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Attacke auf Erinnerungskultur
Berlin: Mahnmal für homosexuelle NS-Opfer beschmiert
Die Gedenktafel am Berliner U-Bahnhof Nollendorfplatz wurde am Montagmorgen geschändet. Die Verkehrsbetriebe sagten eine rasche Entfernung der Farbschmierereien zu, die Grünen fordern eine "konsequente Aufklärung".

Die Schmierereien am U-Bahnhof Nollendorfplatz (Bild: Natalja Opferkuch)
- 7. April 2025, 14:09h 2 Min.
Am Montagmorgen wurde das Mahnmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus am Berliner U-Bahnhof Nollendorfplatz mit großflächigen roten Schmierereien geschändet. Zu lesen sind die Worte "HIV" und "Dresden". Die Inschrift der Gedenktafel wurde übersprüht.
Die Tafel mit dem rosa Winkel erinnert an die Verfolgung, Verschleppung und Ermordung queerer Menschen während des Nationalsozialismus – sie ist ein zentraler Ort queeren Gedenkens und mahnender Erinnerung. Die Schmierereien wurden der Polizei und der BVG bereits gemeldet. Eine Entfernung wurde zugesagt.
Grüne fordern "konsequente Aufklärung"
"Diese queerfeindlichen Schmierereien sind eine direkte Attacke auf unsere queere Erinnerungskultur und auf die Würde derer, die im Nationalsozialismus entrechtet, verfolgt und ermordet wurden", zeigte sich Sebastian Walter, Sprecher für Queer- und Diversitätspolitik der Grünen Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, in einer Pressemitteilung entsetzt. "Dass solche Gedenkorte geschändet werden, zeigt, wie tief menschenverachtende Ideologien in unserer Gesellschaft wieder Fuß fassen. Ich verurteile diese Tat auf das Schärfste und fordere eine konsequente Aufklärung sowie langfristige Maßnahmen zum Schutz queerer Infrastruktur und Gedenkkultur in Berlin."
Eingeweiht im Jahr 1989
Die Tafel mit der Aufschrift "Totgeschlagen – totgeschwiegen – den homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus" wurde am 24. Juni 1989 am U-Bahnhof Nollendorfplatz enthüllt – sie war damals das erste Gedenken an diese Opfergruppe im öffentlichen Raum. Der rosa Winkel entspricht dem Abzeichen, mit dem verurteilte Schwule in den Konzentrationslagern gekennzeichnet wurden.
Initiiert wurde das Mahnmal von der Allgemeinen Homosexuellen Arbeitsgemeinschaft (aha) und der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK). 1993 wurde der rosa Winkel durch eine Texttafel aus Bronze ergänzt, die an die Schließung der umliegenden Szenelokale nach der Machübernahme der Nationalsozialisten erinnert. (mize)














