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Betandsaufnahme vor WorldPride

Angst, Widerstand – Wie trans Personen unter Trump leben

Dieses Wochenende findet der WorldPride in den USA seinen Höhepunkt und Abschluss – in einer Zeit, in der trans Menschen kaum Grund zum Feiern haben. Was bedeutet die Einschränkung ihrer Rechte für sie?


US-Präsident Donald Trump geht seit seinem Amtsantritt im Januar gegen trans Menschen vor (Bild: IMAGO / ZUMA Press Wire)
  • Von Franziska Spiecker, dpa
    6. Juni 2025, 11:47h 4 Min.

Noch muss sich Elijah Nicholas nicht so viele Gedanken über seinen amerikanischen Reisepass machen. Das Dokument ist bis 2030 gültig. Doch wie es dann weitergeht, ist für den trans Mann ungewiss.

Nach aktuellem Stand würde der 55-Jährige dann keinen Pass mehr erhalten, in dem sein Geschlecht als männlich ausgewiesen ist. Denn in den USA werden nur noch Reisepässe mit einem Geschlechtseintrag ausgestellt, der mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.

Auch eine dritte Geschlechtsoption neben männlich und weiblich steht dort nicht mehr zur Verfügung. Das hat das US-Außenministerium vor ein paar Monaten verkündet – und damit eine Anordnung von US-Präsident Donald Trump umgesetzt, die zu seinen ersten Amtshandlungen zählte.

Trans Menschen und nichtbinäre Personen würden dadurch "delegitimiert", kritisiert Nicholas. Die Änderung bedeute für sie zudem ein Sicherheitsrisiko, wenn sie von einem Land in ein anderes reisten und nicht wüssten, was ihnen dabei bevorstehe.

Forscherin: Anordnung löscht Geschlechtsidentität aus

"Diese Anordnung löscht im Wesentlichen die eigene Geschlechtsidentität aus", sagt Sharon Horne. Sie forscht an der University of Massachusetts Boston zur psychischen Gesundheit von queeren Menschen. Das Risiko für trans Personen, etwa beim Passieren von Grenzen ins Visier zu geraten, diskriminiert oder bedroht zu werden, steigt Horne zufolge durch die neue Regelung. Sie warnt auch vor den Kosten für die psychische Gesundheit von Betroffenen, die unabsehbar seien.

Mögliche Auswirkungen auf die mentale Gesundheit

Eine Studie, die 2020 im Fachblatt "The Lancet Public Health" erschien, untersuchte den Zusammenhang zwischen dem in Ausweisen angegebenen Geschlecht und der psychischen Gesundheit von erwachsenen trans Menschen und nichtbinären Personen in den USA. Schwere psychische Belastung sowie Suizidgedanken und -pläne sind demnach weniger verbreitet unter Menschen, deren Identitätsdokumente ihren bevorzugten Namen und Geschlechtseintrag widerspiegeln, als unter Personen, bei denen das nicht der Fall ist.

Die neue Regelung zu offiziellen Dokumenten ist allerdings auch nur ein Beispiel für das Vorgehen der US-Regierung gegen trans Menschen. Ein anderes ist deren Ausschluss aus dem US-Militär, den das US-Verteidigungsministerium aktuell vorantreibt. Trump unterzeichnete im Februar außerdem ein Dekret, das trans Menschen vom Frauensport ausschließen soll, insbesondere an öffentlichen Schulen und Hochschulen. Bundesstaaten, die sich nicht daran halten, droht der Präsident mit dem Entzug von Bundesmitteln.

Wenn es politischen Druck gibt, ihre Rechte einzuschränken, berichten queere Menschen Horne zufolge vermehrt von Depressionen und Ängsten. Das gelte vor allem für jene Gruppen, die besonders stark von den Maßnahmen betroffen wären – wie zum Beispiel trans Personen.

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WorldPride in Zeiten von Angst und Unsicherheit

Viele queere Personen lebten in den USA gerade in einem "Raum der Angst und Unsicherheit", erzählt auch Nicholas. Ein Klima, das die US-Hauptstadt in diesem Jahr vor eine besondere Herausforderung stellt: Sie ist Gastgeberin des WorldPride und feiert zugleich den 50. Jahrestag der ersten Pride-Veranstaltung in Washington.

Schon seit Mitte Mai sind in der Stadt daher viele Regenbogensymbole zu sehen: Sie hängen als Flaggen an Laternen und in Schaufenstern, finden sich als Straßenbemalung neben Zebrastreifen und Radwegen und schmücken als Girlanden viele Außenbereiche der Restaurants. Doch was bedeutet es, in diesen Zeiten Pride zu feiern?

WorldPride DC 2025 is coming, and we couldn't be more thrilled! ???Marking 50 years of Pride in Washington, D.C., the...

Posted by WorldPride on Thursday, January 23, 2025
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"Es bedeutet Widerstand", sagt Nicholas, ohne lange zu überlegen. Dieses Jahr würden zwei Dinge gleichzeitig passieren: Einerseits das Feiern und andererseits der Widerstand und das Sicherstellen, dass "wir einen Platz haben, dass wir gleiche Rechte bekommen".

Fest erreicht an diesem Wochenende Höhepunkt und Abschluss

Nicholas lebt eigentlich im US-Bundesstaat Georgia, er ist Schauspieler, Autor und Trans-Aktivist. Aktuell befindet er sich in Washington, weil er den Nationalen Marsch für die Sichtbarkeit von trans Personen mitorganisiert. Die Partnerveranstaltung des WorldPride findet am letzten Tag des Festivals an diesem Sonntag statt. Einen Tag nach der bunten WorldPride-Parade, die an diesem Samstag durch belebte Straßen der Hauptstadt zieht.

"Sicherheit ist unsere oberste Priorität beim Marsch", betont Nicholas. In Zusammenarbeit mit WorldPride arbeite sein Team sorgfältig daran, diese zu gewährleisten.

Zuerst soll es eine eigene Kundgebung geben. Der trans Mann erwartet dazu mehrere Tausend Personen aus dem ganzen Land. Dann soll gemeinsam zu einer zentralen Abschluss-Veranstaltung des WorldPride gelaufen werden, einem großen Freiheitsmarsch auf der National Mall.

Mit Start am Lincoln Memorial soll der am Weißen Haus vorbei zum Kapitol führen. Nicholas' Erwartung daran ist so eindringlich wie existenziell: "Washington, D.C., und der Welt zeigen, dass man trans Menschen nicht auslöschen kann und wird."

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