Motiv Schwulenhass? Schauspieler Jonathan Joss erschossen

Jonathan Joss (r.) mit Ehemann Tristan Kern de Gonzales (Bild: privat / fb)

San Antonio

Der amerikanische Schauspieler Jonathan Joss ist am Sonntag vor seinem früheren Haus in der Stadt San Antonio in Texas erschossen worden. Die Polizei nahm einen 56-Jährigen, Sigfredo Alvarez Ceja, unter Mordverdacht fest. Der Ehemann des Schauspielers berichtete in ersten Stellungnahmen von Homophobie als Motiv des Nachbarn des Paares.

Nach einem Polizeibericht waren Beamte gegen 19 Uhr zu der Schussabgabe am Dorsey Drive entsandt worden. Nach einem Versuch, den Schauspieler wiederzubeleben, wurde er noch am Tatort für tot erklärt. Er starb an "Verletzungen, die er durch mehrere Schüsse erlitten hatte".

Die für Mord zuständige Abteilung der Polizei von San Antonio wies am Montagabend in einer Stellungnahme Berichte zurück, es habe sich um ein Hass­verbrechen gehandelt: "Derzeit haben die Ermittlungen keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dass der Mord an Herrn Joss mit seiner sexuellen Orientierung zusammenhängt. Die Ermittler der SAPD nehmen diese Anschuldigungen sehr ernst und haben alle verfügbaren Informationen gründlich geprüft. Sollten neue Beweise ans Licht kommen, wird der Verdächtige entsprechend angeklagt werden."

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Schwulenfeindliche Beschimpfungen vor Schüssen

Der Ehemann von Joss, Tristan Kern de Gonzales, hatte zuvor bei Facebook geschrieben, das Paar habe am Sonntag Post an dem früheren Heim abholen wollen. Das Haus war im Januar bei einem Brand stark beschädigt worden – zuvor habe es Drohungen aus der Nachbarschaft gegeben, es abzufackeln. Die Polizei habe zu den Bedrohungen und homophoben Belästigungen nichts unternommen, so Gonzales.

Bei dem Brand waren auch zwei Hunde getötet worden. Bei dem Besuch habe das Paar einen Hundeschädel gefunden und deshalb geweint. Dann sei der Mann erschienen und habe "begonnen, bedrohende homophobe Beleidungen zu schreien". Dann habe er Schüsse abgegeben.

Das Paar sei unbewaffnet gewesen: "Als der Mann schoss, schob Jonathan mich aus dem Weg. Er hat mir das Leben gerettet", so Gonzales. "Er wurde von jemandem ermordet, der den Anblick zweier Männer, die sich lieben, nicht ertragen konnte." Die beiden Männer seien noch "frisch verliebt" gewesen, hatten am Valentinstag geheiratet und waren "gerade dabei, einen Wohnwagen zu suchen und unsere Zukunft zu planen".

Nachbarn des Paares sagten Lokalmedien wie den "San Antonia News", Joss sei kein guter Nachbar gewesen und sei oft durch unberechenbares Verhalten, etwa lautes Schreien auf der Straße, aufgefallen. Laut der Zeitung sei die Polizei seit Anfang 2024 über 40 Mal zu dem Anwesen gerufen worden, wobei es sich um Notrufe im Zusammenhang mit psychischen Störungen, Streitigkeiten mit Nachbarn, Ruhestörungen und den Brand gehandelt habe.

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Reboot von Erfolgsserie stand bevor

Joss wurde vor allem durch die Zeichentrickserie "King of the Hill" (1997 bis 2009) bekannt, deren Rolle John Redcorn er von der zweiten bis zunächst letzten 13. Staffel eine Stimme gab – auch bei einem derzeit in Produktion befindlichen Reboot war er dabei. In der Reihe "Parks and Recreation" war er zudem in fünf Episoden zu sehen.

Nach einem frühen Auftritt in der Serie "Walker, Texas Ranger" spielte und sprach Joss auch kleinere Rollen unter anderem in "ER", "Charmed" oder "Friday Night Lights" sowie in mehreren Filmen und Computerspielen. Zudem stand er mit der The Red Corn Band auf der Bühne. (cw)

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