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Zwischen Swipe und Realität

Dating-Apps für Lesben: Bloß nicht aufgeben!

Wer sich neu in der Welt der lesbischen Dating-Apps anmeldet, wird schnell merken: Die Auswahl ist – sagen wir mal – überschaubar. Auch ein Tinder-Match bedeutet noch lange kein erfolgreiches Date. Warum also weiter swipen?


Symbolbild: Dating-Apps sind weder der Himmel noch die Hölle der modernen Liebe (Bild: IMAGO / Westend61)
  • Von Eva Schoetzau
    9. Juni 2025, 07:06h 4 Min.

Swipe nach rechts. Swipe nach links. Kurz überlegen – nochmal rechts. Und dann? Funkstille. Willkommen in der Welt des lesbischen Online-Datings. Während Dating-Apps versprechen, die große Liebe in wenigen Klicks zu finden, fühlt sich die Realität oft eher an wie ein Glücksspiel mit schlechten Gewinnchancen. Und doch sind Apps wie Her, Tinder oder Bumble fester Bestandteil unseres Liebeslebens geworden – mit allen Höhen und Tiefen.

Wo sind denn alle?

Wer sich neu in der Welt der lesbischen Dating-Apps anmeldet, wird schnell merken: Die Auswahl ist – sagen wir mal- überschaubar. Besonders in kleineren Städten gleichen sich die Profile irgendwann wie die Bausteine eines Ikea-Regals. Und ja, es kann frustrierend sein, wenn die vielversprechende Person aus der nächsten Stadt plötzlich die Ex-Freundin einer guten Bekannten ist – oder noch schlimmer: die eigene Ex. Willkommen in der queeren Dating-Blase!

Ganz ehrlich: Egal, ob Großstadt oder Dorf – das Wiedersehen kommt oft schneller, als einem lieb ist. Die gleichen Gesichter auf jeder queeren Party – da möchte man sich lieber nicht verkrachen, sonst ist man schneller in aller Munde, als einem lieb ist (natürlich nicht wörtlich nehmen).

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Der Reiz des Swipens – und seine Tücken

Es macht Spaß. Keine Frage. Swipen gibt einen kurzen Kick, ähnlich wie Schokolade essen oder auf "Bestellen" klicken. Aber genau da liegt auch die Gefahr: Wenn aus der Suche nach echten Verbindungen ein Sammeln von Matches wird, verliert man leicht den Blick dafür, was man eigentlich sucht. Hinzu kommt: Texten kann jede*r – aber ein echtes Gespräch, ein authentisches Kennenlernen? Das bleibt oft auf der Strecke. Die Gefahr, sich in ein idealisiertes Bild zu verlieben, bevor man sich überhaupt getroffen hat, ist real. Und wenn das erste Treffen dann die bittere Wahrheit bringt ("Ach so, du bist ganz anders als auf deinen Bildern..."), sitzt die Enttäuschung tief.

Selbst, wenn die Sympathie und Anziehung beim Schreiben und Telefonieren voll gekickt hat, heißt das noch lange nicht, dass bei einem Treffen in Reallife der Funke überspringt. Da ist es hilfreich, vorab zu klären, dass keine feste Beziehung gesucht wird. Spaß kann man schließlich auch ohne große Anziehung haben – zumindest behaupten das manche. Aber da ist ja jede*r Jeck anders.

Zwischen Hoffnung und Realität: Meine Erfahrungen

Ich gebe zu: Auch ich habe mir bei jedem neuen Match insgeheim ausgemalt, wie unser erstes Date aussehen könnte. Kino? Spaziergang? Gemeinsame Weltherrschaft? Die Realität: Ghosting nach zwei Tagen Smalltalk. Oder Dates, bei denen sich beide nach 15 Minuten höflich auf die Toilette verabschieden und nie wiederkommen (true story). Und trotzdem: Zwischen all den merkwürdigen Begegnungen gab es auch echte Highlights. Menschen, die ich ohne die App nie getroffen hätte. Gespräche, die berührt haben. Freundschaften, die geblieben sind. Und dafür bin ich sehr dankbar.

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Dating-Apps sind nicht alles – aber sie sind eine Chance

Trotz aller Kritik: Dating-Apps haben unsere Community sichtbarer gemacht. Sie haben Räume geschaffen, in denen queere Frauen sich finden und vernetzen können. Sie sind nicht perfekt. Aber sie sind ein Tool – und wie jedes Werkzeug hängt ihr Nutzen davon ab, wie man sie einsetzt. Wer mit offenen Augen und offenem Herzen unterwegs ist, findet vielleicht nicht immer sofort die große Liebe. Aber manchmal eine neue Freundin. Oder ein kleines Abenteuer. Und manchmal auch einfach nur eine gute Story für den nächsten Stammtisch, den ich übrigens nicht über Dating-Apps, sondern über Bumble for Friends gefunden habe. Wer einfach Gleichgesinnte treffen möchte, kann auch auf freundschaftlicher Basis suchen. Wenn sich daraus später mehr entwickelt – umso schöner. Man hat sich dann ganz entspannt bei gemeinsamen Aktivitäten kennengelernt, ohne den klassischen Dating-Druck.

Fazit: Swipen mit Herz und Verstand

Dating-Apps sind weder der Himmel noch die Hölle der modernen Liebe. Sie sind eine Möglichkeit unter vielen, sich auf die Suche zu machen – nach anderen, nach sich selbst, nach Momenten, die bleiben. Und manchmal reicht ein einziger Swipe nach rechts, um ein ganz neues Kapitel im Leben aufzuschlagen. Solche Liebesgeschichten? Die gibt es – wirklich.

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