierten Staffel der Abenteuer-Reality-Show "The Amazing Race" eine Millionen Dollar und auch sein Liebster dürfte noch ein bisschen was von den N’Sync-Zeiten übrig haben.
27. Juli 2006
