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Theodor Brockmann
Als Homosexueller verfolgt, als Soldat gestorben – Forscher findet Grabstein
Der Zirkuskünstler Theodor Brockmann wurde 1936 wegen homosexueller Kontakte zu einer Haftstrafe verurteilt. Sein weiteres Schicksal war bislang unklar. Doch nun hat der Aktivist Jürgen Wenke neue Spuren gefunden.

Grabstein für Theodor Brockmann auf dem Friedhof in Hannoversch Münden (Bild: Sammlung Jürgen Wenke, Bochum)
- 25. Mai 2025, 09:17h 2 Min.
Bereits im Dezember 2021 wurde in Bochum ein Stolperstein für den wegen homosexueller Kontakte verurteilten Artisten und Zirkuskünstler Theo(dor) Brockmann verlegt (queer.de berichtete). Damals hieß es in der letzten Zeile der Inschrift des Stolpersteins: "Schicksal unbekannt". Diese zwei Worte machten den Forscher und Aktivisten Jürgen Wenke neugierig und warfen Fragen auf: Wo war Theodor nach der Verbüßung der Gefängnishaft geblieben? Hatte er Deutschland verlassen? Hatte er überlebt? War er im KZ ermordet worden? Wer gehörte zu seiner Herkunftsfamilie?
Mit akribischer Forschung ist es Wenke nun gelungen, eine Reihe von Fragen zu klären und die weiteren Lebensspuren von Theo Brockmann zu rekonstruieren. Sogar das Grab von Theodor und ein Grabstein konnte gefunden werden.
Trotz "175er"-Verurteilung als Soldat eingezogen

Stolperstein für Theodor Brockmann in Bochum (Bild: Sammlung Jürgen Wenke, Bochum)
Theo Brockmann verließ nach der Haft seine Heimat Bochum und arbeitete als Bühnenarbeiter ab Ende der 1930er Jahre in Berlin. Seine letzte bekannte Anschrift war dort, wo einst in der Zeit vor Beginn der NS-Diktatur das berühmte Travestie-, Szene- und Nachtlokal "Eldorado" seinen vorletzten Sitz hatte: in der Lutherstraße in Berlin.
Theo Brockmann wurde trotz "175er"-Verurteilung zum Kriegsdienst als Soldat eingezogen. Er heiratete noch während des Krieges und wurde als Schwerstverwunderter (Bauchschuss, Oberschenkelhalsbruch, Lungenentzündung) in das Lazarett in Hannoversch Münden eingeliefert. Dort starb er an den Folgen der Verletzungen nach zwei Wochen am 17. Februar 1945.
Viele Fragen bleiben noch unbeantwortet
Auf dem Friedhof in Hannoversch Münden wurden für die gestorbenen Soldaten Grabsteine gesetzt – auch für Theodor Brockmann. Ob Geschwister oder andere Familienangehörige jemals das Grab besucht haben, konnte nicht herausgefunden werden. Auch der Verbleib seiner Ehefrau ist bisher unbekannt.
Der vollständige Bericht über den Lebensweg von Theodor Brockmann findet sich auf stolpersteine-homosexuelle.de. (cw/pm)
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