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Berlin

Miete fast verdoppelt: AHA braucht neue Räume

Der überdrehte Mietmarkt in Berlin trifft auch die queere Community hart. Nun muss die traditionsreiche Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft ihre Räumlichkeiten verlassen.


Die Räume der AHA in der Berliner Monumentenstraße (Bild: Michael F. Mehnert / wikipedia)
  • Von Caspar Shaller
    12. Mai 2025, 10:06h 3 Min.

Die Allgemeine Homo­sexuelle Arbeitsgemeinschaft (AHA) in Berlin ist als eine der ältesten queeren Initiativen Deutschlands in ihrer Existenz bedroht. Nach über 15 Jahren muss der Verein seine Räume in der Monumentenstraße 13 in Schöneberg spätestens im Herbst 2025 verlassen. Grund ist eine Änderungskündigung des Vermieters: eine fast 100-prozentige Mieterhöhung. Eine Summe, die die ausschließlich ehrenamtlich organisierte und durch Spenden finanzierte AHA nicht stemmen kann.

"Wir haben die Kündigung der Räume erst Ende März und endgültig dann Mitte April erhalten", berichtet der Vorstand auf Anfrage von queer.de. "Danach haben wir uns zunächst in unserem basisdemokratischen Verein zum weiteren Vorgehen abgestimmt." Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung fiel die Entscheidung: Die AHA wird ausziehen und richtet nun alle Energie darauf, neue Räume zu finden.

Seitdem läuft die Suche. Benötigt wird eine Fläche von etwa 120 bis 140 Quadratmetern, gut erreichbar für die vielfältige Besucher*­innenschaft. Der Raum soll sowohl Kulturveranstaltungen wie Shows oder Comedy mit Bühne und Ausschank ermöglichen als auch Gruppenangebote und das etablierte Sonntags-Café. Die genauen Anforderungen sind auf der Vereinswebseite abrufbar. Gewünscht sind Räume innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings, die eine langfristige und bezahlbare Perspektive bieten. Insbesondere unkonventionelle Ideen außerhalb des regulären Gewerbemarkts sind willkommen. "Wir bekommen bereits gute Unterstützung aus der Community und wollen nun auch breit an die Öffentlichkeit gehen, um weitere Hilfe und Angebote zu erhalten", berichtet der Vorstand.

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AHA: "Aggressiv-kapitalistische Gier" zerstört soziales Engagement


Auch hinter der Bar der AHA arbeiten alle ehrenamtlich (Bild: AHA)

Der Fall der AHA ist symptomatisch für ein strukturelles Problem in Berlin: Der unregulierte Gewerbemietmarkt setzt gemeinnützige Organisationen unter Druck. Die AHA spricht in ihrer Stellungnahme von einer "aggressiv-kapitalistischen Gier", die soziales Engagement zerstört. Besonders marginalisierte Gruppen – darunter queere Menschen, Menschen mit geringem Einkommen oder Behinderung – seien massiv betroffen.

Die AHA will dennoch unabhängig bleiben. "Wir haben bisher noch nicht um konkrete Hilfe der öffentlichen Hand angefragt", betont der Vorstand. "Traditionell ist die AHA in ihrer gesamten über 50-jährigen Geschichte unabhängig von öffentlicher Finanzierung." Auch wenn man politisch gut vernetzt sei, wolle man keine überhöhten Mieten mit Steuergeldern decken. Gespräche mit öffentlichen Stellen über alternative Räume oder Kooperationsmodelle sollen dennoch aufgenommen werden.

Der Verlust der jetzigen Räume trifft den Verein besonders hart, da er bereits 2008 bis 2010 ohne feste Heimat auskommen musste. Diese Zeit war belastend: Veranstaltungen fanden nur noch als Gast bei anderen Projekten statt, Planung und Verlässlichkeit litten stark. Ein solcher Zustand soll nicht wieder eintreten. "Wir möchten unbedingt vermeiden, erneut 'on the road' agieren zu müssen", heißt es vom Vorstand.

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"Ein Berlin ohne AHA ist nur schwer vorstellbar"

Die AHA versteht sich heute als Ort queerer (Sub-)Kultur – offen, kreativ, niedrigschwellig. Fast alle Veranstaltungen sind kostenlos und frei zugänglich. Das Programm reicht von ESC-Karaoke über offene Bühnen bis hin zum beliebten Sonntagscafé. Ideen können direkt ins Plenum eingebracht und umgesetzt werden. Die AHA bietet einen geschützten Raum, einen sozialen Anker für viele Menschen – gerade in der sensiblen Zeit des Coming-outs.

"Die AHA ist mit 51 Jahren Geschichte einer der ältesten queeren Vereine in diesem Land", so der Vorstand. "Ein Berlin ohne AHA ist nur schwer vorstellbar." Die Vereinsarbeit soll weitergehen – ob mit oder ohne eigene Räume.

Jetzt ist Solidarität gefragt: Die AHA ruft die Berliner Community, Unterstützer*innen und mögliche Vermieter*innen auf, Hinweise auf geeignete Räume oder konkrete Hilfsangebote weiterzugeben. Auch Kooperationen mit anderen queeren Akteur*innen oder langfristige Eigentumsmodelle werden geprüft. Es geht um mehr als einen Raum, es geht um einen offenen Ort für queeres Leben, Begegnung und Kultur in Berlin.

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