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Interview
Ein Musical über Klo-Begegnungen im Gay-Club
Das Berliner SchwuZ ist ab April nicht mehr nur wegen der legendären Partys, sondern auch aufgrund des neuen Club-Musicals "Flush" einen Besuch wert. Produzent Florian Winkler-Schwarz verrät im Interview, was die Gäste erwartet.

Promofoto: Das queere Musical "Flush" feiert am 9. April Weltpremiere im Berliner SchwuZ (Bild: SchwuZ)
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26. März 2025, 12:50h 4 Min.
Wer in Berlin queer feiern gehen möchte, kommt am SchwuZ kaum vorbei. Der Nachtclub in der Rollbergstraße gilt mittlerweile als legendär und lockt immer wieder mit Partys von LGBTI-Künstler*innen wie Miss Ivanka T. oder Robin Solf. Ab dem 9. April wird dort aber nicht mehr nur ordentlich getanzt, sondern auch gelacht. Denn das Club-Musical "Flush" hält jede Menge witziger Szenen bereit.
Im Interview verrät Florian Winkler-Schwarz, der das Musical für das SchwuZ produziert, worum es darin geht, ob mit queeren Stereotypen gespielt wird und welche durchaus bekannte Besetzung er für das Musical gewinnen konnte. Zudem geht es um die Unterschiede zwischen einem Club-Musical und einem klassischen Musical sowie die Frage, ob das Stück auch in anderen deutschen Städten aufgeführt werden könnte.

Produzent und Ex-SchwuZ-Geschäftsführer Florian Winkler-Schwarz (Bild: privat)
Ab dem 9. April dürfen sich die Besuchenden des SchwuZ regelmäßig auf das Club-Musical "Flush" freuen. Worum geht es in diesem kurz gesagt?
Wir nehmen unsere Besucher*innen mit in das Klo eines Gayclubs: Dort treffen wir neben vielen anderen Personen Paul und Robert und begleiten sie durch die Nacht und ihr Kennenlernen. Was erwartet die beiden im Morgenrauen? War ihre Begegnung nur eine flüchtige Partybekanntschaft oder steckte mehr dahinter? Werden die Erlebnisse bleiben oder einfach "weggespült"?
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein solches Musical auf die Beine zu stellen?
Robin Kulisch und Felix Heller trafen mit dieser Idee auf mich, den Produzenten des Musicals. Sofort war klar: "Das gab es noch nie. Ein queeres Club-Musical. Das gehört ins SchwuZ."
Gibt es abseits des Veranstaltungsortes noch einen weiteren Unterschied zwischen einem Club-Musical und einem "normalen" Musical?
Definitiv die Musik – erstmals wird hier ein Musical komplett von einem eigens komponierten elektronischen Klangteppich begleitet. Und noch nie widmete sich ein Stück so intensiv den Charakteren, die in einer Clubtoilette nachts aufeinandertreffen.
Auf welche Musical-Darsteller*innen dürfen sich die Besuchenden denn freuen?
Neben Felix Heller, den viele sicher aus der "Operette für zwei schwule Tenöre" kennen, spielen wir das Stück mit Robin Cadet, der zuletzt in Disney's "Aladdin" und "Harry Potter" in Hamburg spielte. Absolutes Highlight ist aber die Drag-Ikone Jurassica Parka, die sich zum ersten Mal an ein Musical wagt. Zusammen spielen die drei achtzehn verschiedene Rollen. Allein die Kostümwechsel werden grandios.

Robin Cadet, Jurassica Parka und Felix Heller spielen insgesamt 18 verschiedene Rollen (Bild: SchwuZ)
Warum habt ihr euch ausgerechnet für diese Personen entschieden? Und war die Anzahl von nur drei Darsteller*innen eine bewusste Entscheidung?
Die Kombi dieser drei Künstler war einfach das beste Match. Alle drei bringen unterschiedliche und wertvolle Expertise mit ins Stück. Das Stück ist vom Buch her auf die drei Darsteller angelegt und für uns perfekt, weil wir ja nicht auf einer großen Theaterbühne, sondern mitten im SchwuZ spielen.
Wie queer wird das Musical auf einer Skala von eins bis zehn und warum?
Wir haben uns hier bewusst für ein schwules Stück entschieden. Letztes Jahr hatten wir ein FLINTA-Musical im SchwuZ. Beide Werke bekommen eine 10 von 10.
Spielt ihr hier auch mit Klischees oder wollt ihr diese aktiv brechen?
Wer schon mal nachts in der Clubtoilette eines Gay-Clubs war, wird schnell merken, wie nah unsere Charaktere an der Realität sind. Wir holen mit "Flush" die kleinen und großen Dramen einer solchen Nacht auf die Bühne.
Und bekommt man hier eher neu komponierte oder bereits bekannte Songs zu hören?
Alle Songs sind extra für "Flush" komponiert. Mikael "Leakim" Johansson, unser Komponist, hat einen mitreißenden Sound, der sich zwischen Techno und Elektropop bewegt für das Stück komponiert. Alle Titel und Songs sind wie das Stück selbst: eine Welturaufführung.
Warum sollte man sich unbedingt ein Ticket für dieses Musical kaufen und wie läuft der Verkauf bisher?
So ein Musical gab es noch nie – es verbindet die Clubwelt mit der Musicalwelt und wir erleben gerade einen riesigen Run auf die Tickets. Normalerweise passiert das erst nach der Premiere. Auch die ist längst ausverkauft. Aber für andere Tage gibts noch Tickets auf flush-musical.de.
Ist geplant, dass das Musical auch auf deutschlandweite Tour geht oder bleibt es erst einmal exklusiv im SchwuZ beheimatet?
Für die ersten Spielzeiten haben wir im SchwuZ das Stück exklusiv. Sicherlich werden wir uns nach der Spielzeit im April aber auch ansehen, ob wir das Stück in einem der nächsten Jahre in andere Städte bringen.
Links zum Thema:
» Mehr Infos, Termine und Karten auf der Homepage flush-musical.de
» Homepage des SchwuZ
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de














