Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?53797

Kinostart

"The Wedding Banquet": Lohnt sich die Neuverfilmung?

Angs Lees Komödie "Das Hochzeitsbankett" aus dem Jahr 1993 gehört zu den queeren Kultfilmen. Die Neuinterpretation von Andrew Ahn macht durchaus Spaß – und illustriert, wie viel sich in den letzten 30 Jahren verändert hat.


Kelly Marie Tran, Lily Gladstone, Han Gi-Chan und Bowen Yang in der Neuverfilmung von "The Wedding Banquet" (Bild: Luka Cyprian / Bleecker Street)

Als Ang Lee "The Wedding Banquet" 1993 in die Kinos brachte, war er noch kein Star. "Sense and Sensibility" kam erst 1995, "Crouching Tiger, Hidden Dragon" im Jahr 2000 und das schwule Cowboy-Drama "Brokeback Mountain", mit dem Lee auch zahllose nicht-queere Menschen zutiefst berührte, erst 2005.

Der heterosexuelle Regisseur war damals 38 und lebte als Einwanderer aus Taiwan in New York. Das Migrationsthema war ihm also aus eigener Erfahrung wohlvertraut, ebenso die kulturellen Reibereien zwischen den Traditionen seiner alten und seiner neuen Heimat. Insbesondere hasste er die ausufernden chinesischen Hochzeitsbankette, wie er der "Los Angeles Times" anlässlich des Kinostarts damals erzählte. "Sie kamen mir immer vor wie eine infantile Entschuldigung, um für kurze Zeit 5.000 Jahre sexuelle Repression abzuwerfen. Deshalb wollte ich ein solch vorgetäuschtes Bankett inszenieren, um zu zeigen, wie absurd und lächerlich diese Tradition ist."

Von einer realen Geschichte inspiriert

Die Gelegenheit dazu ergab sich, als er von seinem Freund Neil Peng Mitte der 1980er Jahre erfuhr, dass dessen bester Freund, mit dem sie beide in Taiwan den Militärdienst absolviert hatten, schwul war. Und dass er mit seinem amerikanischen Partner in Washington lebte und all das vor seinen Eltern geheim hielt. Dadurch inspiriert entstand das Drehbuch zu "The Wedding Banquet", das Lee und Peng gemeinsam mit Co-Autor James Schamus verfassten.


Szene aus dem Originalfilm von Ang Lee (Bild: Central Motion Picture Corporation)

Die Finanzierung für den Film bekamen sie aus Taiwan. Trotz des vergleichsweise kleinen Budgets von 750.000 Dollar heimste "The Wedding Banquet" nicht nur diverse Preise ein, sondern wurde auf einen Schlag zum kommerziell erfolgreichsten taiwanesischen Film, den es bis dato je gegeben hatte – und dies obwohl Homosexualität dort damals nur im Untergrund existierte (2019 war Taiwan dann das erste asiatische Land, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte). Er war auch Ang Lees Durchbruch als Regisseur.

Eine elaborierte Scharade

Im Zentrum des Films stehen der taiwanesische Immobilienunternehmer Wai Tung (Winston Chao), der mit seinem amerikanischen Freund Simon (Mitchell Lichtenstein) in New York lebt. Seine Eltern in Taiwan wissen nichts von seiner schwulen Beziehung und drängen ihn ständig, endlich eine Braut zu finden und Enkel zu produzieren.

Als eine gemeinsame Freundin, die illegale Einwanderin Wei Wei (May Chin), kurz davorsteht, das Land verlassen zu müssen, haben sie eine wilde Idee, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: eine Scheinheirat zwischen Wai Tung und Wei Wei – dadurch würde sie eine Aufenthaltsbewilligung bekommen, und er wäre endlich das Drängen seiner Eltern los.

Doch kaum erfahren diese von den Hochzeitsplänen ihres einzigen Sohnes, tauchen sie in New York auf. Und wünschen sich nichts sehnlicher als ein chinesisches Hochzeitsbankett mit allen Schikanen. Dem schwulen Paar und der Braut bleibt nichts anderes übrig als bei der Scharade mitzuspielen, die natürlich eskaliert und zu allerlei weiteren Problemen führt.

- w -

Lesbischer Kinderwunsch und clevere Großmutter


Poster zur Neuverfilmung: "The Wedding Banquet" startet am 5. Juni 2025 bundesweit im Kino

Andrew Ahns Neuverfilmung ist kein exaktes Remake dieser Geschichte. "Ich liebe den Film zu sehr dafür", erklärte er Mitte März beim queeren Filmfestival in London, wo er sein "The Wedding Banquet" präsentierte. Der queere koreanisch-amerikanische Regisseur erzählte, dass das Original der erste schwule Film gewesen sei, den er je gesehen habe – mit acht Jahren im Kreise seiner Familie, die den Film ausgeliehen hatte, ohne zu ahnen, worum es ging. "Er hat mich geprägt und in gewisser Weise auch zu dem Geschichtenerzähler gemacht, der ich heute bin." Gemeinsam mit dem damaligen Co-Autor James Schamus entwickelte er eine Geschichte, die an den Originalfilm anknüpft, aber eher eine Hommage oder modernisierte Neuinterpretation ist.

Im Zentrum der in Seattle angesiedelten Geschichte stehen das lesbische Paar Angela (Kelly Marie Tran) und Lee (Lily Gladstone) – deren Namen eine kaum verhüllte Verbeugung an den Regisseur des Originals sind. Außerdem das schwule Paar Chris (Bowen Yang) und Min (Han Gi-Chan). Letzterer ist der reiche Erbe einer koreanischen Familiendynastie, dessen Studentenvisum jedoch bald ausläuft. Angela und Lee wiederum wollen unbedingt ein Kind, können sich aber die teuren Behandlungen dafür kaum leisten. Als Chris Mins Heiratsantrag ausschlägt, weil er ihm die Folgen eines Coming-outs bei seiner konservativen Familie ersparen will, macht Min dem Lesbenpaar nach einem alkoholreichen Abend ein wildes Angebot: Er und Lee heiraten, damit er eine Aufenthaltsbewilligung für die USA erhält, dafür finanziert er die Behandlungen zur künstlichen Befruchtung.

Zuerst sind alle schockiert, doch die Idee setzt sich durch. Kaum allerdings hat Min die Hochzeitspläne nach Korea gemeldet, steht auch schon seine Großmutter Ja-Young (Youn Yuh-jung) vor der Tür, die ihn anstelle seiner früh verstorbenen Eltern großgezogen hat. Sie ist nicht nur die Matriarchin der Familie, sondern auch eine clevere Geschäftsfrau – zu clever, um die Scharade der vier jungen Leute nicht sehr rasch zu durchschauen.

Die Queer-Kollekte
Die queere Community braucht eine starke journalistische Stimme – gerade jetzt! Leiste deinen Beitrag, um die Arbeit von queer.de abzusichern.
Jetzt unterstützen!

Südkorea statt Taiwan

Die alte Dame erweist sich dann als überraschend aufgeschlossen, weiß jedoch auch, dass ihr konservativer Mann – eine arrangierte Ehe ohne Liebe – dies anders sehen würde. Die Scheinhochzeit wird also dennoch organisiert, primär damit die Fotos davon in den koreanischen Zeitungen erscheinen und Mins Großvater überzeugen. Doch natürlich geht auch dieses nach koreanischen Traditionen zelebrierte Hochzeitsbankett nicht ohne Komplikationen über die Bühne.

Neben den offensichtlichen Handlungsunterschieden ist die Neuverfilmung tief eingebettet in die reichhaltige queere Kultur heutiger amerikanischer Großstädte. Zudem haben fast alle Hauptdarsteller*innen einen asiatischen Hintergrund. Der Fokus hat sich aber von Taiwan auf Südkorea verschoben, einerseits wegen der Herkunft des Regisseurs, aber wohl auch wegen der vielen Fans koreanischer Popkultur im Westen. Youn Yuh-jung, die Großmutter von Min, ist eine koreanische Schauspiellegende, und Han Gi-Chan, der hier seine erste englischsprachige Rolle spielt, ist aus diversen K-Dramas bekannt, unter anderem der Boys-Love-Miniserie "Where Your Eyes Linger" (2020).

Das Original ist gut gealtert und komplexer

Allerdings ist die Konstruktion der Story bei Ang Lee überzeugender. Auch sind die Figuren komplexer, insbesondere die lange ahnungslosen Eltern aus Taiwan. Passend wiederum erscheint der Generationenunterschied zwischen den jungen Leuten damals und heute: Während Wai Tungs Freund Simon als Krankenpfleger und Aids-Aktivist fest im Leben steht, weiß Mins Freund Chris nicht so recht, was er will und wie es in seinem Leben weitergehen soll, obwohl er offensichtliche Talente hat und Min aufrichtig liebt.

Direktlink | Englischer Trailer zur Neuverfilmung
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Und so witzig, charmant und ab und zu auch berührend Andrew Ahns "The Wedding Banquet" ist, an Ang Lees Original, das noch dazu sehr gut gealtert ist, kommt er nicht ran. Dieses gehörte zu den damals noch raren, bahnbrechenden Kinoperlen, in denen queeres Leben positiv und mit Happy End dargestellt wurde.

Die Neuverfilmung derweil muss sich nicht nur am Original messen lassen, sondern auch an den vielen, vielen anderen queeren Filmen und Serien, die heute jedes Jahr neu erscheinen. Und davon hebt sie sich nicht sonderlich ab. Dennoch lohnt es sich, beide Versionen zu schauen – nicht zuletzt, weil sie so schön illustrieren, wie viel sich in den vergangenen 30 Jahren für queere Menschen verbessert hat.

Infos zum Film

The Wedding Banquet. Komödie. USA 2025. Regie: Andrew Ahn. Cast: Bowen Yang, Lily Gladstone, Kelly Marie Tran, Joan Chen, Han Gi-chan, Yuh-Jung Youn. Laufzeit: 103 Minuten. Sprache: deutsche Synchronfassung. FSK 12. Verleih: Universal. Kinostart: 5. Juni 2025

Informationen zu Amazon-Affiliate-Links:
Dieser Artikel enthält Links zu amazon. Mit diesen sogenannten Affiliate-Links kannst du queer.de unterstützen: Kommt über einen Klick auf den Link ein Einkauf zustande, erhalten wir eine Provision. Der Kaufpreis erhöht sich dadurch nicht.

Galerie:
The Wedding Banquet
5 Bilder
-w-

Queere TV-Tipps
-w-


12.11.25 | Starensemble für "Cry To Heaven"
In neuem Film von Tom Ford: Adele feiert ihr Schauspieldebüt
12.11.25 | "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!"
Geht Hubert Fella ins Dschungelcamp?
-w-